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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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die Lippen weggeschnitten, in den Augen immer noch ungeheures Entsetzen. Es passierte wieder, genau wie immer, ich konnte auch in mir die Wut aufsteigen spüren, hart, tödlich, allumfassend.
    Ich reckte das Kinn vor und riss mich zusammen, dann zog ich mein Handy aus der Gürteltasche und drückte die Kurzwahl für Buckeye Boyd. Er war Gerichtsmediziner und Leichenbeschauer von Canton County und regierte über eine großartige Spurensicherung. Er nahm nach dem zweiten Klingeln ab.
    »Buck, ich bin’s.«
    »Das kann nichts Gutes sein, so wie du klingst.«
    »Wir brauchen dich hier oben im Royal, so schnell es geht. Eine Leiche.«
    »Mord?«
    »Ja. Wieder so ein Irrer. Schlimmer noch, du kennst doch Brianna Swensen, Buds Freundin? Es ist ihre Schwester, aber behalt das für dich, denn wir haben noch keine offizielle Identifikation. Aber ich bin neunundneunzig Prozent sicher, dass sie es ist.«
    »Meine Güte. Wie schrecklich. Ist Bud auch da?«
    »Ja. Wie schnell kannst du hier sein?«
    »Zehn, höchstens fünfzehn Minuten. Alle anderen sind sowieso schon zu einer Besprechung hier.«
    Ich klappte mein Handy zu. Bud rieb sich mit den Handflächen über sein Gesicht. Er rang immer noch nach Luft, jetzt gelangen ihm ein paar tiefe Atemzüge. »Das wird Bri umbringen, es wird sie umbringen.«
    »Ja.«
    »O Mann, Bri darf Hilde nie so sehen. Nicht mit den abgeschnittenen Lippen und all dem Blut.«
    »Willst du hier bei ihr bleiben oder das Absperrband anbringen?«
    »Ich bleibe hier.«
    Ich sagte: »Riechst du die Bleiche?«
    »Ja.«
    »Der Mörder weiß, wie er nach sich sauber machen muss.«
    Bud war jetzt wieder kontrolliert und trat hinter mich, als ich mich noch einmal vorbeugte, um das Wasser im Abfluss zu betrachten.
    »Irgendetwas verstopft den Abfluss. Siehst du?«
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Ich sage es nur ungern, Bud, aber ich glaube, es sind ihre Lippen.«
    »O Gott. Scheiße.«
    »Ja, wir halten uns besser zurück und lassen alles in Ruhe, bis Buck hier ist, um den Tatort zu untersuchen. Lass uns mal sehen, ob wir draußen auf der Terrasse etwas finden können.«
    Ich erhob mich und betrachtete sorgfältig den schwarz-weiß gefliesten Boden, ich suchte nach Spuren von Blutspritzern. Ich vermutete, dass der Täter das ganze Bad und die Dusche mit Bleiche geschrubbt hatte. Ich fand nichts, außer einem Boden, der sauber genug war, um davon zu essen. Bud riss die Vorhänge vor der Tür zur Seite, die zur Terrasse führte, und trat nach draußen. Ich konnte ihn ein paar tiefe Züge der seefrischen Luft inhalieren hören, dann kam ich hinter ihm her und tat es ihm gleich. Das morgendliche Sonnenlicht blendete mich beinahe. Meine Freude über den Frühlingsbeginn hatte sich inzwischen erledigt. Ich ließ meinen Blick in die Ferne schweifen. Ich konnte das Glitzern und Blitzen des Sees und Nicholas Blacks Fünf-Sterne-Resort ausmachen, Cedar Bend Lodge, das wie ein Leuchtturm auffiel, tausend Fenster spiegelten die Sonne. Um uns herum standen dunkelgrüne gepolsterte Terrassenmöbel, sechs Sessel, zwei Liegen, ein passender Tisch. Sonst nichts. Kein Blut, keine Innereien. Keine Spur des Mörders.
    Bud und ich gingen hinüber zum Geländer und schauten in die Tiefe. Manchmal verletzen sich Täter mit dem Messer, das sie verwenden, vor allem, wenn sie in einem Wutanfall töten. Ich beugte mich herunter in der Hoffnung, dass der Täter irgendwo etwas Blut für uns zurückgelassen hatte, und entdeckte tatsächlich welches am Rande der Terrasse außerhalb des Geländers.
    »Hier ist Blut, Bud. Das ist sein Fluchtweg, so viel ist klar.«
    Bud schüttelte den Kopf, sein Kiefer ruckte vor und zurück. Er dachte immer noch an Brianna. »Warum sollte er hier einfach Blut zurücklassen, wenn er sich so viel Mühe gegeben hat, das Bad zu wischen?«
    »Gute Frage. Vielleicht hat er es nicht gesehen.« Ich schaute hoch zu Bud. »Oder vielleicht hatte er es einfach eilig, wegzukommen.«
    »Sie ist noch nicht kalt und in der Leichenstarre, also ist sie noch nicht allzu lange tot. Vielleicht einen halben Tag, vielleicht weniger.«
    »Ja. Und er muss noch eine Weile hier gewesen sein, um so gründlich sauber gemacht zu haben. Vielleicht haben wir ihn überrascht, als wir vorgefahren sind, und er ist hier hinten abgehauen.«
    Die hintere Terrasse hatte vielleicht fünfzig Quadratmeter und ragte über den Abbruch der Klippe hinaus. Dichter Baumbewuchs verdeckte sogar jetzt, zu Beginn des Frühjahrs, das Ufer des Sees unter uns,

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