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Die kalte Brut

Die kalte Brut

Titel: Die kalte Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sich nicht unmittelbar bedroht fühlen mußte.
    Noch einmal rief sie: »Roven? Hören Sie mich?«
    Sie lauschte. Und glaubte etwas zu hören.
    Keine wirkliche Antwort, nur ein fernes Geräusch, einen Laut wie ein Stöhnen, erstickend in Schmerz oder Angst.
    Lilith stieg über den Toten hinweg und ging weiter, etwas entschiedener als zuvor. Der Gang beschrieb eine erste Biegung, dann eine zweite, und schließlich wand er sich förmlich weiter. Zu beiden Seiten lagen in unregelmäßigen Abständen enge Kammern. Sie leuchtete in jede hinein, fand aber nichts und niemanden.
    Zwischendurch wiederholte sie ihren Ruf nach Roven, und nach dem vierten oder fünften Mal war sie sicher, daß sie etwas wie eine Antwort hörte. Unartikuliert zwar, aber zweifelsohne die Stimme eines Menschen.
    Und dann sah sie die Ratten.
    Im Pulk blockierten sie den Gang vor Lilith. Auf- und übereinander hockend, ein rosiger Berg mit Dutzenden von tückischen kleinen Augen. Und Lilith fühlte sich von jedem einzelnen dieser Augenpaare angestarrt - mehr noch: warnend fixiert.
    Keinen Schritt weiter! schienen diese Blicke zu signalisieren.
    Lilith blieb stehen. Nicht nur, weil sie die Warnung ernst nahm. Sondern weil tiefes Entsetzen sie lähmte.
    Denn sie las die Drohung nicht nur in den funkelnden Augen der Kreaturen - sie hörte sie ...
    ... in ihren Gedanken!
    *
    Nein, korrigierte sich Lilith stumm, auch hören waren nicht der passende Ausdruck für die Art und Weise, in der sich die Ratten ihr mitteilten. Es war eher eine Verständigung, die über Bilder, Eindrücke und Empfindungen stattfand. Aber letztlich traf auch diese Beschreibung nicht gänzlich zu.
    Es war schlicht erschreckend! Diese Tiere entwickelten etwas wie Intelligenz. Und sie standen zweifelsohne erst am Anfang dieser Entwicklung. Was mochte noch folgen? Was würde mittels der Magie des Hauses noch aus diesen Bestien werden?
    Lilith verdrängte diese Frage. Eine andere war drängender: Was befand sich hinter dieser Blockade aus Rattenleibern?
    Die Antwort lag nahe, weil es nur eine geben konnte. Die Kreaturen bewachten ihre Gefangenen - Neech Roven und möglicherweise weitere seiner Männer.
    Und selbst der Grund dafür schien für Lilith mittlerweile auf der Hand zu liegen. Sie brauchte nur an den Toten zu denken, den sie im Gang hinter sich gefunden hatte.
    Die Polizisten stellten für die Ratten einen Nahrungsvorrat dar!
    Aber diese Suppe wollte Lilith den Biestern versalzen, und zwar gründlich! Auch wenn sie noch nicht einmal den Ansatz einer Idee hatte, wie sie dieses Vorhaben in die Tat umsetzen konnte .
    Zunächst einmal mußte sie Kontakt zu den Männern aufnehmen, zu ihnen stoßen. Dem entgegen standen die Ratten, im wörtlichen Sinne. Unverändert versperrten sie den Weg in ihre »Speisekammer«.
    Doch Lilith war nicht auf diesen Weg angewiesen.
    Binnen einer Sekunde verwandelte sie sich, wurde zur Fledermaus, und noch in der Transformation schlug sie mit den ledernen Schwingen, so heftig wie selten zuvor. Wie eine bepelzte Kugel raste Lilith über die Ratten hinweg, tauchte in die Dunkelheit dahinter ein, die ihr Echolotsinn mühelos »durchschaute«.
    Drei Männer fand sie, zwar allesamt verletzt, aber nicht wirklich schwer, nur arg zerschunden im Grunde, voll von blutigen Schrammen und Kratzern. Daß sie auf Liliths Rufe nicht deutlicher geantwortet hatten, mochte daran liegen, daß das Entsetzen ihnen die Zunge lähmte und die Lippen verschloß.
    Lilith schwirrte durch den Raum, suchte nach einem zweiten Ausgang oder irgendeiner anderen Möglichkeit, das Gewölbe zu verlas-sen, ohne die Ratten passieren zu müssen.
    Sie fand keinen - und kam nicht dazu, ihre Suche fortzusetzen oder gar einen anderen Plan zu ersinnen.
    Denn in dieser Sekunde wurde sie angegriffen!
    Wie von ein Katapultgeschoß wurde sie im Flug von einer Ratte getroffen und gegen die Wand geschleudert. Benommen rutschte Li-lith an dem rissigen Mauerwerk entlang zu Boden.
    Und schon waren sie über ihr: Dutzende von Ratten, die mit Zähnen und Klauen nach ihr bissen und schlugen!
    * 
    Die Rückverwandlung in menschliche Gestalt verschaffte Lilith ein klein wenig Luft. Die an ihr hängenden Ratten rutschten ab, hinterließen dabei aber brennende Kratzwunden.
    Doch die Rattenbrut gab nicht auf, setzte sofort wieder zur Attacke an.
    Lilith gab sich keinerlei Illusion hin - in diesem Kampf hatte sie nicht den Hauch einer Chance! Die Übermacht war zu groß, und der Verletzungen, die ihr die Angreifer

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