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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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wird ihnen gefallen.«
    »Okay, dann fliegen wir morgen, sobald ich einen Flug gebucht habe.«
    Der Flug dauerte ewig, aber sie und ihr echter Vater redeten die ganze Zeit und sie erzählte ihm, wie es mit ihrer Mutter gewesen war und wie die sie behandelt hatte, und ihrem Vater traten Tränen in die Augen. Er sagte ihr, wie leid es ihm täte, dass er sie nicht hatte finden können, und dass sie so hatte leiden müssen, und dass sie in der Zukunft niemals, niemals wieder so würde leiden müssen. Und dann hatten sie einander umarmt und er hatte sie auf die Stirn geküsst und sie glaubte, dass er es wirklich alles ernst meinte.
    Sie mieteten am Flughafen einen weißen Toyota Camry, und je näher sie dem Haus des Jungen kamen, desto aufgeregter wurde sie.
    Als sie früh am Morgen dort ankamen, rannte sie zur Haustür, und als die Mutter des Jungen sie überrascht und erfreut begrüßte und herzlich umarmte, weinte sie wieder und fragte, wo der Junge wäre.
    »Er schläft noch im Winnebago, aber er wird sich so freuen. Ich sage ihm Bescheid.«
    »Nein, nein, ich will ihn überraschen.«
    »Er hat dich die letzten paar Monate sehr vermisst. Beeil dich, er wird sich wirklich freuen, dich zu sehen.«
    Die Ältere ließ ihren richtigen Vater mit einem Kaffee am Küchentisch zurück, in Gesellschaft der Mutter des Jungen, und rannte in den Garten hinaus.
    Die Tür zum Wohnwagen war abgeschlossen, aber sie hatte immer noch ihren Schlüssel, und sie wusste, so früh am Samstagmorgen lag der Junge bestimmt noch im Bett. Sie schlich sich hinein, sie strahlte und ging in Richtung des hinteren Schlafzimmers, wo er immer schlief. Sie riss die Tür auf und rief: »Überraschung!«
    Der Junge schoss hoch und sie lachte fröhlich, aber dann sah sie, dass er nicht allein war, dass Sissy mit ihm im Bett lag. Beide waren nackt und der Junge schaute so schuldbewusst, so erschrocken, sie zu sehen, dass er sie bloß sprachlos anstarren konnte.
    »Warte, bitte«, rief er, sprang aus dem Bett und griff nach seiner Jeans. »Du verstehst das nicht, lass mich erklären.«
    Die Ältere war ihrerseits so entgeistert, dass sie nur dastand und die beiden anstarrte.
    Sissy zog das Laken hoch über ihre Brüste und schaute verängstigt. Irgendwie brachte die Ältere heraus: »Na dann – erklär es mir.«
    »Ich habe dich bloß so vermisst, das ist alles. Und Sissy sieht aus wie du und sie sagte, sie wollte es gern, und ich dachte, es würde dich nicht stören …«
    Die Ältere hatte genug gehört und sie rannte aus dem Wohnwagen und durch den Garten zu ihrem Daddy, der in der Küche plauderte. Sie sagte ihm, sie wollte wieder weg, sie wollte nie wieder hierher zurückkehren, und er schaute erleichtert und sagte, das wäre gut, er wäre froh, dass sie so dachte, und dann stiegen sie in ihren Wagen und fuhren zurück zum Flughafen. Sie weinte den ganzen Weg über und ihr wahrer Vater tätschelte ihre Hand und reichte ihr Taschentücher, bis sie schließlich erschöpft im Flugzeug einschlief.

14
    In der Stadt führte mich der Calypso-Mann in eine überbevölkerte Polizeiwache, die aussah wie in einer Miami-Vice- Wiederholung, bloß ohne die pastellfarbenen T-Shirts unter weißen Leinenjacketts mit hochgekrempelten Ärmeln, steckte mich in einen Vernehmungsraum und befestigte mich mit Handschellen an einem Haken, der an einen Stahltisch geschweißt war. Er nahm meine Marke und meine Waffen und meinen Selbstrespekt mit und ließ mich dort alleine sitzen und vor mich hinköcheln, was ich mit großer Begeisterung und Gehässigkeit und unter leisem heiseren Knurren auch tat.
    Fast eine Stunde später kam der Riesenblödmann mit seinem dämlichen, aber grellweißen Denzel-Grinsen zurück.
    »Okay, Ihre Geschichte stimmt. Ihr Sheriff will mit Ihnen reden. Und ich warne Sie, er ist nicht besonders glücklich.«
    Ich rieb mir meine steifen Handgelenke, nachdem er mich losgemacht hatte. »Ich auch nicht. Wo ist das verdammte Telefon?«
    »Hier entlang.«
    Er führte mich einen Flur entlang und dann durch ein geräumiges Großraumbüro für jede Menge Detectives. Ich schaute mich nach den zahllosen gut gebauten Mitarbeiterinnen der Spurensicherung um, die mit ihrem glänzend blonden Haar und den tiefen Ausschnitten in CSI Miami wie Nutten rumliefen, entdeckte aber bloß ein paar ganz normal aussehende Detectives, die sich offenbar köstlich über mich amüsierten. Aber immerhin verspotteten sie mich nicht lautstark. Das Telefon stand auf einem Schreibtisch neben

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