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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Wimperntusche, und Kosmetikpinsel in allen möglichen Größen. Die verschiedenen Arten von Make-up faszinierten die Ältere, denn nachdem Mama es auf Sissys Gesicht aufgetragen hatte, sah die überhaupt nicht mehr wie ein kleines Mädchen aus, sondern wie ein richtiger kleiner Filmstar, wie die Schauspielerinnen, die im Fernsehen bei den Oscars über den roten Teppich stolzierten. Das erschien der Älteren immer wie ein Wunder, und sie starrte ihr eigenes hässliches Gesicht im Spiegel an und fragte sich zum tausendsten Mal, wie sie aussehen würde, wenn sie all diese wunderbaren Dinge benutzen dürfte. Sie betastete eine kleine Flasche von etwas, das Mama als Make-up-Grundierung bezeichnete, es war von L’Oréal und kostete bei Wal-Mart fast zehn Dollar, und sie wünschte so sehr, sie könnte es ausprobieren.
    Hinter ihr erhob sich Sissy und betrachtete sich im Spiegel, während sie sich mit einem großen weißen Handtuch abtrocknete. »Mach nur. Schmier dir was davon ins Gesicht«, sagte sie. »Mama wird’s nicht merken.«
    »Doch, wird sie. Du wirst es ihr sagen.«
    »Nein, werde ich nicht. Ich versprech’s. Lass uns doch mal sehen, ob wir diese hässlichen Sommersprossen überschminken können.«
    Die Ältere war in Versuchung, wirklich, wirklich in Versuchung, aber sie war auch nicht dumm, und sie würde nicht auf Sissys Lügen hereinfallen. Sie traute Sissy nicht für einen Augenblick. »Nein, ich kriege bloß Ärger, wenn ich das mache, und genau das willst du ja auch.«
    »O nein, ich will bloß wissen, wie du damit aussiehst.«
    Sissy hatte jetzt ihren kuscheligen weißen Bademantel an, auf dessen Tasche ihr Name eingestickt war, und sie trat neben die Ältere. Sie starrten einander im Spiegel an.
    »Jetzt komm schon, du Feigling, probier es.«
    »Nein, du brockst mir nur wieder Schwierigkeiten ein.«
    Da lächelte Sissy. »Du tust besser, was ich sage, sonst schütte ich die ganze Grundierung ins Waschbecken und sage Mama, du warst es.«
    Die Ältere bekam Angst, weil sie wusste, wie wütend Mama dann werden würde. Die Grundierung war das Allerteuerste in Sissys Kosmetiktasche, und sie wusste, das Sissys fähig wäre, ihre Drohung wahr zu machen. Sie hatte in der Vergangenheit schon alles Mögliche getan, um der Älteren Ärger einzuhandeln. »Das kannst du nicht machen, sonst hast du heute keine Grundierung.«
    Sissy lächelte und schraubte die Flasche ganz langsam auf. »Ich bin auch ohne hübsch. Das sagen alle. Hier, probier es aus, sonst kippe ich es ins Waschbecken.«
    Die Ältere hatte jetzt wirklich große Angst und bettelte: »Nein, Sissy, bitte, Mama wird uns umbringen.«
    »Sie wird mich nicht umbringen, nicht direkt vor einem Wettbewerb. Aber dich vielleicht.« Sissy kicherte, als sie die Flasche zu kippen begann und die Ältere das teure Make-up ins Waschbecken tropfen sah.
    »Stopp, stopp, Sissy, bitte, sie wird gleich zurück sein!«
    »Dann probier es, jetzt sofort. Ich will sehen, ob du damit besser aussiehst. Mach jetzt, oder ich schmeiße die Flasche auf den Boden und zerbreche sie!«
    Sissy reckte den Arm hoch und hielt die teure Flasche in die Höhe, und die Ältere schluckte schwer, aber Sissy würde es tun. Sissy liebte es, ihr und Bubby Ärger einzubrocken. Angst umfasste das Herz der Älteren und sie fuhr eilig mit den Fingern durch das Make-up im Waschbecken und rieb es sich auf die Wangen. Tatsächlich verbarg es einige ihrer Sommersprossen und sie starrte sich entgeistert an. Schließlich hatte sie sich immer vorgestellt, dass sie eines Tages so hübsch sein könnte wie Sissy.
    Als sie Mamas Schlüssel im Schloss hörte, packte sie ein Handtuch und versuchte, das Make-up zu entfernen, aber dann erstarrte sie entsetzt, als Sissy plötzlich die teure Flasche Make-up auf den Boden schmetterte. Sie zerbarst in eine Million Stücke und braune Flüssigkeit spritzte überall hin, gerade als Mama in die Badezimmertür trat.
    »Mama, sieh nur, was sie getan hat!«, heulte Sissy. »Sie hat gesagt, sie will nicht, dass ich heute hübsch aussehe, weil sie so hässlich ist! Sie sagt, ich soll genauso hässlich sein wie sie!«
    Mamas Augen huschten zu der Bescherung auf dem Boden, dann sah sie der Älteren ins Gesicht. Wut überkam sie, schwarz und entsetzlich und grausam. Sie ließ eine Tüte mit Puderzucker-Donuts auf die Ablage fallen und packte die Ältere an den Haaren. »Du blödes, missgünstiges kleines Biest, ich werde dich lehren, Sissy in Ruhe zu lassen! Sissy, setz dich auf

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