Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
Stromnetz«, sagte sie.
    »Das hier ist perfekt, wenn jemand untertauchen will«, sagte Martin. »Die Amish-Frauen von nebenan können für ihn kochen. Und wenn irgendwer in seiner Abwesenheit hier herumschnüffelt, erfährt er es von den Männern. Hast du irgendwo am Haus ein Auto stehen sehen?«
    »Nein. Vielleicht fährt er ja mit der Kutsche in die Stadt.«
    »Unwahrscheinlich. Kein Auto, kein Samat.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Stella, während Martin weiterfuhr.
    »Wir warten, bis Samat zurückkommt. Dann bringen wir die Tula-Tokarev von deinem Vater auf Hochglanz und statten ihm einen Besuch ab.«
    Hinter der nächsten Anhöhe hielt Martin am Straßenrand an. Er ging mit Stella zurück zu einem Ahornwäldchen am Ende einer Wiese. Von dort waren die zwei Häuser und die Scheune auf der anderen Straßenseite gut zu sehen. Sie setzten sich auf den Boden, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, und warteten. Martin zog das weiße Seidenhalstuch, Dantes Glücksbringer, aus einer Tasche und band es sich um den Hals.
    »Wo hast du das her?«, fragte Stella.
    »Eine Frau in Beirut hat es mal einem Bekannten von mir geschenkt. Sie hat gesagt, es würde ihm das Leben retten, wenn er es tragt.«
    »Und? Hat es ihn gerettet?«
    »Ja.«
    »Was ist aus der Frau geworden?«
    »Sie ist ums Leben gekommen.«
    Stella ließ das erst mal sacken. Nach einer Weile sagte sie aus heiterem Himmel. »Kastner wurde ermordet, nicht?«
    Martin wich ihrem Blick aus. »Wie kommst du darauf?«
    »Der FBI-Mann, Felix Kiick, hat’s mir verraten.«
    »Er hat gesagt, dein Vater sei nicht an einem Herzinfarkt gestorben?«
    »Dieser Felix Kiick war in Ordnung. Kastner hat ihm vertraut. Ich habe ihm auch vertraut.«
    »Ich auch«, sagte Martin.
    »Ich habe gründlich darüber nachgedacht.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Von seinem Brief. In dem eigentlichen Obduktionsbericht wird der winzige Einstich neben dem Schulterblatt mit keinem Wort erwähnt. In Mr. Kiicks Brief dagegen wohl.«
    »Er hat geschrieben, der Einstich könnte von einem Insekt stammen.«
    »Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl, Martin. Er hat mich auf etwas aufmerksam machen wollen, das auf eine tödliche Injektion mit einer sehr dünnen Nadel hindeutet. Kastner hat mir mal davon erzählt – er hat gesagt, tödliche Injektionen waren die bevorzugte Tötungsmethode beim KGB. Zu seiner Zeit benutzten die KGB-Killer mit Vorliebe ein geschmackloses Rattengift, das das Blut des Opfers so stark verdünnte, dass zuerst der Puls aussetzte und dann die Atmung. Kastner hatte gehört, dass sie an noch raffinierteren Substanzen arbeiteten, die kaum nachzuweisen waren – er meinte, sie hätten ein Blutgerinnungsmittel entwickelt, das die Koronararterien verstopft und zum Herzinfarkt führt. Sag bloß, du hast nicht gemerkt, dass die Erwähnung des Insektenstichs in Kiicks Brief ein Hinweis war.«
    »Doch.«
    »Und?«
    »Kiick war derjenige, der mich deinem Vater für die Suche nach Samat empfohlen hat. Kiick hat beim FBI überwiegend in der Antiterrorabteilung gearbeitet. Klar, dass er da auch mit der CIA zu tun hatte, und zwar mit der DDO Crystal Quest –«
    »Die, die du Fred genannt hat, als du mit Kastner gesprochen hast.«
    »Du hast ein gutes Gedächtnis, nicht nur für KGB-Witze. Kiick muss gewusst haben, dass Fred nicht wollte, dass Samat gefunden wird. Und jetzt gibt Kiick uns einen Hinweis, den wir nicht übersehen können.«
    Stella wirkte erleichtert. »Dann hältst du mich also nicht für völlig verrückt?«
    »Du bist so einiges. Aber nicht völlig verrückt.«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich das als Kompliment auffassen.«
    »Etwa zur selben Zeit, als dein Vater von einem Insekt gestochen wurde, ist auch Minh gestorben.«
    »Was haben die beiden Todesfälle miteinander zu tun?«, fragte sie.
    »Wenn dein Vater ermordet wurde, dann wollte jemand verhindern, dass ich weiter nach Samat suche. Und wir wissen ja, dass Minh meinen weißen Overall und den Helm mit dem Moskitonetz trug, als die Bienen durch irgendwas in Rage gebracht wurden.«
    »Ja, man hat sie mit dir verwechselt.« Dann fiel Stella noch etwas ein. »Was ist mit den Schüssen, die fielen, als wir von Qiryat Arba zu dieser heiligen Höhle wollten – du hast gesagt, zwei Kugeln aus einem Scharfschützengewehr hätten dich nur knapp verfehlt.«
    »Das könnten Palästinenser gewesen sein, die es auf Juden abgesehen hatten«, sagte Martin, klang aber nicht sehr überzeugend.
    »Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher