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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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einige zeigten die
Myrrydanai-Schatten zu einer Zeit, bevor ihnen ihr Fleisch von Medhya, der Muttergöttin des vampyrischen Volkes, vom Leibe gerissen worden war, zu einer Zeit, als die Haut der Myrrydanai noch bronzefarben gewesen war und ihre Augen rot von dem Blut, welches in ihnen pulsiert hatte, in einer Zeit, als sie wahrhaft Priester jener Dunklen Madonna gewesen waren, an den Ufern einer fernen Zitadelle in Myrryd, dem Reich, das die drei Priesterkasten der Medhya hervorgebracht hatte – die Priester des Blutes, die Priester der Nahhashim und die Priester der Myrrydanai.
    Ich erblickte dieses Ufer mit seinem schwarzen Sand und den hoch aufragenden Klippen, und die großartige Stadt Myrryd, nichts als Türme, die sich aus grauem Nebel in den Himmel erhoben.
    In diesen Visionen sah ich Medhya persönlich, ohne Gesicht, ohne Gestalt. Doch ich wusste, dass die Dunkelheit ihr Leib war, und ich kannte ihr Blut, da es das gleiche Blut war, das sich in meinen Adern befand.
    Der gleiche Atem, das gleiche Blut.
    Das alles floss durch mich hindurch, und alle Vampyre entstammten den Priestern des Blutes.
    Und ich sah ihre anderen Gestalten, als wären sie drei Schwestern, die beieinander standen:
    Medhya, Lemesharra und die letzte, Datbathani, die auch die Herrin der Schlangen genannt wurde.
    Ich sah sie in Visionen, und viele Jahre lang konnte ich dem zweiten Gesicht nicht Einhalt gebieten, wenn es meinem Geist diese Wunder und Schrecken brachte.
    Doch jene letzte Vision in diesem Brunnen saß so tief – ich fühlte mich, als ob mir mein Fleisch abgezogen worden wäre,
und als hätte ich mich von dem Aschling mit einem dermaßen großen Schmerz gelöst, wie ich ihn in meinen Visionen niemals zuvor verspürt hatte.
    Elf Jahre nach Beginn meiner Gefangenschaft suchte eine Fremde nach unserem unterirdischen Gefängnis.
    Es war der Aschling aus meiner Vision. Aber ich wusste nicht, ob mir diese Frau Silber ins Herz treiben und Ewen und mich ins Sonnenlicht zerren wollte, um uns zuzusehen, wie wir selbst langsam zu Asche zerfielen, oder ob sie noch schrecklichere Pläne für uns bereithielt.

3
    Ich konnte bereits mehrere Nächte, bevor ich seine zerlumpte Gestalt erblickte, das frische Blut an diesem Eindringling riechen.
     
    Ich hungerte nach dem Blut von Sterblichen, so wie ein sterbender Mensch nach dem Leben hungert.
    Wir hatten all diese Jahre in unserer eintönigen Gefangenschaft verbracht, unterbrochen nur von den Visionen, die durch das Gift der Schlange aus dem Nektar jener Blume hervorgerufen wurden und hauptsächlich die unaufhörlichen und ohrenbetäubenden Klagen auf der Welt über uns zeigten. Ewen und ich, die wir das Beben der Erde gespürt hatten, hatten beieinander gelegen und zunächst unsere Flucht geplant.
    Während die Jahre vergingen und unsere Energie schwand, warteten wir einfach darauf, dass uns ein ewiger und schrecklicher Schlaf überkäme.

    Die Klagen stammten von Todessängem, die sowohl christliche als auch heidnische Hymnen sangen. Der Geruch des Todes durchdrang die Erde, als zahlreiche Menschen begraben wurden und man die Asche von noch mehr Menschen auf dem Boden verstreute.
    Viele Nächte schlief ich an meinen geliebten Freund Ewen geschmiegt, nachdem wir unseren Hunger an dem vermischten – eigenen – Blut gestillt hatten, so besudelt, wie es durch den Saft jener Blume auch war. Wir wunderten uns über die Legenden, die uns hierher gebracht hatten, über das Schicksal, das von dem Priester des Blutes, Merod Al-Kamr, prophezeit worden war. Seine Worte hallten weiterhin in mir wider, obwohl ich nicht glaubte, dass wir jemals wieder die Nacht durchstreifen würden.
    Ich bezweifelte auch, dass wir je wieder von dem Blut kosten würden, das uns wiederbeleben konnte.
    In der vorherigen Nacht hatte ich etwas gespürt – eine Stockung in der Luft. Wenngleich ich den Strom seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte – j jenes Membranartige, das diejenigen von unserer Art miteinander verbindet -, schien es nun so, als hätte eine Fliege mit ihrem Flügel den Rand des dünnsten aller Spinnennetze berührt. Ich spürte diese Erschütterung, aber sie war so ungeheuer rasch wieder vorbei, dass ich gar nicht wusste, ob ich sie mir nur eingebildet hatte oder nicht.
    Ich hatte den Strom seit unserer ersten Nacht in dem Brunnen nicht mehr wahrgenommen. Damals hatten wir beide, nachdem ich Ewen meinen Hals dargeboten hatte, ein Feuer verspürt, das im Strom explodiert war, während wir eines der

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