Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
Vom Netzwerk:
bewegte, war ein riesiges Bauvorhaben des Kaisers der Vollendung nahe: Das Templum
     Solis im östlichen Marsfeld (zwischen Via del Corso und Piazza San Silvestro beim Hauptpostamt). Aurelian hatte das Heiligtum
     als Dank für seinen Sieg über Zenobia gelobt (oben S. 233), und er war entschlossen, den Sonnengott zum höchsten Gott des
     Reiches zu machen. Auf einer Münzserie erschien er daher auf der Vorderseite (!) mit der Legende SOL DOMINVS IMPERI ROMANI
     (Rom. Imp. Coin. V 1, 301, Nr. 319). Dementsprechend großartig war der Tempelbau, den prachtvolle Säulenhallen umgaben (Hist.
     Aug. Aur. 35, 3). Zur Ausstattung des Tempels gehörten die Kostbarkeiten, |236| die Aurelian in Palmyra erbeutet hatte (Hist. Aug. Aur. 28, 5). Seine Einweihung nahm Aurelian am 25. Dezember 274 vor, womit
     er das Geburtsfest des Sol Invictus (das Vorbild des Weihnachtsfestes) ins Leben rief. Für den Kult des Sonnengottes war ein
     eigenes Priesterkollegium
( pontifices Solis
) zuständig. Den Christen erschien der Ausschließlichkeitsanspruch des Sol Invictus als Bedrohung ihres Glaubens, und sie
     befürchteten entsprechende Maßnahmen Aurelians gegen die christliche Kirche. So geriet er (als 9. Kaiser: Oros. 7, 23, 6)
     unter die Christenverfolger.

An der Peripherie Roms entstand zu dieser Zeit die Mauer, welche Aurelian bauen ließ, um das weitläufige Stadtgebiet in Anbetracht
     der Germaneneinfälle nach Oberitalien verteidigungsfähig zu machen. 268 hatte Claudius die Alamannen am Gardasee
( haud procul a lacu Benaco
) abgewehrt (Epit. de Caes. 34, 2). 271 konnte Aurelian die Juthungen bei Ticinum/Pavia schlagen (ebd. 35, 2), nachdem diese
     ihm bei Placentia/Piacenza eine schwere Niederlage beigebracht hatten (Hist. Aug. Aur. 21, 1). Die Befragung der Sibyllinischen
     Bücher und entsprechende Opfer zeugten von dem Schock, den das letztere Ereignis auslöste (Hist. Aug. Aur. 21, 4 + 20, 3).
     Noch im gleichen Jahr begann Aurelian mit dem Mauerbau, der erst unter Probus (276   –   282) fertiggestellt wurde. Fast 19 km lang war der Ring der etwa 6 m hohen und 3,50 m dicken Ziegelsteinmauer, die das Stadtgebiet
     im weitesten Sinne (1375,5 ha) unter strategischen Gesichtspunkten umschloß; auch der Stadtteil Trans Tiberim/Trastevere gehörte
     dazu. Die Mauer war in Abständen von ca. 30 m mit Türmen bewehrt. An den großen Ausfallstraßen befanden sich entsprechend
     gestaltete Tore; es gab ihrer mehr als ein Dutzend (der ›Libellus de regionibus urbis Romae‹ zählte 15). Am besten erhalten
     ist die Porta Appia (Porta San Sebastiano); auch die Mauer als solche bietet sich hier instruktiv dar.
    Zum Mauerbau zog Aurelian die römischen Handwerkerverbände heran (Malal. chronogr. 12, 299   –   300 [Dindorf]). Der mehr oder weniger große Druck, den er dabei ausübte, war typisch für den zunehmenden Einfluß des Staates
     auf Leistungspflichten und Zugehörigkeitskriterien der Kollegien. Diese Tendenz machte sich wieder bemerkbar, als Aurelian
     zur Sicherung der Getreideversorgung Roms neue Mitglieder in die Vereinigungen der Nil- und der Tiberschiffer
( navicularii Niliaci
bzw.
amnici
) aufnehmen ließ (Hist. Aug. Aur. 47, 3). Wahrscheinlich leitete Aurelian ähnliche Maßnahmen auch in bezug auf die für den
     Seetransport zuständigen Korporationen ein. Die Absicht war klar: Die für den Staat tätigen
navicularii
|237| sollten vermehrt, vor allem aber an ihre Funktion gebunden und damit dem jederzeitigen Zugriff unterworfen werden.

Das überkommene System der kostenlosen Getreideverteilung an die
plebs frumentaria
änderte Aurelian dahin ab, daß er anstelle von Weizen fertiggebackene Brote an die Empfangsberechtigten verteilen ließ, und
     zwar täglich (Hist. Aug. Aur. 35, 1). Dem Brot fügte er das Fleisch hinzu: Regelmäßig wurden nun Rationen von Schweinefleisch
     an den feststehenden Empfängerkreis kostenlos verteilt (Hist. Aug. Aur. 35, 2). Einer weiteren Nachricht zufolge soll Aurelian
     auch die Abgabe von Salz im selben Rahmen angeordnet haben (Chron. min. I 148). Da es Olivenöl schon seit Septimius Severus
     für die Plebs gab (oben S. 183), umfaßte das Programm der staatlichen Ernährungshilfe unter und seit Aurelian vier Grundnahrungsmittel:
     Brot, Öl, Fleisch und Salz. Natürlich ließen sich die Neuerungen Aurelians nur durch stärkeren staatlichen Druck auf die Bäcker
( pistores
) und Schweinehändler
( suarii
) realisieren, um die Stetigkeit ihrer Leistungen zu gewährleisten.

Weitere Kostenlose Bücher