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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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selber schnappen konnten, schätze ich?«
    »Genau. Und wenn sie den finden, wow, das gibt ’ne Show. Die Rangos lassen sich nicht lumpen, wenn es um Blutrache geht. Die hinterlassen ihre eigene kleine Visitenkarte.«
    »Ich frage nur ungern.«
    »Sie schneiden beide Ohrläppchen ab und lassen dem Opfer das Blut auf die Brust tropfen, hat irgendwas zu tun mit einem Maya-Symbol für Opferungen, glaube ich.«
    »Nette Sache. So ein bisschen wie dieser sizilianische tote Fisch?«
    »Ja. Oder die kolumbianische Krawatte. Das bekommen wir hier auch manchmal zu sehen.«
    »Was ist mit einem Opfer namens Reesie Verdad? Sagt Ihnen der Name was? Ein Freund unseres Opfers hat sie erwähnt.«
    »Ja, an die erinnere ich mich. Junges Mädchen, kubanisch, glaube ich, hübsch, aber auf Koks. Der Täter hat gestanden. Hatte mit Drogen zu tun. Eifersüchtiger Exfreund. Sitzt lebenslänglich.«
    »Okay, dann kann ich sie streichen, aber der Typ im Sumpf klingt nach demselben Täter.«
    »Wollen Sie sich mal die Mordakte von Esteban Rangos ansehen?«
    »Allerdings.«
    »Okay, gehen wir.«
    Ich schluckte noch zwei der Excedrins, die er mir in die Hand gedrückt hatte, dann folgte ich ihm nach draußen und hinunter in den Keller, wo sie die neuesten kalten Fälle aufbewahrten. Wir meldeten uns beim diensthabenden Officer, dann setzten wir uns an einen Tisch um zu warten, während der arme Junge zwischen den Regalen herummarschierte und unter Hunderten von Pappschachteln auf Metallregalen nach der richtigen suchte. Ich hasse Lagerräume für kalte Fälle. Jede Kiste steht für ein Opfer, dem keine Gerechtigkeit widerfahren ist, und das fraß mich auf. Vielleicht würde ich eines Tages meinen ganz persönlichen Kreuzzug gegen ungerächte Opfer durchziehen. Mir würde nichts besser gefallen, als jemandem Handschellen anzulegen, der jahrelang geglaubt hatte, mit einem Mord davongekommen zu sein. Das wäre wie jeden Tag Weihnachten.
    Der diensthabende Kollege war ein junger Mann mit dunklem Haar und einer makellosen Uniform. Er sah fit und gesund aus, mit natürlich geröteten Wangen und einem Hang zum Gewichtheben. Seine kurzen Ärmel schmiegten sich eng um beeindruckende Bizepse. Kein Vergleich mit Ortegas, aber wer konnte da schon mithalten, außer Arnold Schwarzenegger damals in Conan, der Barbar. Er kam zu uns zurück, er hatte die Kiste bei sich, nach der wir gefragt hatten. Ich schätzte ihn als eine Neueinstellung ein, der Junge saß hier in diesem staubigen Verlies seine Zeit ab, bis er endlich an grausamen Tatorten Spaß haben konnte. Wahrscheinlich würde es nicht allzu lange dauern, bis er sich wünschte, wieder hier unten zu sitzen, ohne Blutspritzer und aufgedunsene Leichen und überall Fliegen. Er sagte: »Hier, bitte schön, Mario. Viel Glück.«
    Der Officer nickte in meine Richtung, wollte aber nicht mehr wissen. Er vertraute offenbar Mario, wenn der mich mitlesen ließ. Ortega nahm den Deckel von der Kiste und zog alles heraus. Ich schaute mir zuerst die Obduktionsfotos an, was nicht besonders klug war.
    »Guter Gott.«
    »Ja. Die Leichenbeschauerin geht davon aus, dass er zuerst verstümmelt und ermordet wurde, dann hat ein Alligator ihn erwischt, als er im Sumpf lag.«
    Ich breitete die Bilder auf dem Tisch aus und betrachtete eines nach dem anderen, ich suchte nach Ähnlichkeiten. Der Mann sah aus, als wäre er jung gewesen, kräftig, gleichmäßige Züge, lange dunkle Haare, soweit man das noch beurteilen konnte. Ich griff nach einer Nahaufnahme des Mundes. Dieselben ungleichmäßigen Schnittkanten wie bei Hilde. Keine Finesse, einfach abgesäbelt. Ich erinnerte mich daran, wie bei Hilde das Blut über den Hals bis zu ihren Hosen heruntergelaufen war, was hieß, dass sie am Leben gewesen war und schrecklich gelitten hatte, als er ihre Lippen abtrennte. Höchstwahrscheinlich hatte dieses Opfer dieselben Schmerzen ertragen müssen wie Hilde. Ich fragte mich, ob er noch am Leben gewesen war, als der Alligator ihn unter Wasser gezogen hatte.
    Ein weiteres Foto zeigte den gesamten Kopf. Ein Teil war abgebissen worden, darunter das linke Ohr und eine Seite vom Hals. Eine Ganzkörperaufnahme enthüllte, dass vom rechten Bein alles unterhalb des Knies fehlte, ebenso wie der linke Fuß. Bisswunden am Oberkörper deuteten darauf hin, dass mehr als ein Alligator an der Leiche herumgezerrt hatten. Reichlich Verwesungsspuren.
    »Mein Bauch sagt mir, dass es derselbe Täter ist.«
    »Lag Ihr Opfer im Wasser?«, fragte

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