Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.
erntete Heinrichs Nachfolger Konrad II. die Früchte dieser Politik. 1032/33 fiel Burgund an die deutschen Könige, die fortan über drei Königreiche herrschten: Deutschland, Italien, Burgund. Noch Friedrich I. Barbarossa und Karl IV. ließen sich 1178 und 1365 in Arles zu Königen von Burgund krönen.
Nur mit Mühe gelang dagegen die Behauptung in Italien. Bischof Leo von Vercelli, schon ein treuer Parteigänger Ottos III., rief Heinrich II. in den Süden: «Heinrich, laufe, eile, alle warten auf Dich!» Doch das war übertrieben, denn 1002 hatte sich Arduin (von Ivrea) als König von Italien etabliert und die ottonische Herrschaft fürs Erste beendet. Auf einem Italienzug ließ sich Heinrich II. zwar am 14. Mai 1004 vom Erzbischof von Mailand in Pavia zum König der Langobarden krönen, vermochte sich aber im Süden nicht zu behaupten. Erst ein Papstschisma von 1012 spielte ihm das Heft des Handelns in die Hand. Eingeladen von Papst Benedikt VIII. (1012–1024) zog Heinrich im Herbst 1013 über die Alpen, feierte das Weihnachtsfest in Pavia und empfing mit seiner Gemahlin Kunigunde am 14. Februar 1014 im römischen Petersdom Salbung und Krönung. Beim Empfang hatte ihm Papst Benedikt VIII. einen kostbaren, mit einem Kreuz geschmückten Reichsapfel übergeben, das Symbol der christlichen Weltherrschaft.
Die zukunftsträchtige Mischung von feierlicher Krönung und blutigen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Römern hielt Thietmar von Merseburg fest: «Am Sonntag, dem 14. Februar, begab sich der von Gottes Gnade ruhmwürdige König Heinrich mit seiner geliebten Gemahlin Kunigunde zur Kirche St. Peter, wo ihn der Papst erwartete; ihn umgaben zwölf Senatoren, von denen sechs nach geheimnisvollem Brauch rasiert, die anderen mit wallendem Bart auf Stäbe gestützt einher schritten. Bevor man ihn einließ, legte ihm der Papst die Fragevor, ob er ein verlässlicher Schirmer und Schützer der römischen Kirche sein wolle, ihm und seinen Nachfolgern in allem getreu; das bejahte er mit demütigem Bekenntnis. Daraufhin empfing er mit seiner Gemahlin durch den Papst Salbung und Krone. Seine frühere Krone aber ließ er über dem Altar des Apostelfürsten aufhängen. Am gleichen Tag gab ihm der Papst im Lateran ein glänzendes Festmahl. Acht Tage später jedoch entstand zwischen den Römern und den Unsrigen ein heftiges Handgemenge an der Tiberbrücke, in dem auf beiden Seiten nicht wenige fielen; erst die Nacht trennte sie schließlich.»
Noch ein Jahr brauchte der «größte und göttliche Augustus», der «klügste der Könige und strahlendste Kaiser» (Abt Odilo von Cluny), bis er sich endgültig in Italien durchgesetzt hatte. 1015 gab König Arduin auf und trat in ein Kloster ein. Die Kooperation zwischen Kaiser und Papst erfuhr während einer Reise Benedikts VIII. 1020 nach Bamberg und Fulda sinnfälligen Ausdruck, dem ersten Zug eines Papstes ins Land nördlich der Alpen seit 799 und 833. Die gegenseitigen Ehrerbietungen fanden ihre Höhepunkte, als der Papst im Bamberger Dom das Osterfest zelebrierte, eine Woche später das Bamberger Kollegiatstift St. Stephan weihte und die kaiserliche Stiftung des Bistums Bamberg bestätigte. Der Kaiser erneuerte und vermehrte in einer großen Schutzurkunde
(Heinricianum)
die Versprechungen seiner Vorgänger an die römische Kirche und fügte das Kloster Fulda hinzu.
Solche Ehrungen steigerten das imperiale Selbstbewusstsein. Zwei Urkunden wurden von der kaiserlichen Kanzlei mit goldenen Metallsiegeln versehen. Eines hat sich an der Bestätigungsurkunde für das Benediktinerinnenkloster Göß (heute Leoben/Steiermark) erhalten, die erste überlieferte Goldbulle eines mittelalterlichen Kaisers. Mit dem Papst war der apulische Fürst Ismahel/Melus nach Bamberg gekommen. Er stiftete dem Kaiser den im Bamberger Domschatz erhaltenen Sternenmantel mit der rühmenden Umschrift: «Oh Zierde Europas, Kaiser Heinrich, selig bist Du; Deine Herrschaft mehre Dir der König, der herrscht in alle Ewigkeit.» Ziel solcher Schmeicheleien war die Aufforderung zu einem Zug nach Süditalien. Er führteHeinrich II. 1021/22 bis nach Troia in Nordapulien und nach Montecassino. Doch die kaiserliche Autorität vermochte sich dort nicht zu behaupten, so dass diese Militäroperationen auch die erlöschende Expansionskraft des Imperiums spiegelten.
Die Kaiserkarriere des Nachfolgers verlief zügiger. Konrad II. (1024–1039) wurde 1024 deutscher König, 1026 König der Langobarden, am Osterfest
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