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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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Agent, als wir den großen Studiokomplex betreten.
    »Gleich nach meinem ersten erfolgreichen Film suche ich mir einen neuen Agenten«, sage ich. »Einen, dessen Englischkenntnisse sich nicht auf ›out of office‹ und ›fuck you‹ beschränken.«
    »Manche Leute kommen nur mit ›fuck you‹ durch ihr ganzes Leben«, sagt das Känguru.
    »Wenzel hatte mir eine Wegbeschreibung geschickt, aber ich habe sie aus Versehen von meinem Telefon gelöscht«, sagt mein Agent. »Meine Finger sind irgendwie zu dick für den Tatschskrien.«
    »Warum ist Wenzel Skowronek eigentlich nicht mehr bei dir unter Vertrag?«, frage ich.
    »Ich frage mich bis heute warum, aber gleich nach seinem ersten erfolgreichen Film hat er sich einen anderen Agenten gesucht.«
    »Understandable, understandable«, singe ich vor mich hin.
    »Wie?«, fragt mein Agent.
    »Nichts«, sage ich. »Nur ein Ohrwurm.«
    Ich frage nach dem Weg, und wir werden in eine große Halle geführt. Drinnen wuseln ganz viele Menschen um einen sehr kleinen Schauspieler und eine sehr leicht bekleidete Schauspielerin herum, die vor einer grünen Wand stehen.
    »I stood eye to eye with the faceless terror«, sagt der kleine Schauspieler gerade. »I have wrestled with the poisonous slime gnomes of Glubsch and have been riding the giant spider Gorocola, but I’ve never had such fear as now, when I want to ask you: Would you go to the prom with me?«
    »I can not!«, sagt die Schauspielerin, den Tränen nahe. »The king of the lost city, my pimp, wants me to go with Brian, the son of Dragondoel the pale blue wizzard!«
    Das Känguru ist hin und weg.
    »Schant’al!«, murmelt es entrückt.
    Irgendwo ruft jemand: »Cut!«
    Ein Assistent kommt und geleitet mich und meinen Agenten in das Büro des Produzenten.
    »Sank you sat you meeting us!«, sagt mein Agent. »We knowing you time is little …«
    »Zufälligerweise spreche ich Deutsch«, sagt der Produzent.
    »Äh … danke, dass Sie uns diese Audienz …«
    Der Produzent tut so, als hätte er eine unsichtbare Fernbedienung in der Hand, drückt drauf und sagt: »Fast forward.«
    »Äh wie?«, fragt mein Agent.
    »Vorspulen«, sagt der Produzent. »Erzählen Sie mir Ihre Idee. Meine Zeit ist klein.«
    »Klar, klar«, sage ich. »Eine Endzeit-Story.«
    »Teuer«, sagt er.
    »Ja … äh … also, es gibt keine Länder mehr, sondern nur noch Konzerne. Die Leute haben keine Staatsangehörigkeit mehr, sondern nur noch eine Konzernangehörigkeit.«
    »Massives Product-Placement«, sagt der Produzent. »Sehr gut.«
    »Aber es gibt nicht mal mehr richtige Konzerne«, sage ich, »es gibt nur noch sogenannte ›failing corporations‹.«
    »Zu verkopft«, sagt der Produzent. »Ich warte noch drei Sekunden auf eine zündende Idee. Drei, zwei …«
    »Es ist eine Endzeitkomödie!«, rufe ich. »Die Leute sind total glücklich, dass alles kaputt ist.«
    »Lesen Sie mir den Anfang vor.«
    Ich tue, wie mir geheißen:
    »Eine Frau und ein Mann sitzen vor einer Ruine. Zahlreiche Kinder spielen auf einer Müllkippe.
    DIE FRAU
    Schau nur, wie glücklich die Kinder spielen. So kreativ und naturverbunden. Denen geht’s gut. Wenn ich da an unsere Kindheit denke … Wir hatten ja früher alles.
    DER MANN
    Und der Überfluss machte alles so beliebig.
    DIE FRAU
    Unsere Kinder hingegen sind schon total glücklich, wenn sie mal was zu essen bekommen.
    In der Ferne hört man ein Signal.
    DIE FRAU
    Die Kinder müssen los.
    DER MANN
    (rufend)
    McDonald, Lipton, Magnum, Johnson und Johnson.
Auf geht’s!
    DIE FRAU
    (rufend)
    Auch ihr, Sony, Nike, KitKat, Pampers, Pringles, Prozac, Viagra, Yahoo, Carefree, Dove und Rexona. Macht euch frisch und geht in die Fabrik.
    DIE KINDER
    Ist gut, Mommy. Bis morgen früh.«
    Der Produzent drückt auf seine imaginäre Fernbedienung: »Stopp.«
    »Wie?«
    »Erzählen Sie mir das Ende.«
    »Ach so. Na, am Ende kommt raus, dass alle nur deswegen so happy sind, weil haufenweise Stimmungsaufheller ins Trinkwasser gemischt werden. Aber die Leute, die das rausfinden, sind so gut drauf, dass es ihnen egal ist.«
    »I’ll call you. Don’t call me«, sagt der Produzent. »I’ll be out of office.«
    »Wie? Was?«, frage ich.
    »Er sagte, er sei ›aut off offiss‹«, sagt mein Agent. »Das bedeutet ›fack ju‹.«
    »Ich habe noch eine andere Idee!«, rufe ich.
    »Stopp«, sagt der Produzent und drückt auf seine imaginäre Fernbedienung.
    »Könnten Sie das bitte lassen?«, frage ich. »Das ist irgendwie

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