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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Mischung aus Hanswurst und Held, kam bei einem jungen Mädchen vermutlich gut an. Aber würde er für Margarethe auch echte Gefühle aufbringen können? Und selbst wenn: Was brachten in einem solchen Fall Gefühle, wenn man von so unterschiedlichem Stand war? Justus’ Familie würde eine derartige Mesalliance ganz gewiss niemals zulassen. Entweder sie würden den abweichlerischen Filius enterben oder ihn so unter Druck setzen, dass er Margarethe fallen ließ wie eine heiße Kartoffel. Das Kind war doch noch so jung! Und so verletzlich! Wenn Justus mit ihrer Tochter spielte, würde sie ihn umbringen, das war klar. Johanna spürte, wie sich der Zorn in ihr regte, ein vorausschauender Zorn für die Zukunft. Dass sich indes ein Mann für Margarethe begeistern konnte, war nicht so abwegig, das musste sie zugeben. Wie sie da so vor ihr stand, mit ihrem leicht geöffneten, fein geschwungenen Mund und den weiten blauen Augen, wirkte sie in der Tat verführerisch.
    »Mutter, was starrst du mich so an? Bitte, beeil dich! Nachher geht der Mann wieder, wenn du nicht endlich kommst! Ich glaube nicht, dass er viel Zeit hat. Und es ist doch so wichtig! Bestimmt kann er Justus …«
    Wieder brach ihre Stimme ab. Sie wandte sich ab, aber Johanna hatte dennoch gesehen, wie ihre Augen feucht geworden waren.
    Schnell schlüpfte sie in ihre Pantinen und band sich ihre Haube um.
    »So, fertig. Lass uns runtergehen«, sagte sie aufmunternd und drückte Margarethes Hand.
    Als sie die Gaststube betraten, in der um diese Uhrzeit erst ein paar vereinzelte Gäste saßen, Kaffee tranken und Zeitung lasen, war der Mann mit der hohen Stirn tatsächlich noch da. Er hatte sich auf Ludwig Halderslebens Stammplatz gesetzt und plauderte munter mit Elisabeth.
    Johanna musste lachen. Die Freundin sah heute wirklich wieder großartig aus! Sie hatte eine der weiten Pluderhosen aus zimtfarbener Seide angezogen, die Zehra eigentlich für Schosch gedacht hatte, und darüber einen weiten roten Mantel, der mit einem breiten, edelsteinbesetzten Ledergürtel zusammengehalten wurde, als Kleid drapiert. Auf dem Kopf trug sie ein locker um ihren Zopf geschlungenes Tuch in der Farbe der Pluderhose. Sie schien bestens aufgelegt zu sein, und weder ihr rosiger Teint noch ihre strahlenden Augen ließen vermuten, dass sie in der Nacht kaum geschlafen hatte. Die Gaststube sah picobello aus, und nicht ein einziger roter Tintenklecks verriet ihr, Johannas, Missgeschick vom Vorabend.
    Der Mann brach in schallendes Gelächter aus, als hätte Elisabeth einen guten Witz gemacht, wurde aber sofort wieder ernst, als Johanna auf ihn zutrat.
    »Ich bin Johanna Berger«, sagte sie und reichte ihm die Hand. »Ich glaube, wir kennen uns bereits …«
    Er stand auf und ergriff ihre ausgestreckte Rechte.
    »Ortfried von der Lohe«, stellte er sich vor.
    Er schaute sich um, als wollte er sich vergewissern, dass sie keine unerwünschten Zuhörer hatten.
    Johanna hatte ihren Arm um Margarethe gelegt, um zu zeigen, dass sie keine Geheimnisse vor ihr hatte.
    »Meine ältere Tochter, Margarethe Berger«, sagte sie kurz.
    »Margarethe Berger?« Ortfried von der Lohe betrachtete das Mädchen prüfend aus seinen kleinen Augen. »Ich habe schon von Ihnen gehört, junges Fräulein«, sagte er lächelnd. »Justus hat mir von Ihnen erzählt.« Er wandte sich wieder an Johanna. »Ich bin ein Freund von Justus von Zimmer, müssen Sie wissen. Seinetwegen bin ich hier. Aber in inoffizieller Mission, nicht als Angehöriger des Rats.« Wieder ließ er seinen Blick durch die Gaststube schweifen, als hätte er Angst, sie würden belauscht. »Sie wissen, was man Justus vorwirft, oder?«
    Johanna nickte stumm. Sie hatte noch immer den Arm um Margarethe gelegt und drückte nun kurz ihre Schulter.
    »Wenn es uns nicht gelingt, Justus’ Unschuld zu beweisen, kommt er nie mehr aus dem Kerker raus. Oder Schlimmeres noch. Auf Mord steht bekanntlich die Todesstrafe!«
    Johanna spürte, wie Margarethe neben ihr zusammenzuckte.
    »Aber ich habe doch gesehen, dass es ein Unfall war!«, rief sie empört. »Gottfried Hoffmann hat das Gleichgewicht verloren, nachdem er eine Axt auf mich geschleudert hat. Um ein Haar hätte er mich umgebracht! Was kann Justus dafür, dass Hoffmann so dumm war, sturzbetrunken aufs Brückengeländer zu klettern?!«
    »Psst, nicht so laut!« Der Mann mit der hohen Stirn legte sich einen Finger auf den Mund. »Genauso hat ja auch Justus selbst den Hergang geschildert. Doch nun hat sich die

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