Die kalte Nacht des Hasses
Seite der Tür und zielte mit meiner Pistole zu Boden, dann drückte ich die Tür ein wenig auf und warf einen schnellen Blick hinein. Der intensive Geruch von Bleiche ließ mich beinahe würgen. Ein schlechtes Zeichen. Das Bad war verlassen, aber mein Spiegelbild blitzte in dem großen, weiß gerahmten Spiegel mir gegenüber auf. Eine zweite Doppeltür führte vermutlich ebenfalls auf die Terrasse, aber die burgunderroten Vorhänge waren fest zugezogen. Ebensolche Vorhänge verdeckten den Duschbereich, außerdem gab es einen Whirlpool in der Ecke, der so ausgerichtet war, dass man beim Baden einen fantastischen Blick hatte.
Das Bad war makellos. Keine Handtücher auf den Ablagen, keine Gesichtscreme, kein Haarspray auf dem Waschbecken, keine Spur von Nutzung. Mit der Waffe in der Hand näherte ich mich der Dusche, trat zur Seite, riss den Vorgang weg. Die Metallringe quietschten, aber nicht so laut wie ich, als ich sah, was sich dahinter befand. Ich trat zurück, so weit und so schnell ich konnte, bis ich die Wand erreichte und innehalten musste. »Bud, hier drinnen!«
Oh Gott, es war tatsächlich Hilde Swensen. Dieselben blonden Locken, dieselben schönen Züge, aber jetzt wächsern und weiß, verschwendet im Tod. Man hatte sie auf der Rückseite der Dusche positioniert. Sie trug einen schwarzen, einteiligen Badeanzug, und diagonal über die Brust ihre grellrote Miss-Springtime-Schärpe. Sie war an das nackte Fleisch ihrer linken Schulter und des rechten Oberschenkels getackert. Die dreistöckige Diamantentiara, die ich gerade in dem Zeitungsartikel gesehen hatte, war mit Haarnadeln an dem großen Knoten oben auf ihrem Kopf befestigt worden.
Ihre Hände waren an den Handgelenken mit schwarzem Isolierband gefesselt, auf Hüfthöhe, und in den Fingern hielt sie einen großen Strauß welker roter Rosen und weißen Schleierkrauts. Ein Duft süß wie in einem Bestattungsunternehmen quoll aus der kleinen Duschkabine. Hildes große blaue Augen starrten weit geöffnet und glasig in meine Richtung, ein Ausdruck des Entsetzens, der Angst und des Schreckens für immer in ihre Tiefe gegraben. Aber es war ihr Mund, der für ein gemeines Brennen hinten in meinem Hals sorgte und mich würgen ließ.
Hilde Swensens Lippen fehlten, sie waren komplett weggeschnitten worden, und ich starrte ihre geraden, ultraweißen Filmstarzähne an, die für immer in dem schrecklichsten widerwärtigsten Skelettgrinsen eingefroren war, das ich je gesehen hatte. Blut war in dunklen roten Streifen über ihr Kinn und ihren eleganten langen Hals gelaufen, die bis zur Oberseite ihres Badeanzugs reichten, jede Menge, was hieß, dass sie noch am Leben gewesen war, dass ihr Herz noch geschlagen hatte, als ihr Mund verstümmelt worden war. Ich starrte auf ein weißes, rechteckiges Namensschild, das auf der nackten Haut ihrer rechten Schulter klebte. Jemand hatte uns eine Nachricht hinterlassen, in schwarzen handschriftlichen Großbuchstaben.
DASS EINER LÄCHELN KANN UND IMMER LÄCHELN, UND DOCH EIN SCHURKE SEIN
Die Worte erinnerten mich an etwas, Shakespeare, vermutlich, aber dann tauchte Bud neben mir auf. Er holte Luft und sank gegen den Türrahmen. O mein Gott, mein Gott, mein Gott …«
Er wiederholte es immer weiter, während er ins Schlafzimmer zurücktrat, und ich konnte noch nichts sagen, ich schluckte meinen Ekel herunter, aber ich brauchte ein paar Minuten, bis mein Herz wieder normal schlug. Ich trat vor, ging in die Knie, und betrachtete die Frau, die der Mörder so sorgfältig auf der Bank in der Dusche positioniert hatte. Es war Hilde Swensen, daran bestand kein Zweifel. Ich suchte auf dem Boden der Wanne nach Blutspuren. Vollständig mit Bleiche gereinigt. Verflucht seien diese endlosen CSI -Wiederholungen, die im Grunde nichts anderes als Anleitungen waren, wie man mit Mord davonkam. Dann bemerkte ich eine kleine Wasserpfütze im Abfluss. Ich beugte mich näher hinüber, sah genauer hin, mochte aber gar nicht, was ich entdeckte.
Ich lehnte mich zurück und wischte mir mit der Hand über den Mund. Bud war zurückgekehrt, er war jetzt ruhiger, und ich sah zu ihm auf. Er war immer noch erschüttert, sein gebräuntes Gesicht ein bisschen grau, und ich hatte das Gefühl, das lag mehr an seiner Wut als dem ersten Entsetzen, die Leiche zu finden. Ich wusste genau, wie er sich fühlte. Und ich wusste, was er vermutlich dachte. Er würde Brianna berichten müssen, dass ihre Schwester nicht einkaufen oder im Nagelstudio war, sondern mausetot,
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