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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Besitz von ihren gewaltigen Reichtümern (Zosim. 1,
     56, 2). Da auch in Ägypten inzwischen (seit Sommer 271) die römische Herrschaft wiederhergestellt war, konnte Aurelian sich
     mit vollem Recht als RESTITVTOR ORIENTIS fühlen (Rom. Imp. Coin. V 1, 307, Nr. 374). Und doch mußte er ein zweites Mal zupacken,
     um das Erreichte nicht zu verlieren. Als er 273 mit dem Heer nach Europa zurückkehrte, erreichte ihn auf dem Balkan die Nachricht
     von Aufständen in Palmyra und Ägypten. Sofort kehrte er um, nahm Palmyra ein und behandelte die Stadt nach Kriegsbrauch. Dann
     zog er nach Ägypten und schlug in Alexandria den propalmyrenischen Aufstand nieder. Damit war auch das Nachspiel des ‘Palmyreni schen Reiches’ beendet. Das Stadtbild Palmyras hatte schwer gelitten, doch half Aurelian selbst, es wenigstens zum Teil wiederherzustellen:
     Er gab Befehl, den Tempel des Sonnengottes so zu restaurieren, wie er vorher gewesen war (Hist. Aug. Aur. 31, 7   –   9). Noch heute bieten die Ruinen Palmyras ein imposantes Bild. Von der Bedeutung als Handelsmacht legt der ›Zolltarif‹ aus
     dem Jahre 137 n. Chr. (Corp. Inscr. Semit. II 3913), der 1881 auf der Agora gefunden wurde (jetzt in der Eremitage, St. Petersburg),
     Zeugnis ab.
    Der militärische Erfolg im Osten, die reiche Beute in Palmyra, Souveränität in der Truppenführung und nicht zuletzt politischer
     Instinkt für die Gunst der Stunde ließen Aurelian den Entschluß fassen, auch das gallische Sonderreich wieder in das Gesamtimperium
     zurückzuholen. Postumus war 269 von seinen Soldaten ermordet worden, weil er ihnen nach dem Sieg über den Rivalen Laelianus
     bei Mogontiacum/Mainz die Stadt nicht zur Plünderung freigab. Auf ihn folgten – nach einem kurzen Zwischenspiel (Marius) –
     Victorinus (269   –   271) und Tetricus (271   –   274). Beide Herrscher besaßen nicht das Format des Postumus, dessen politische Integrationskraft und militärische Potenz das
     Imperium Galliarum hatten aufsteigen lassen. Typisch für die Schwierigkeiten ‘im eigenen Haus’ war unter Victorinus der Abfall
     der Stadt Augustodunum/Autun (270), die nach siebenmonatiger Belagerung erobert und zerstört wurde (Paneg. Lat. 5 [8], 4,
     2). Für Tetricus war der Aufstand des Statthalters der Belgica, Faustinus (273), der Höhepunkt ständiger Schwierigkeiten mit
     den Soldaten (Aur. Vict. de Caes. 35, 4).
    Aurelian warf also seine Truppen vom Osten in den Westen. Schon im Frühjahr 274 stand er mitten in Gallien auf den Katalaunischen |235| Feldern
( apud
Catalaunas
/Châlons-sur-Marne) dem Heer des Tetricus gegenüber und besiegte es. Tetricus selbst desertierte und unterwarf sich Aurelian
     (Eutr. 9, 13, 1). In der Schlacht kämpften Römer gegen Römer; die Verluste gingen also zu Lasten der Wehrkraft des Reiches.
     Immerhin waren es 15 Legionen bzw. Legionsvexillationen, über die das ‘Gallische Reich’ verfügte (vgl. die ‘Legionsmünzen’
     des Victorinus: Rom. Imp. Coin. V 2, 388   /   9, Nr. 11   –   25). Sie hatten bisher die Germanen an den Grenzen einigermaßen abwehren können. Würden sie nach den erlittenen Einbußen dieser
     Aufgabe weiter gewachsen sein? Als
restitutor Galliarum
(Corp. Inscr. Lat. XII 2673) trat Aurelian ein stark gefährdetes Erbe an, um das er sich schon Anfang 275, von Rom kommend,
     persönlich kümmern mußte (Hist. Aug. Aur. 35, 4). Im Herbst 275 aber verlor Aurelian sein Leben (s. u.), so daß Gallien wieder
     auf sich selbst gestellt war.
    Mit der Rückgewinnung der von Tetricus beherrschten Westprovinzen (274) war die Einheit des Imperium Romanum wiederhergestellt,
     nachdem schon 272   /   3 die Herrschaft Palmyras über die Ostprovinzen beseitigt worden war. Der Triumph, den Aurelian im Herbst 274 feierte, stand
     daher im Zeichen des Sieges über Ost und West (Eutr. 9, 13, 2). Aber er wies auch auf andere Siege Aurelians hin. Auffallend
     war vor allem, daß der Triumphator auf einem von vier Hirschen gezogenen Wagen, den er aus dem Gotenkrieg des Jahres 271 mitgebracht
     hatte (Hist. Aug. Aur. 33, 3), zum Kapitol fuhr. Als vornehmste Gefangene schritten Zenobia und Tetricus im Zuge einher. Aurelian
     schenkte beiden das Leben; dem Tetricus übertrug er gar ein senatorisches Amt
( corrector Lucaniae
). Insgesamt stellte Aurelian sich bei seinem Triumph den Römern so dar, wie er auf Münzen erschien: als RESTITVTOR ORBIS
     (Rom. Imp. Coin V 1, 306, Nr. 367).
    Als der Triumphzug Aurelians sich durch Rom

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