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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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einem Dreimaster und einer riesigen Gondel, die nur dem Dogen persönlich gehören konnte, zur Mole ruderte. Galant half er ihr aus der Gondel und zeigte mit der Hand geradeaus:
    »Laufen Sie einfach über die Piazetta auf den Campanile zu, und dort biegen Sie nach links in die Piazza. Das Kaffeehaus von Floriano befindet sich unter den Arkaden der neuen Prokura tien. Sie können es gar nicht verfehlen.«
    Was für eine Erleichterung, wieder festen Boden unter den Füßen zu verspüren! Und wie stolz sie war, ganz allein eine so weite Reise bewältigt zu haben, sie, eine einfache Bauerntochter aus Bornheim! Ach, wenn doch alle sie hier sehen könnten! Am Anfang hatte sie noch schreckliche Angst vor dem Fremden gehabt, das sie erwarten würde, aber dann war ihr nicht das geringste Ungemach geschehen. Und vielleicht gab es ja auch gar nichts, wovor sie sich fürchten musste.
    Während Johanna die Schönheit des Platzes auf sich einwirken ließ, lud schon ein Junge ihre Reisetruhe auf einen Karren und fragte sie nach ihrem Ziel. Sie war sich unsicher, ob sie noch genügend Geld dabeihatte, um den Jungen zu bezahlen. Aber das sollte jetzt nicht ihre Sorge sein. Floriano würde ihr sicher aushelfen.
    »Zum Caffè Florian «, sagte sie zu dem Jungen und eilte hinter dem Karren her.
    Als sie von der Piazzetta auf den Markusplatz einbogen, blieb sie stehen. Verzückt drehte sie sich einmal im Kreis und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was für eine wunderbare Kulisse rings um sie herum! Ehrfürchtig legte sie den Kopf in den Nacken und betrachtete die von der Sonne angeleuchtete Spitze des Campaniles und den dahinterliegenden Markusdom. Dann wandte sie sich wieder um in Richtung Piazza. Ein riesiger schwarzer Hund, groß wie ein Pony, jagte quer über den Platz Hunderten von Tauben hinterher. Wenn sie vor ihm davonflatterten, sah er immer wieder verdutzt, ja fast dümmlich drein, als könnte er nicht verstehen, warum die Vögel nicht mit ihm spielen wollten. Dann entdeckte er Johanna, die ihn ebenfalls erkannt hatte, begann auf einmal enthusiastisch mit dem Schwanz zu wedeln und galoppierte auf sie zu. Ohne sein Tempo abzubremsen, sprang er an ihr hoch, legte seine Pfoten auf ihre Arme und leckte mit seiner großen Zunge über ihr Gesicht. Fast hätte das Ungeheuer sie umgeworfen.
    »Pluto«, sagte sie lachend, »das kann doch nur mein alter Freund Pluto sein!«
    Sie legte die Arme um den Hund, der laut bellte und sich gar nicht mehr beruhigen wollte vor lauter Begeisterung.
    »Pluto, vieni qua!« , hörte sie eine bekannte Stimme, und ein kleiner Mann trat unter den Arkaden hervor. »Was fällt dir ein, fremde Leute einfach so anzuspringen!?«
    »Signor Ranieri!«
    Johanna winkte ihm zu, während sie versuchte, sich aus Plutos immer heftiger werdender Umklammerung zu befreien.
    Sie konnte sehen, wie dem Zauberkünstler vor Überraschung der Unterkiefer herunterklappte, als er sie erkannte. Nach einem kurzen Moment der Besinnung fasste er sich wieder und lief, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, auf sie zu.
    »Signora Giovanna, welch einen Freude!«
    Er drückte sie fest an seine vorgewölbte Brust, um sie dann mit beiden Armen von sich zu halten und von Kopf bis Fuß einer Musterung zu unterziehen, als könnte er es nicht glauben, wirklich sie, Johanna Berger aus Frankfurt, vor sich zu haben.
    Schließlich drehte er sich noch immer kopfschüttelnd um und rief wild gestikulierend in Richtung des Kaffeehauses:
    » Floriano, Giuseppina! Venite, venite! Ihr werdet nicht glauben, wer hier ist: Johanna Berger, die Frau von eurem Freund Adam aus Frankfurt!«
    Er wandte sich wieder Johanna zu und flüsterte ihr auf Deutsch zu:
    »Wie ist es Ihnen ergangen, Giovanna? Tutto a posto? Ich erkläre Ihnen später, warum ich so schnell aus Frankfurt abgereist bin. Es ging nicht anders, ich musste es tun.«
    Johanna nickte, während sie neugierig dem kleinen dicken Mann und der noch kleineren und dickeren Frau entgegensah, die mit ausgestreckten Armen auf sie zugelaufen kamen.
    Floriano war trotz seiner untersetzten Figur und seines schütteren Haars ein durchaus stattlicher Mann. Seine Frau war einen Hauch zu blond und ihre Kleidung so eng geschnitten, dass sich überall kleine Fettwülste abzeichneten.
    Beide begrüßten Johanna mit großer Herzlichkeit auf Italienisch.
    » Non è vero! Die Frau von Adamo, meinem geliebten Freund aus Francoforte! Benvenuta, tesoro, willkommen in Venedig!«
    Nachdem Floriano Johanna viermal

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