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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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unverhüllt in Erscheinung trat. Die Prätorianergarde unter dem
     Kommando des Kaisersohnes – das Konsulat als Objekt kaiserlicher
ambitio
– der Senat dem Zensorenamt des Kaisers anheimgegeben! Das waren die Neuerungen, die der Prinzipat unter den Flaviern erfuhr.
     Sie hatten ihren Grund in den Ereignissen der Jahre 68   /   69 und den Erfordernissen der Begründung einer neuen Dynastie: Die Prätorianer hatten als ‘Kaisermacher’ eine Dynamik entwickelt,
     die geradezu nach einer stärkeren Kontrolle verlangte. Die Kohortenzahl wurde auch wieder auf 9 reduziert (vgl. oben S. 74).
     Auf das Konsulat fiel der Blick Vespasians und seiner Söhne, weil es mit seiner Eponymie ihrem Bedürfnis nach
auctoritas
entgegenkam. Die Zensur aber bot ihnen die Möglichkeit, durch
adlectiones in senatum
und
inter patricios
die Führungsschicht zu erneuern und dem flavischen Kaiserhaus eine ergebene Anhängerschaft zu sichern.

Während die ‘kaiserliche’ Prätorianerpräfektur Episode blieb – eine bezeichnende Episode –, hatten die häufigen Konsulate
     Vespasians und seiner Söhne zur Folge, daß 84 der Senat Domitian das Konsulat auf 10 Jahre zuerkannte. Dieser Ehrenbeschluß
     für den Sieg über die Chatten (unten S. 105f.) war verbunden mit weiteren Ehrungen, nämlich der Erhöhung seiner Liktorenzahl
     von 12 auf 24 und der Berechtigung, den Senatssitzungen im Triumphalornat beizuwohnen (Cass. Dio 67, 4, 3). 85 folgte die
     schwerwiegendste Neuerung in dieser Hinsicht: die Übernahme der
censoria potestas
auf Lebenszeit durch Domitian (Titel:
censor perpetuus
). Die Zensur wurde dadurch auf Dauer mit dem Prinzipat verbunden. Fortan konnte der Princeps die zensorischen Rechte, in
     der Hauptsache die
adlectio in senatum
, jederzeit ausüben und hatte damit den Senat ganz in seiner Hand.
    Es paßte zu Domitians Selbsteinschätzung, daß er gerne hörte, wenn man ihn
dominus
nannte oder gar
dominus et deus
(nach östlicher Sitte). In bestimmter Weise förderte er diese Anrede (Suet. Dom. 13, 2). Sie sollte mithelfen, ihm den Nimbus
     der Erhabenheit zu verschaffen, den der Augustustitel allein ihm nicht zu geben in der Lage war. Ein Menschenkenner wie der
     Dichter Martial entsprach dem Wunschdenken Domitians, wenn er ihn in Anlehung an den Titel des persischen Großkönigs
( rex regum
) in einem seiner ›Epigramme‹
princeps principum
nannte (6, 4). Ihren sinnfälligen Ausdruck erhielt die von Domitian erstrebte Form des Kaisertums in dem von dem Architekten
     Rabirius errichteten riesigen Kaiserpalast |89| im Zentrum des Palatins. Auf einer Fläche von 160 × 200m wurden zwei ineinander übergehende Gebäudekomplexe geschaffen, von
     denen der eine (im Nordwesten) Repräsentationszwecken diente, der andere (im Südosten) die Wohnung des Kaisers bildete. Man
     unterschied sie als Domus Flavia und Domus Augustana. Der Dichter Statius, der den Palast in Augenschein nehmen durfte, schilderte
     ihn in einem Gedicht seiner ›Silvae‹ (4, 2) als Himmel auf Erden. Das gewaltige Bauwerk bot schon von ferne, etwa vom Circus
     Maximus aus, einen majestätischen Anblick.
    Der Kaiserpalast Domitians auf dem Palatin wurde im Jahre 92 fertiggestellt. Domitian war es auch, der das andere großartige
     Bauwerk, welches den Ruhm der Flavier an die Jahrhunderte weitergab, vollendete: das Amphitheatrum Flavium (der Name „Colosse um “ stellte sich erst ein, nachdem der Colossus Neronis [oben S. 63] in seine unmittelbare Nähe gerückt worden war [unten S.
     135]). Indes hatte schon Vespasian, als das zweite Stockwerk der Außenfassade fertig war, die offizielle Einweihung vorgenommen.
     Von Titus waren dann noch zwei weitere Stockwerke hinzugefügt worden, und auch er hatte (im Jahre 80) eine Einweihungsfeier
     (von hundert Tagen) veranstaltet. Domitian blieb ‘der letzte Schliff’ vorbehalten, d. h. die Anbringung der Dekoration (bronzene
     Schilde im obersten Stockwerk) und der Ausbau des Untergeschosses (Chron. Min. I 146). Mit seinen gewaltigen Ausmaßen (Durchmes ser der Ellipse: 188 bzw. 156 m) bot das flavische Amphitheater mehr als 50   000 Personen die Möglichkeit, an den so beliebten Gladiatorenkämpfen und Tierhetzen teilzunehmen.
    Das Amphitheatrum Flavium wurde mit Geld aus der jüdischen Kriegsbeute errichtet (Corp. Inscr. Lat. VI 40454 a), und zwar
     „mit ten in der Stadt“ (Suet. Vesp. 9, 1), auf einem Gelände, das zum Goldenen Haus Neros gehört hatte. Vespasian wollte damit kundtun,
     daß er dem

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