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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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auf die Wangen geküsst und immer wieder überschwänglich seine Rührung und Begeisterung zum Ausdruck gebracht hatte, war seine Frau dran. Auch sie war in ihrer Freude, die schöne junge Frau aus Francoforte bei sich willkommen heißen zu dürfen, kaum zu bremsen.
    Schließlich legte sie resolut ihren Arm um Johannas Schultern und steuerte sie in Richtung Arkaden.
    »Du solltest dich jetzt ein wenig ausruhen, amore , du bist bestimmt todmüde, nicht wahr? Doch vorher trinken wir noch einen schönen Caffè!«
    Ein junger Mann, der trotz seiner Windhundstatur eine auffällige Ähnlichkeit mit Floriano aufwies, war vor der Eingangstür des Caffè Florian in einen lautstarken Streit mit Johannas Gepäckträger verwickelt. Noch bevor diese verstanden hatte, was der Grund für den Disput war, hatte sich schon Giuseppina in die Verhandlung eingemischt. Hilfe suchend sah sich der Gepäck träger nun nach Johanna um, aber Floriano zwinkerte ihr nur zu und schob sie rasch durch die Tür ins Innere des Kaffeehauses.
    »Lass das nur Tullio und Giuseppina regeln! Diese Leute versuchen immer, einen über den Tisch zu ziehen, capisci , aber da ist er an die Falschen geraten.«
    Er kicherte zufrieden.
    » Basta, basta! Hör auf mit diesem Getue!«, hörte Johanna Giuseppina noch keifen, dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
    »Setz dich auf die Bank, Giovanna, dann kannst du besser sehen, wie es hier bei uns so zugeht!«
    Mit einladender Geste bot Floriano ihr einen Platz auf dem roten Polster unter einem goldenen Wandspiegel an. Er und Marcello ließen sich auf den beiden kleinen Stühlen ihr gegenüber nieder.
    »Wie schön es ist, die Frau meines geliebten Freundes Adamo hierzuhaben!«, wiederholte Floriano in seiner klangvollen Muttersprache. Dabei grinste er von einem Ohr zum anderen und schaute ihr ungeniert auf den Busen.
    Er strahlte eine gewisse Zwielichtigkeit aus, fand Johanna, aber auf eine nette Art. Sie war überrascht, wie gut sie den Venezianer und auch seine Frau verstand. Das meiste hatte sie zwar aus dem Zusammenhang erraten, aber so schwierig erschien ihr die italienische Sprache nun wahrlich nicht zu sein, als dass sie sie nicht schnell erlernen könnte.
    Endlich hatte der junge Windhund es geschafft, den Gepäckträger abzuwimmeln, und kam ebenfalls hinein. Es dauerte nicht lange, und Giuseppina stellte ein Tablett mit fünf kleinen Espressotassen auf der winzigen Tischplatte ab. Schwerfällig ließ sie sich neben Johanna auf die schmale Bank nieder. Auch Tullio, so der Name des »signorino« , wie seine Mutter ihr stolz erklärte, setzte sich nach kurzem Zieren an ihr Tischchen.
    » È un po’ timido ,ein wenig schüchtern, weißt du?«, flüsterte Giuseppina ihr ins Ohr, laut genug, dass auch ihr Sohn jedes Wort verstehen konnte. »Wenn er eine schöne junge Frau noch nicht kennt, hat er erst mal ein bisschen Angst vor ihr. Non è vero, figlio mio? «
    Sie lachte gutmütig und tätschelte ihrem Sohn die Hand, der an solche Anzüglichkeiten offenbar bereits gewöhnt war und ihr die Indiskretion nicht weiter übel nahm.
    »Ich schulde Ihnen eine Erklärung, Giovanna«, begann der Zauberkünstler schließlich mit ernstem Gesicht, während er vier gehäufte Löffel Zucker in seinen Espresso rührte. »Ihre Feinde haben es tatsächlich geschafft, mir Angst einzujagen. Allerdings ging es dabei nicht um mich … Sie haben mir aufgelauert! Zu dritt waren sie. Pluto war nicht dabei, ich hatte ihn an dem Tag in der Coffeemühle gelassen – sonst hätte er mich natürlich beschützt. Sie haben mir ein Messer an die Kehle gehalten und gedroht, dass sie Ihre Kinder umbringen würden, Giovanna … Ja, Lili und Margarethe!«, bestätigte er mit einem Nicken ihren fassungslosen Blick. »Wenn ich nicht sofort aus Frankfurt verschwinden würde …«
    Er lächelte beschämt, nachdem er den Löffel zur Seite gelegt und einen großen Schluck aus seinem Tässchen genommen hatte.
    Johanna hatte kein Wort gesagt, sondern ihn nur ungläubig angestarrt.
    »Es war ein Fehler, diesen Schurken nachzugeben, das ist mir dann später auch klar geworden«, fuhr der Zauberer fort. »Aber erst mal hat mir das einen solchen Schrecken eingejagt, dass ich sofort abgehauen bin. Und dann konnte ich natürlich nicht mehr zurück.« Schuldbewusst sah er Johanna an. »Später habe ich gedacht, ich hätte Sie wohl warnen müssen. Mich nicht so einfach aus dem Staub machen dürfen, sondern Ihnen irgendwie meine Hilfe anbieten müssen. Es ist

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