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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Symptome einer schweren Erkrankung des Reichsorganismus in Erscheinung treten. Am auffälligsten war die soeben angesprochene
     Wechselwirkung zwischen dem Kampf gegen äußere und innere Feinde oder zwischen Grenz- und Selbstverteidigung, die das Kaisertum
     zermürbte, die Wehrkraft zersetzte und dem Ansehen des Reiches schadete. Sodann fiel das Verhalten der Einwohner von Emona/Laibach/Ljubljana
     (Slowenien), der ersten zu Italien zählenden Stadt, die Maximinus Thrax von Sirmium kommend erreichte, in die Augen: Sie hatten
     alles zerstört, was dem durchziehenden Heer hätte nützlich sein können und waren unter Mitnahme von Habe, Nahrung und Vieh
     geflohen (Herodian. 8, 1, 4). So groß war die Angst vor einem Heer, das zwar als römisches galt, dessen viele fremde Bestandteile
     aber diesen Charakter weitgehend verwischten, und vor einem Kaiser, der sein barbarisches Naturell nicht verleugnete! Schließlich
     führte die von Septimius Severus etablierte Vorherrschaft des Militärs in einen Teufelskreis: Sie zwang den Kaiser zu finanziellem
     Druck auf die ‘Zivilbevölke rung ’, der aber durch die ebenfalls seit Septimius Severus bestehende Verklammerung derselben mit den jeweiligen Garnisonen (oben
     S. 192) auf das Militär zurückwirkte und Unzufriedenheit hervorrief, die im Falle des Maximinus Thrax so groß war, daß sie
     vor Aquileia zu seiner Ermordung durch Soldaten der in Italien stationierten
legio II Parthica
führte (Herodian. 7, 3, 6 + 8, 5, 8).

|209| Die Tyrannis des Maximinus Thrax war sozusagen ein Menetekel für Gordian III., dem der Prinzipat nach dem ‘Zwischenspiel’
     des Pupienus und Balbinus zufiel. Die Berater des 13jährigen Jünglings ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, die Leitlinien
     der neuen Regierung als ‘Kontrastprogramm’ erscheinen zu lassen. So wurde im Namen des Kaisers die Beeinträchtigung des einzelnen
     durch Delationen als „den Grundsätzen meiner Zeit widersprechend“ gebrandmarkt (Cod. Iust. 10, 11, 2). Städte erhielten ihre
     Privilegien bestätigt (Aphrodisias/Asia: Année épigr. 1969   /   70, 599), Dörfern wurde Förderung versprochen (Inschr. von Scaptopara/Thracia [oben S. 207]: Zeile 11   –   15). Im Jahre 241 trat C. Furius Timesitheus, zum
praefectus praetorio
ernannt, sozusagen als Reichsverweser neben Gordian, mit dem er sich auch verwandtschaftlich verband (Heirat Gordians mit
     Tranquillina, Tochter des Timesitheus). Mit großer Tatkraft und bemerkenswertem Geschick leitete der in den Fünfzigern stehende
     Timesitheus die Reichsangelegenheiten, so daß der Prinzipat des heranwachsenden Gordian von einem gewissen Glanz erfüllt wurde
     (Hist. Aug. Gord. 31, 4   –   6). Zu den bevorzugten Helfern des
praefectus praetorio
gehörten die Brüder M. Iulius Philippus und C. Iulius Priscus aus Arabien. Von ihnen wurde der erstere 243 Nachfolger des
     auf dem Perserfeldzug verstorbenen Timesitheus und zog seinen Bruder als Kollegen nach. Als Philippus dann nach dem Tode Gordians
     244 zum Kaisertum gelangte, stand Priscus ihm als alleiniger Prätorianerpräfekt zur Seite. So verband eine eigenartige Kontinuität
     die Regierungszeit Gordians III. mit der des Philippus Arabs.
    Ein schwerwiegendes Problem der Regierung Gordians und der seines Nachfolgers bildete die Währung. 238 hatten Pupienus und
     Balbinus den Antoninian (oben S. 184) wiedereingeführt, im Gewicht leicht vermindert (4,75 g) und mit einem Silberanteil von
     knapp 50%. Diese Norm ließ sich nicht halten. Unter Gordian wurde das Gewicht auf 4,5 g reduziert, der Silbergehalt sank auf
     weniger als 45%. Damit begann für den Antoninian schon nach kurzer Zeit die Talfahrt, welche den Denar seit Septimius Severus
     nach und nach entwertet und seinen Sturz als Standardmünze herbeigeführt hatte. Was den Aureus betraf, so erfuhr er eine Herabsetzung
     des Gewichts von 6,5 auf 5,0 g; er entsprach nun 1   /   65 des römischen Pfunds (unter Caracalla: 1   /   50).
    Es blieb den Menschen dieser Zeit natürlich nicht verborgen, daß die Kaiser „verfälschtes“ Gold- und Silbergeld in Umlauf
     brachten. Um so bitterer empfanden sie es, daß die Gelder, die ins Ausland |210| flossen, wie die Subsidien an die Germanen (oben S. 196), in „ech ter “, d. h. alter Münze bezahlt wurden (Cass. Dio 78, 14, 3   –   4). Seit 238 belasteten nun Jahrgelder für die Goten (unten S. 211) die Staatsfinanzen, und 244 mußte Philippus Arabs dem
     Perserkönig Schapur für

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