Die kalte Nacht des Hasses
einfach an und sag mir, wann und wo.«
Die hinteren Plätze wurden von einem Typ verkündet, der fast so übel aussah wie David Hasselhoff, und ein hübsches kleines Mädchen zeigte ein schmerzhaft falsches Strahlen darüber, einen tollen dritten Platz belegt zu haben, und der zweite Platz sackte in ihrem Röckchen zusammen und heulte wie ein hungriges Kälbchen. Diese Dinger sollten verboten werden, ich sage es Ihnen. Offenbar war McKay derselben Ansicht, denn er runzelte die Stirn und wollte los.
Er sagte: »Ich gehe jetzt besser. Lizzie kriegt vielleicht Angst, wenn ich zu lange weg bin. Wir werden uns heute einen Film leihen. Shrek. Ich würde dich ja einladen, den mit uns zu sehen, aber du kommst sowieso nicht. Wenn mir noch was anderes auffällt, melde ich mich bei dir und sage Bescheid.«
»Danke. Ehrlich, McKay.«
Als er weg war, stand ich wieder allein da und hoffte, dass es Black gelingen würde, Lizzie irgendwie mit ihren schrecklichen Qualen zu helfen, sie war ganz offensichtlich verloren in ihrer eigenen kleinen, von Monstern bevölkerten Welt. Ich sah entsetzt zu, wie der Wettbewerb sich durch alle Altersgruppen arbeitete, erst wurden Grundschulkinder verheizt, dann Junior High, schließlich die Highschool, und schließlich wurde von der Grinsekatze das größte Ereignis überhaupt angekündigt.
Connie O’Hara kam zu mir und ließ einen Augenblick die Videokamera sinken. »Hast du genauso viel Spaß wie ich?«
»O ja. Ich sehe wahnsinnig gerne glitzernde kleine Mädchen rumspazieren. Wie geht’s dem Baby?«
»Oh, prima. Vielen Dank für den kleinen Strampler mit dem Cardinal-Logo. Du musst irgendwann mal zu Besuch kommen und ihn dir darin ansehen. Mum ist runter nach Osage Beach gezogen, also kann er bei ihr sein, während ich Dienst habe. Sie mochte Kansas City sowieso nicht. Sie ist wie ich eher eine Kleinstadtpflanze.«
»Das ist gut. Jemanden zu haben, dem man trauen kann, sich gut um ihn zu kümmern.«
Ich dachte an meinen Zach, und dass er in der Nacht, in der er starb, auch bei einem vertrauenswürdigen Verwandten gewesen war, ihm das aber nicht im Geringsten geholfen hatte. Ich wollte nicht wirklich über ihr Baby reden, oder überhaupt über Babys, also wechselte ich das Thema. »War’s schwer, wieder zur Arbeit zu kommen?«
»Nein. Mit hat die Arbeit mehr gefehlt, als ich dachte. Ich bin bloß nicht davon ausgegangen, dass mein erster Auftrag darin bestünde, einen bescheuerten Schönheitswettbewerb zu filmen.«
»Das sehe ich genauso, glaub mir.«
»Tja, da sind die nächsten Schönheiten, also zurück an die Arbeit. Wir sehen uns später.«
Ich sah ihr hinterher, dann wurde das Licht runtergefahren und das Hauptprogramm begann. Ich hatte immer noch Probleme damit, mir vorzustellen, dass Brianna tatsächlich Hildes Platz in dieser lächerlichen Show einnehmen würde, aber ich neigte zu der Annahme, dass sie an einer Art posttraumatischem Stresssyndrom litt. Ich hoffte, sie würde sich ebenfalls bereit erklären, eine Therapie bei Black zu machen, und lieber früher als später. Wenn ich so weitermachte, würde er bald alle analysieren, die ich am Ozarks-See kannte. Was sagt das wohl über meine Freunde und Nachbarn? Ich sah mich in der Menge um, aber niemand benahm sich komisch oder glotzte irgendjemandes Lippen mit einer Schere in der Hand an. Ich schaute auf die Uhr und fragte mich, ob dieser Mist jemals vorbei wäre. Immerhin lief der Wettbewerb reibungslos, also verstand die alte Zimtschnecke Patricia wohl wenigstens ihr Geschäft.
Ich wusste, dass Brianna die letzte war, und sie ging mit langen, lockeren Schritten und diesem eigenartigen Hüftschwung, den diese klapperdürren Models immer haben, den Laufsteg entlang. Sie lächelte locker und entspannt und ich fragte mich, wie um alles in der Welt sie so ruhig dreinschauen konnte nach allem, was sie in den letzten paar Tagen durchgemacht hatte. Vermutlich hatte sie auf der Schönheitswettbewerbsschule gelernt, hübsch, cool und völlig normal auszusehen. Ich bin ja der Meinung, so was kann gar nicht gut für die geistige Gesundheit sein.
Brianna gewann das Ding und wurde zur Miss Spring Dogwood gekürt, und auch zu Recht, schätze ich, und dann hielt sie ihre leise hingehauchte Dankesrede mit einer Stimme, die überhaupt nicht wie ihre klang, sie sprach über ihre Schwester und die wundervollen Erinnerungen an sie, und dass sie die Krone ihr zu Ehren entgegennahm. Das Publikum war still und gerührt, und da wurde mir
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