Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
Vom Netzwerk:
nie an Geister geglaubt, aber konnte man sich da wirklich ganz sicher sein? Falls das Geräusch von Elisabeth kam, hieß das zumindest, dass sie nicht tot war.
    » Bitte, lass sie am Leben sein! « , murmelte sie vor sich hin und hob ihr Gesicht in Richtung Himmel.
    Ein Haufen altes Gerümpel versperrte ihr plötzlich den Weg. Etwas, das aussah wie ein Pflug, eine Schubkarre mit nur einem Rad, mehrere übereinandergestapelte Bänke, eine Weinpresse und das Hinterrad einer Kutsche konnte sie in dem schlechten Licht ausmachen.
    Sie hob die Laterne zwischen die Fässer, um dort nach einem Durchgang zu suchen. Wenn sie den Bauch einzog, würde sie es vielleicht gerade so schaffen, sich zwischen den Fässern hindurchzuzwängen. Hingegen das Gerümpel aus dem Gang zu räumen würde ewig dauern, vorausgesetzt, sie konnte die schweren Gegenstände überhaupt vom Fleck bewegen.
    »Wie sieht es aus?«, rief Ännchen von oben.
    Johanna war erleichtert, ihre Stimme zu hören. Sie wandte ihr Gesicht zu dem hellen Lichtfleck am Ausgang und rief:
    »Hier steht zu viel im Weg, ich komme nicht durch! Ich muss mich durch die Fässerreihen quetschen.«
    Zwischen den Fässern war ihr noch unheimlicher zumute. Etwas quiekte zu ihren Füßen, und sie zog entsetzt das Bein zurück. Nur eine Ratte, beruhigte sie sich selbst. Auf den Fässern lag eine dicke Staubschicht, als wären sie schon seit Jahrhunderten nicht mehr von der Stelle bewegt worden.
    Vor ihr tauchte eine Mauer auf. Das musste die Hauswand sein, sie hatte also das Ende des Kellers erreicht. Eine Fledermaus hing kopfüber an der Decke. Sie kam sich vor wie in einem Irrgarten. Umdrehen konnte sie sich nicht in dem engen Zwischenraum. Schon wieder hatte sie das Gefühl, dass ein Tier zwischen ihren Beinen umherhuschte.
    Sie ging ein paar Schritte rückwärts und wandte sich dann in die Richtung parallel zu der Stelle im Gang, die mit Gerümpel vollgestopft war. Sie musste um das Gerümpel herumkommen, vermutete sie doch, dass es absichtlich dorthin geräumt worden war, um den Zugang zu Elisabeths Aufenthaltsort zu versperren. Oder den Ausgang.
    »Ist alles in Ordnung da unten?«, ertönte Ännchens bebende Stimme wie aus weiter Ferne.
    »Ja, alles in Ordnung, ich muss nur hier durchfinden!«
    Plötzlich stand Johanna wieder auf dem breiten Gang, und das kratzende Geräusch setzte erneut ein. Sie hob die Laterne in die Höhe, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Vor ihr befand sich eine riesige alte Truhe mit wertvollen Schnitzereien, ein Ebenbild der Truhe oben in der Küche. Das Kratzen schien aus dem Inneren der Truhe zu kommen.
    »Elisabeth«, flüsterte sie fassungslos. »Bist du das?«
    Die Freundin musste sich in der Truhe befinden, kein Zweifel! Gottfried hatte seine Frau bei lebendigem Leib in einen Sarg gesperrt!
    Mit stockender Stimme gab Johanna ihren Fund an Ännchen weiter, die ihr eilfertig zurief:
    »Dann müssen Sie den Deckel anheben!«
    »Das lässt sich leicht sagen, wenn man sich dort oben in Sicherheit befindet!«, blaffte sie zurück.
    Sie streckte eine Hand aus und versuchte vorsichtig den Deckel anzuheben. Abgeschlossen. Was, wenn die Truhe am Ende doch voller Ratten war, die ihr ins Gesicht sprängen, kaum dass sie die Freiheit erlangt hätten?, fragte sie sich unwillkürlich. Aber das Kratzen hatte sich verstärkt, nachdem sie einmal probiert hatte, den Deckel zu öffnen. Es konnte nur Elisabeth sein!, sagte sie sich. Die Freundin hatte sie gehört und versuchte nun, wahrscheinlich mit letzter Kraft, auf sich aufmerksam zu machen.
    Johanna leuchtete mit ihrer Laterne an der Truhe entlang, um nach einem Schloss zu suchen. Und tatsächlich: Der Schlüssel steckte. Er war rostig und fast eine Elle lang. Sie musste die Laterne abstellen und mit beiden Händen den Schlüssel bewegen, so schwer war er umzudrehen. Kaum war das Knacken des Schließmechanismus zu hören, begann sich der Deckel der Truhe langsam wie von selbst zu heben. Erschrocken sprang Johanna zurück. Um ein Haar hätte sie die Laterne umgestoßen. Das hätte ihr gerade noch gefehlt, dass sie in diesem gespenstischen Keller im Dunkeln stand!
    Ein leises Röcheln drang durch den Spalt zwischen Truhe und Deckel. Johanna sah, wie sich dieser ein paarmal auf und ab bewegte, bevor er krachend wieder zufiel. Elisabeth oder welches Gespenst auch immer sich in diesem verdammten Sarg befand, schaffte es nicht, alleine von innen den Deckel aufzustemmen! Kurz entschlossen trat Johanna auf

Weitere Kostenlose Bücher