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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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verbindet, suchten wir in unseren Umarmungen, in unserem gegenseitigen Bluttrinken und in unseren frühen Morgenstunden, bevor die Sonne die Welt jenseits unseres Brunnens wieder in ihrem Griff hielt, nach dieser Verbindung. Dann schlief er in meinen Armen ein, indem er flüsternd von den schönen Erinnerungen und Nächten der Freiheit, die wir einst miteinander geteilt hatten, mit mir sprach.
    »Zuerst dachte ich, wir könnten diesem Ort entfliehen«, teilte ich ihm in einer dieser Zeiten der Dämmerung mit. Ich deutete auf die seltsamen Kratzspuren und Einkerbungen an der Mauer. »Ich dachte, es handele sich dabei um irgendeine uralte Sprache. Ich dachte, der Vampyr, der einst hier gefangen gewesen war, hätte eine Nachricht hinterlassen. Aber diese Kratzspuren sind ein Zeichen seines Wahnsinns, seiner Furcht, aus jener Zeit, als er der Auslöschung entgegentrieb. Wer weiß, wie viele Hunderte von Jahren er hier verbracht hatte, bevor ein Knabe herkam und glaubte, dass es sich bei ihm um einen Greif handelte. Bevor er ihn heraufholte und auf seine letzte Reise in diese schreckliche Vergessenheit schickte.«
    »Werden sie uns vernichten?«, fragte Ewen, indem er sich zurücklehnte und mit dem Handrücken über den Mund wischte. »Ich weiß, sie werden uns vernichten. Sie haben keine Verwendung für uns.«

    »Wenn sie uns in die Auslöschung hätten schicken wollen, so hätten sie dies, das denke ich, bereits getan, als der Stab der Nahhashim in ihren Besitz übergegangen war.«
    »Wir sind nun Schakale.« Er drängte sich eng an mich, um während des herannahenden Morgengrauens so zu ruhen. Wir waren unser Grab füreinander und fanden in diesem Gedanken ein wenig Trost. »Wir werden hier ausgelöscht werden, wie Hunde, die in eine Grube geworfen wurden.«
    »Ich werde es aber nicht zulassen, dass du hier ausgelöscht wirst«, entgegnete ich. »Ich habe einen heiligen Eid geschworen.« Dann schloss ich die Augen und erinnerte mich an das, was ich in einem fernen Land gesehen hatte, in der Grabstätte des Priesters des Blutes von Alkemara.
    Über uns, auf der Oberfläche der Erde, bereiteten sich die Myrrydanai ihr Nest.
     
    Unter den Sterblichen wurde erzählt, dass das Ende aller Tage begänne, wenn die geflügelten Kreaturen mit den menschlichen Gesichtern gefangen waren.
    Diejenigen, die sich später daran erinnerten, erzählten von Schatten, die in einem Sommer durch die staubige Luft geglitten waren, als ein warmer, kräftiger Wind vom Sumpfgebiet und den Marschen herübergeweht war. Krankheitserreger wuchsen und gediehen; die für die Jahreszeit ungewöhnliche Hitze brannte auf das Land am Rande des Großen Waldes nieder. Seltsame Insekten mit langen, nadelähnlichen Stacheln erhoben sich aus stehenden schwarzen Tümpeln und schwärmten aus.
    Diese Moorfliegen wurden von Schweiß und Blut angezogen, und kaum jemand konnte ihren Beißzangen und nadelscharfen
Stichen entgehen. Schafe wurden tot aufgefunden, Tausende von Stacheln in ihren Kadavern. Der leblose Körper eines kleinen Kindes wurde auf den ausgetrockneten Marschen gefunden. Eine Frau war während ihrer Arbeit am Spinnrad zu Boden gestürzt – das Fenster stand offen, das Mal der Fliegen war an ihrem Leib zu sehen. Die Stacheln saßen tief. Ein Säugling konnte bei Morgengrauen mit einer so blauen Haut in seinem Bettchen aufgefunden werden, als wäre er erfroren – aber das Werk der Moorfliegen war allzu offensichtlich.
    Als die Leute um die unschuldigen Toten zu trauern begannen und die Moore tief im Wald in Brand steckten, um das Übel auszutreiben, wurde die Lage noch schlimmer. Viele wandten sich der Sumpfmagie zu, die einst von der Kirche verboten worden war: aus Gründen des Schutzes. Doch folgte das Volk dem Beispiel der Myrrydanai und der Baronin, die als lebende Heilige verehrt wurde, da sie mit dem Traum von der Jungfrau der Schatten in Verbindung gebracht wurde. Innerhalb weniger Tage verdüsterten die Moorfliegen den Himmel, und Schwärme dieser Kreaturen breiteten sich über das Land aus. Dorfbewohner wurden krank. Das dortige Wasser wurde durch tote Insekten verschmutzt, und aus dem Wasser erhoben sich noch weitere Moorfliegen, bis man keinem Brunnen und keiner Zisterne mehr trauen konnte. Als die Dürre des Sommers endete und die Moorfliegen starben oder in wärmere Gefilde flogen, drang die Plage durch Herbstwinde herein. Dies wurde als Zeichen für das Missfallen, das die Sterblichen im Himmel erregten, erkannt.
    Der Winter brachte

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