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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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war stehen geblieben und hatte sich mit einem breiten Grinsen zu ihr umgewandt. Nur wenige Schritte trennten ihn noch von Gottfried Hoffmann. Sein Gesicht und seine Haare waren blutverschmiert. Ein Lappen Haut hing von seiner linken Backe wie ein Fetzen herunter.
    Langsam, um nicht das Gleichgewicht auf der Brüstung zu verlieren, drehte er sich wieder zu dem Apfelweinwirt herum.
    »Na, komm schon, du feiges Muttersöhnchen!«, brüllte dieser und schwang drohend seine Axt.
    »Nichts für ungut, Gottfried, aber jetzt ist ein für alle Male Schluss mit deinen Mätzchen!«
    Justus’ Stimme hatte einen jovialen Tonfall angenommen. Immer näher rückte er dem axtschwingenden Mann, der sich nur mit einer Hand am Pfeiler des Kreuzes festhielt und sich mit dem Oberkörper weit über den Main hinauslehnte.
    »Du hast mich ruiniert, du blöde Fotze! Von Anfang an hast du rumgestänkert und gegen mich intrigiert. Du wolltest mir Elisabeth nicht gönnen.«
    Ohne jede Vorwarnung holte Gottfried Hoffmann mit dem Arm aus und schleuderte seine Axt in Johannas Richtung.
    Sie sah das blitzende Metall auf sich zufliegen, hörte Justus’ entsetzten Schrei und Gottfrieds hämisches Lachen – und ließ sich der Länge nach auf den Boden fallen. Wie ein Baum, der vom Blitz gefällt wurde. Mit den Händen konnte sie ihren Sturz gerade noch abfedern. Sie spürte den harten Schotter des Brückenbelags unter ihren Fingern. Das war knapp! Eine Sekunde später, und die Axt hätte sie mitten ins Gesicht getroffen.
    Ganz langsam richtete sie den Kopf auf. Sie versuchte den Schmerz in ihren Händen zu ignorieren und stützte sich vorsichtig auf die Ellbogen, um eine bessere Sicht zu haben. Ihr Blick fiel genau auf Gottfried Hoffmann, der mit den Armen in der Luft ruderte und um sein Gleichgewicht kämpfte.
    Im selben Moment, als Justus von Zimmer mit einem tollkühnen Satz auf ihn zuschnellte, stürzte der Apfelweinwirt vom Brückengeländer und fiel brüllend in die Tiefe.

35. KAPITEL
    R ot, alles war rot. Der Bär hatte sein großes Maul geöffne t u nd ließ sie tief in seinen stinkenden Rachen mit den gelben Zahnstummeln hineinblicken. Seine Pranken mit den scharfen Krallen befanden sich dicht über ihrem Kopf. Gleich würden sie niedersausen und sie mitten im Gesicht treffen …
    »Hanne!«
    Johanna fuhr hoch. Vor ihr stand Elisabeth, in einen weiten orientalischen Mantel gehüllt. In der einen Hand hielt sie eine Laterne, in der anderen einen Schlüssel. Sie sah erschrocken aus.
    »Hanne, was machst du hier um diese Zeit noch? Wie siehst du bloß aus? Was ist passiert?«
    Johanna sah erst jetzt die Verwüstung, die sie angerichtet hatte. Das Tintenfass mit dem Rot aus Färberkrapp war umgekippt und über ihren Rechnungsbüchern auf dem langen Tisch in der Gaststube ausgelaufen. Die Feder lag mit abgebrochener Spitze auf dem Boden. Auch sie war blutig rot, als wäre sie gerade einer frisch geschlachteten Gans ausgerupft worden. Das Fass mit der schwarzen Eisengallustinte stand so dicht an der Tischkante, dass es jeden Moment auf den Boden fallen konnte. Etwas Feuchtes rann Johannas Wange hinunter. Sie wischte mit der Hand darüber. Rot. Auch in ihren Ausschnitt fielen einzelne Tropfen.
    »Ich muss eingeschlafen und mit dem Kopf auf den Tisch gesunken sein«, murmelte sie erschöpft.
    Ihre ganze Arbeit war umsonst gewesen. Zumindest die Spalte mit den Ausgaben, die sie mit roter Tinte gefüllt hatte, Zahl für Zahl, war vollkommen unleserlich geworden. Auch sonst sah die große Kladde, die sie für ihre Buchhaltung benutzte, nicht mehr wirklich ansehnlich aus. Sie hatte die Kunst der Buchhaltung mühsam erlernt, und nur wenn sie verschiedene Farben einsetzte, hatte sie wirklich das Gefühl, den Überblick zu behalten. Früher hatte sie ihre Tinte von Jehuda bezogen. Noch immer hatte sie den würzigen, schweren Duft seiner parfümierten Tinten in der Nase. Inzwischen war sie Kundin bei Henriette Schley von gegenüber, deren Tinten zwar einwandfrei schrieben, aber nicht besonders gut rochen.
    »Wie spät ist es?«, fragte sie die Freundin.
    Elisabeth blickte sie kopfschüttelnd an.
    »Gleich drei Uhr. Du solltest längst im Bett sein. War doch ein anstrengender Tag heute, oder?«
    »Ja, natürlich war es anstrengend, wie die ganzen letzten Tage schon, seit Justus als Vorleser ausfällt und du ständig bei Ludwig bist statt in der Küche!«
    Johannas Stimme hatte vorwurfsvoller geklungen als beabsichtigt, aber letztlich war genau das ihre

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