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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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getrockneten Pflanzen vom deutschen Parlament heute als Frühstückscerealien eingestuft und sollten somit Teil einer jeden gesunden Ernährung sein.«
    »Nach Kritik von Vertretern der Rüstungsindustrie«, sage ich, »beschloss der Bundessicherheitsrat heute, dass die von deutschen Herstellern angebotenen multiplen Wirksysteme gegen weiche Ziele als Feuerwerk eingestuft werden und damit von der Konvention zur Ächtung der Streumunition nicht betroffen sind. Allerdings dürfen die Wirksysteme nur um Silvester herum verkauft werden, plus/minus 182 1/2 Tage.«
    »Ein Sprecher des Kriegs-, äh, Verteidigungsmysteriums erklärte heute auf Nachfrage, dass es sich beim Afghanistankrieg nicht um einen verlorenen Krieg handeln könne, da die Bundesregierung von Anfang an betont habe, dass es sich bei diesem Krieg gar nicht um einen Krieg handele, sondern um einen Bundeswehr-Betriebsausflug. Wenn überhaupt, handele es sich also nicht um einen verlorenen Krieg, sondern höchstens um einen misslungenen Betriebsausflug. Dass Deutschland Kriege verliere, sei auch so was von 20. Jahrhundert.«
    Endlich bekommen wir unsere Pizzen und schlendern los in Richtung Freiheitsstatue.
    »Der Obama«, sagt das Känguru, »der ist ja eigentlich einer von den Guten, nur lassen ihn die anderen nicht.«
    »Witzig«, sage ich.
    »Nein, nein«, sagt das Känguru. »Ich meine das ernst. Der kann nicht, wie er will. Aber der ist Jurist. Darum macht der so Tricks.«
    »Wie bitte?«
    »Na, du musst das mal zu Ende denken«, sagt das Känguru. »Wenn du jetzt zum Beispiel zwei oder mehr Teelöffel Tomatensauce essen würdest …«
    »Ja?«
    »Dann enthältst du die ja.«
    »Und?«
    »Bist dann also per definitionem ein Gemüse.«
    »Und?«
    »Es gibt keine Gemüserechte!«, sagt das Känguru. »Jetzt muss er nur noch anordnen, dass die Leute in Guantanamo einfach jeden Tag Spaghetti mit Tomatensauce zum Mittag kriegen. Dann ist das Lager rechtlich kein Thema mehr.«
    »Dieser schlaue Fuchs.«
    Das Känguru blickt sich um.
    »Ich glaube übrigens, dass wir uns verlaufen haben«, sagt es.
    »Kein Problem«, sage ich und hole mein Handy aus der Tasche. »Ich ruf mal kurz bei der NSA an. Die wissen bestimmt, wo wir sind …«
    Ich wähle die Nummer der Hotline.
    Tuuut … Tuuut … Krk. » Navigation Service of America «, sagt die freundliche Frau am Telefon. » Wie kann ich Ihnen helfen ?«
    »Ja … äh, hören Sie«, sage ich. »Schön, dass Sie zufälligerweise deutsch sprechen. Äh … Wir äh … möchten zur Freiheit … äh … Freiheitsstatue, aber wir haben uns total verlaufen.«
    » Einen Moment bitte, ich orte Sie kurz … ah ja … ich sehe Sie … also, da laufen Sie leider ganz falsch … einfach mal umdrehen und ein gutes Stück in die entgegengesetzte Richtung gehen, dann kommen Sie zur Fähre .«
    »Vielen Dank!«, sage ich und winke.
    » Gerne «, sagt die Frau. »Winke, winke!«
    »Moment!«, ruft das Känguru und hält ein Passfoto in die Luft. »KENNEN SIE DIESEN PINGUIN?«
    »Eine Sekunde«, sagt die Frau. »Ich zoome ran … Oh … Es tut mir leid … Ich sehe gerade, Informationen über unseren neuen Controller sind top secret. Sorry. Tschüssi.«
    KRK.

»We hold this truth to be self-evident, that all men are created evil.« 7
    7 Die Kapitelüberschriften nehmen auch erschreckende Ausmaße an. (Anm. des Lektors)
    Aus Lord Of The Things von J.R.R. Ewing
    Von den hohen Sicherheitsmaßnahmen rund um die Freiheitsstatue abgeschreckt, schlendern wir unerledigter Dinge zurück zur Wall Street. Zwei Halbstarke überholen uns. Zufälligerweise sprechen sie deutsch.
    »Ey, Alter, ich hab gehört, Standard & Poor’s hat letztens deine Mutter abgewertet«, sagt der Dicke.
    »Na und?«, fragt der Lange. »Dafür hat Moody’s meine Freundin als Doppel-D eingestuft.«
    »Die fortschreitende Ökonomisierung der Gesellschaft nimmt erschreckende Ausmaße an«, sagt das Känguru.
    Ich nicke.
    »Was’n eigentlich Moody’s ?«, fragt der Lange.
    »Ich glaube, so heißt der Irish Pub hier in der Straße«, sagt der Dicke. Dann verschwinden sie aus meiner Hörweite.
    Das Känguru bleibt vor einem Kiosk stehen.
    »Do you have Schnapspralinen?«, fragt es den Verkäufer.
    Der Verkäufer blinzelt nur.
    »It’s a kind of Praline with Schnaps!«
    Der Verkäufer reagiert nicht.
    »S C H N A P S P R A L I N E N!«, sagt das Känguru noch mal laut und deutlich.
    Der Verkäufer deutet auf einen Button an seiner Hemdtasche. Darauf steht: »I hate

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