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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Schüssel, die Godwaina in den Händen hielt, bis sie sie ihr entwunden hatte.
    Noch eine andere fügte hinzu: »Einige ein paar Tage lang, andere sogar für Monate.«
    »Einige jahrhundertelang«, sagte Godwaina. »Wenn es nicht ihr Wunsch ist, den Leib zu verlassen, so schlafen sie dort. Eingeschlossen in das Gefängnis der Knochen.«
    »Manche Leute glauben, dass sie bis zum Jüngsten Gericht schlafen.«
    »Und andere glauben, dass die Seele in Fleisch und Knochen verbleibt, wenn keine Weihung erfolgt ist«, fügte Godwaina hinzu. »Nun, Schwestern, müssen wir gut zu dem Aschling sein, denn er hat uns eine gute Bezahlung mitgebracht.«
    »Ja, das stimmt«, nickte eine der Chymers, indem sie mehrere Ringe in die Höhe hielt.
    »Aschling, dies ist Celestria, und dies hier ist Ideyn. Mikaela heißt diejenige, die der Feuerstelle am nächsten sitzt, und hier ist Helewys, und das hier ist Sweet Margery, die von den Toten begünstigt wird«, erklärte Godwaina und zeigte auf jede einzelne ihrer Schwestern, obwohl sie sich bereits vorgestellt hatten. Der Rauch des brennenden Krautes schien die Frauen schwindelig zu machen.
    »Ist Mordacs Mutter hier?«, fragte der Aschling.

    Alle Schwestern – von denen jede mit Nadel und Faden hantiert (»denn die Gedanken müssen leer sein, während die Geister gerufen werden, und Handarbeiten sind dazu am besten geeignet«) oder mit abgerundeten Stöcken Gonilde -Samen in Näpfen zerstampft hatte – wurden still.
    »Morvethe? Sie ist für den Augenblick fort«, antwortete Godwaina.
    »Sie bereitet sich auf die Illuminationsnächte vor«, äußerte Sweet Margery mit piepsender Stimme.
    »Bringt diesen Knaben – ihren Sohn – nicht mehr hierher«, sagte Godwaina und deutete mit einer Nadel auf den Aschling. »Die Toten mögen ihn nicht. Wir möchten also nicht, dass er hier ist. Er ist ein Gräuel und bringt Schande über Morvethe.«
    »Eine schreckliche, schreckliche Sache«, murmelte Helewys. »Ein... Kind wie dieses zur Welt zu bringen. Was für eine Schande.«
    Dann schwiegen die Schwestern und der Aschling fragte nach spirituellen Angelegenheiten. »Wisst Ihr, wie sich der Geist verhalten wird?«
    »Wir alle haben bereits die Toten gerufen, sie sind sehr berechenbar. Man darf ihnen nicht zu sehr vertrauen, sonst verweilen sie. Man darf niemals einwilligen, sie zu bezahlen«, sagte Godwaina. »Sie bitten darum, aber man muss dem Geist mit Verdammung drohen. Man muss dem Geist damit drohen, dass er in dem Körper bleiben muss, bis dieser gänzlich verrottet ist. Ihr könnt dies natürlich nicht geschehen lassen, aber die Toten sind dumm und voller Furcht. Sie glauben, alles sei möglich, und klammern sich an jede Hoffnung, die ihnen geboten wird. Wenn es Euch gefällt, könnt Ihr dem Geist
das Paradies versprechen. Milch und Honig, Perlen und Edelsteine, und Ihr werdet den Toten erst freilassen, wenn er Eure Frage beantwortet.«
    »Die meisten Seelen verlassen den Körper innerhalb von vierzehn Tagen«, sagte die Größte und Jüngste der Chymers, diejenige, die Ideyn genannt wurde. »Sie begeben sich zu der Schwelle zwischen Leben und Tod. Sie werden dorthin gezogen, versteht Ihr. Sie verweilen nicht gern, auch wenn es einige gegeben hat, die geblieben sind.«
    Godwaina, die von dem Ale betrunken war, wandte sich dem Aschling zu. »Warum wünscht Ihr, diesen Geist zu beschwören?«
    »Ich habe etwas verloren, das mir lieb und teuer ist«, antwortete der Aschling. »Dieser tote Mann weiß, wo es sich befindet.«
    »Ich verstehe«, sagte Godwaina zu den anderen und brachte sie auf diese Weise alle zum Schweigen. »Atmet ein, Schwestern, lasst uns in Trance fallen, denn der Geist ist vielleicht nicht willig, wenn er dazu gezwungen wird, noch lange in diesem verrottenden Kopf auszuharren.«
    Innerhalb von Minuten hatten sich die meisten von ihnen in ihren Zustand der Versunkenheit begeben. Auch wenn einige noch die Augen geöffnet hatten, so schlossen die meisten von ihnen sie doch sehr bald, als die Trance sie überkam – eine nach der anderen.
    Ihre Trunkenheit und der Rauch erfüllten sie mit Visionen und Freude, während sie sich immer weiter von ihrem Bewusstseinszustand zu entfernen begannen.
    Beinahe konnte ich den Aalschwanzrauch in der Luft riechen.

    Die Kräuter brannten in den Augen, als sich der Rauch, der aus den weißen Schüsseln aufstieg, verdichtete. Die Chymers begannen mit Geisterzungen zu reden. Bald drangen die wilden Schreie von Vögeln und Katzen und das

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