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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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bist?«
    Ich drückte meine Finger fest auf die Fleischwunde, um die Blutung zu kontrollieren. Es war nicht schlimm, kaum der Rede wert. Ich hatte schon Schlimmeres gesehen. Ich würde es überleben.
    Bud begann den Aufstieg, er fluchte leise vor sich hin, und ich wandte mich um und stapfte hinter ihm her. Mein Arm begann jetzt doch ziemlich heftig zu pochen und ich blutete ordentlich, aber ich wickelte meinen Ärmel eng genug um die Wunde, dass ich nicht auch noch mein eigenes Blut auf den Tatort tropfte. Als wir den Bungalow erreichten, holte ich für uns beide Latexhandschuhe und Papierüberschuhe, die wir anzogen, bevor wir erneut ins Haus gingen, und genug gelbes Absperrband, um sowohl das Haus als auch den Abhang zu sichern, über den der Täter entschwunden war.
    Bud übernahm den Hang und ich sperrte die Vorderseite des Bungalows ab, ich knirschte mit den Zähnen, und meine Wut, ihn davonkommen zu lassen, nahm mit jeder Minute zu. Nach der Arbeit in der Mordkommission des LAPD hätte ich an so etwas gewöhnt sein müssen. Verstümmelungen bei Morden waren nicht so selten, wie sie sein sollten. Dort draußen hatte ich jede Menge Scheußlichkeiten gesehen, die unschuldigen Menschen zuteil geworden waren, und meine letzten paar Fälle hier am See waren auch nicht gerade Leckerlis gewesen.
    Im ländlichen Missouri gab es offenbar doch auch ein paar Irre. Ja, in der letzten Zeit machte der Ozarks-See den kalifornischen Psychos durchaus Konkurrenz. Ich versuchte mir zu überlegen, welcher kranke Grund einen Mörder dazu bringen könnte, einer Frau die Lippen abzuschneiden. Er war ein Psychopath, keine Frage, aber wir müssten sein Motiv herausfinden, ihren Mund so zu verstümmeln. Und die Nachricht. Die war verdammt präzise. Ich war ganz sicher nicht wild auf diese Sache. Wut überkam mich; Wut, dass so etwas geschehen war; Wut, dass ausgerechnet die Verwandte einer Freundin das Opfer war; Wut, dass ich den Täter gesehen hatte und er mir entkommen war.
    Als ich mit dem Absperrband fertig war, tauchten zwei Kollegen auf und ich ließ sie in dem bewaldeten Bereich unterhalb des Hauses nach der Patronenhülse suchen. Ich setzte mich auf den Fahrersitz des Explorers, nahm den Erste-Hilfe-Kasten aus der Seitentasche der Tür, und reinigte und verpflasterte meine Wunde. Die Kugel hatte eine flache, etwa drei Zentimeter lange Rinne in das Fleisch an der Seite meines Arms gerissen, die echt richtig, richtig wehtat, aber nicht tief und nicht gefährlich war. Ich hatte wieder einmal Glück gehabt. Viel mehr Glück, als Hilde gehabt hatte. Ich zog die Schutzfolie von zwei extra großen Pflastern und drückte sie auf meinen Arm. Es war bloß ein Kratzer im Vergleich dazu, was es hätte sein können, wenn ich nicht weggezuckt wäre, oder im Vergleich zu dem, was ich bei anderen Fällen schon hatte einstecken müssen. Ich lehnte meinen Kopf an die Kopfstütze, schloss die Augen und wartete auf den Leichenbeschauer und seine Leute.
    Geschwisterliebe
    Little Miss New Year war der nächste Wettbewerb, zu dem sie fuhren. Die Ältere wollte nicht mit, aber ihre Mama bestand stets darauf, dass sie Sissy half, ihre schicken, glänzenden Kleider anzuziehen. Stiefvater Russel würde Bubby mit in die Verkaufsscheune nehmen, wo alle möglichen Pferde und Kühe und Kaninchen und sonst was ausgestellt wurden. Dort war es lustig, aber die Ältere durfte niemals mit. Mama schleppte sie immer zu den blöden Wettbewerben, und dort musste sie mit ansehen, wie alle Sissy bewunderten.
    Jetzt erwachte sie in ihrem Zimmer im Holiday Inn, wo auch der Wettbewerb stattfinden würde. Es hatte fünfundvierzig Minuten gedauert, von zu Hause hierher zu fahren. Dem Stiefvater hatte es nicht gefallen, hier zu übernachten, weil es Geld kostete, aber Sissy hatte so gebettelt, und schließlich war er doch einverstanden gewesen. Mama ließ sie immer früh aufstehen, damit sie reichlich Zeit hatten und Sissy perfekt aussah. Sissy maulte und beschwerte sich wie immer, und Mama versuchte sie zu beruhigen. Als sie sich an die Ältere wandte, war sie bei Weitem nicht so zärtlich.
    »Hey, du, steh auf und zieh dich an. Und versuch zur Abwechslung mal einigermaßen anständig auszusehen. Es gibt wirklich keinen Grund, dass du uns immer so peinlich sein musst.«
    Die Ältere stemmte sich hoch und tapste barfuß ins Bad. Sie nahm einen Waschlappen, durchnässte ihn mit kaltem Wasser und drückte ihn auf ihre verschlafenen Augen. Sie war so müde. Sissy hatte sich hin

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