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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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dem Reich allerdings eine Last auf, an der es schwer zu tragen hatte. Unter ihm erfolgte tatsächlich
     der Umschlag zum Schlechteren.

In den rund 80 Jahren des Adoptivkaisertums gelangte die von Augustus begründete Prinzipatsideologie auf ihren Höhepunkt.
     Sie erhielt nun Züge, die den Princeps in noch viel stärkerem Maße als bisher zum idealen Herrscher stilisierten. So formulierte
     Trajan den Grundsatz, daß der Princeps dem Gesetz unterstehe, nicht umgekehrt |123| (Plin. min. paneg. 65, 1), und Hadrian betonte, daß der Staat „Sache des Volkes“ sei, nicht seine eigene (Hist. Aug. Hadr.
     8, 3). Vollends war Marcus Aurelius sich im klaren darüber, daß der Princeps im Dienst am Staate aufzugehen habe (Cass. Dio
     72, 24, 4). Den stärksten qualitativen Zuwachs erhielt die Prinzipatsideologie indes durch die in anderem Zusammenhang schon
     erwähnte Zuerkennung des Cognomens Optimus an Trajan (oben S. 117) und die damit einhergehende Darstellung seines Wirkens
     als das des
optimus princeps
, der alle durch seine Tugenden
( virtutes
) übertraf (Plin. min. paneg. 88, 6). Unter Hadrian war die Entwicklung so weit gediehen, daß es praktisch keine Tugend mehr
     gab, die der Princeps nicht besaß. Hadrian bedeutete für die Prinzipatsideologie auch insofern den Kulminationspunkt, als
     er den augusteischen Restitutionsgedanken von der
res publica
auf das
imperium
übertrug: Der Princeps war nicht nur Erneuerer des Staates, sondern auch der Welt
( restitutor orbis terrarum
, Rom. Imp. Coin. II 416, Nr. 594) und als solcher für die Verwirklichung von Glück und Wohlstand in der Welt verantwortlich
( locupletator orbis terrarum
, Rom. Imp. Coin. II 415, Nr. 585).

Hadrian rühmte sich in seinem am Pantheon in Athen angebrachten Lebensbericht, daß er allen Reichsbewohnern Glück (Eudaimonia)
     in höchstem Maße beschert habe (Paus. 1, 5, 5). Tatsächlich waren seine Reisewege sozusagen umsäumt von Monumenten, welche
     die von ihm besuchten Städte als Geschenke erhielten (Front. princ. hist. 8). Am meisten profitierte Athen von der Freigebigkeit
     Hadrians; der Tempel des olympischen Zeus (Olym pieion ) war das sichtbarste Zeichen. Die dankbaren Athener setzten ihrem Wohltäter eine Vielzahl von Altären; um die 100 sind bekannt
     (Hesperia 32, 1963, 61   –   71).
    Es entsprach ganz dem Verhalten Hadrians, daß unter ihm die Liberalitas erstmalig auf Münzen erschien (Rom. Imp. Coin. II
     424, Nr. 649), und es war typisch, daß auch die bisher als
congiaria
bezeichneten Geldspenden der Kaiser an die
plebs urbana
nunmehr als
liberalitates
gezählt wurden. Siebenmal ließ Hadrian ein Geldgeschenk an die Plebs verteilen; jeder Berechtigte erhielt insgesamt 1000 Denare
     (unter Trajan 650). Die folgenden Kaiser orientierten sich an dem hadrianischen Modell. Mit den vermehrten Zuwendungen an
     die sozial schwache Schicht der stadtrömischen Bürger setzte Hadrian einen Trend fort, den Nerva mit dem Blick auf ganz Italien
     in Gang gesetzt und Trajan verstärkt hatte. Nerva ließ (96) nach alter Sitte von der Volksversammlung eine
lex agraria
|124| (Dig. 47, 21, 3, 1) beschließen, die den Ankauf von Land im Werte von 60 Millionen Sesterzen und seine Verteilung an arme
     Plebejer vorsah (Cass. Dio 68, 2, 1). Er begann des weiteren (97) mit einer Aktion, die armen plebejischen Familien in den
     italischen Landstädten Unterstützung zur Erziehung ihrer Kinder
( alimenta
) zukommen ließ (Epit. de Caes. 12, 4). Zu diesem Zweck bot die Staatskasse den landwirtschaftlichen Betrieben bestimmter
     Distrikte Hypotheken zu günstigen Bedingungen an. Die Zinsen gelangten dann an die Landstädte des jeweiligen Distrikts, welche
     sie an die zur Unterstützung vorgesehenen Familien verteilten.
    Trajan institutionalisierte die staatlichen Alimentarstiftungen, und er bezog auch Rom in sie ein. Im Jahre 100 waren es schon
     fast 5000 Kinder armer stadtrömischer Eltern, die
alimenta
erhielten (Plin. min. paneg. 28, 4). Aus Italien sind mehr als 50 Städte bekannt, die unter Trajan und seinen Nachfolgern
     in das System der
alimentatio
aufgenommen wurden. Zwei große Erztafeln (aus Veleia bei Placentia/Piacenza und dem Munizipium der Ligures Baebiani bei Benevent)
     geben Einblick in dieses System (Corp. Inscr. Lat. XI 1147 bzw. IX 1455). Aus der Tafel von Veleia geht z. B. hervor, daß
     245 Jungen und 34 Mädchen monatlich je 16 bzw. 12 Sesterzen erhielten, 2 weitere (uneheliche) Kinder 12 bzw. 10 Sesterzen.
     Ein

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