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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Shaggys alter, senfgelber Volkswagenbus stand in der Auffahrt, die Rückscheibe war voll mit Surfboard-Aufklebern. Er hatte, soweit ich wusste, selbst nie auf einem Surfbrett gestanden, aber das hinderte ihn nicht daran, so zu tun, als ginge er mit Gabrielle Reece. Sein Sportfischerboot stand seitlich neben dem Haus unter einer dunkelblauen Plane.
    Ich stieg aus und sah mich um – im Westen nichts Neues. Ich wartete darauf, ob mein sechster Sinn Gefahr meldete, wie im Royal, aber nichts riet mir zu Anspannung und einem Finger am Abzug. Ich wandte mich um und schaute nach rechts, als ich ein leises Rumsen hörte, aber es war nur der Wind, der ein kleines Vogelfutterhäuschen auf der vorderen Veranda eines Hauses ein wenig die Straße hinunter bewegt hatte. Ein alter Mann saß mit dem Rücken zu mir daneben in einem Schaukelstuhl, rührte sich aber nicht und schaute auch nicht in meine Richtung, also ließ ich meine Waffe stecken.
    Ich ging die paar Stufen zu dem ungeschützten Eingang hoch, wobei ich einen großen Topf Geranien umrundete, die nach Luft schnappen zu schienen, ohne damit viel Glück zu haben. Shaggy hatte nicht gerade einen grünen Daumen, so wie sein Garten und die zahllosen toten Topfpflanzen aussahen. Ich zögerte, als ich bemerkte, dass Shaggys uralte Haustür, die ich ihm erst vor sechs Monaten geholfen hatte, rot zu streichen, offen stand. Es ist nur selten gut, wenn man feststellt, dass jemandes Tür aufsteht. Das hatte ich zahllose Male auf die unangenehmste nur mögliche Weise erfahren müssen. Ich öffnete meine Jacke, legte meine Hand auf den Griff der Glock, und hoffte, dass Shaggy noch im Besitz seines kompletten Mundes war. Ich trat zur Seite und klopfte mit dem Knöchel gegen die mitgenommene Fliegengittertür. Shaggys Stimme kam von drinnen, altbekannt und ohne jede Angst, und ich war deutlich erleichtert, obwohl er mir zurief, ich sollte mich zur Hölle scheren.
    »Ich bin’s, Shag. Claire. Ich hab dir was Schönes mitgebracht.«
    Ich drückte die Tür auf und fand ihn mit dem Gesicht nach unten auf seinem braunen Sofa, eines von denen, in die man bis zu den Ellenbogen einsank. Sein riesiger Sechzig-Zoll-Fernseher war das dominanteste Möbel im Raum und reproduzierte gerade alle Knall- und Donnereffekte von Stirb langsam – Jetzt erst recht. Es gab noch eine weitere Couch, blauer Samt, zum Ausziehen, zwei uralte, unterschiedliche Sessel und einen Couchtisch aus einer Glasscheibe, die auf einer dieser großen Holztrommeln für Elektrokabel lag. Zwei Playstations standen darauf, daneben ein paar leere Wendy’s-Tüten und eine offene und fast leere Flasche Pepto-Bismol. Erfreut stellte ich fest, dass er wirklich so krank aussah, wie ich es erhofft/befürchtet hatte, und dann empfand ich Scham, dass ich mir überhaupt hatte vorstellen können, dass ein derart guter Freund irgendwo einstieg und jemandes Sarg knackte. Was war aus der Welt nur geworden?
    Shaggy war offensichtlich überrascht, mich zu sehen, setzte sich auf und glotzte mich an. Barfuß und benommen trug er sein übliches graues T-Shirt und ausgebeulte, verblasste Radlerhosen, und seine rötlichen Dreadlocks waren ziemlich verzottelt, um es mal nett zu formulieren. Er schob sein Haar mit beiden Händen hinter die Ohren, wobei er ungefähr zwanzig Piercings freilegte. Er war echt ein richtiger Penner. »Was willst du denn hier, Claire? Stimmt was nicht?«
    Ich ging durchs Wohnzimmer und stellte die Papiertüte mit meinen exquisiten kulinarischen Gaben vor ihn auf den Couchtisch. »Nee, ich wollte nur mal sehen, ob du dich bloß vor der Arbeit drückst.«
    »Gott, Claire, ich fühl mich so schlecht wie’n überfahrener Hund.«
    Wenn man mich fragt, ist das ziemlich schlecht.
    »Ich kann überhaupt nichts unten behalten. Irgendein Infekt, schätze ich, komm also besser nicht zu nahe. Was ist denn in der Tüte?«
    »Montain Dew und Zingers. Ich hätte dir wohl besser Rolaids besorgen sollen.«
    »Das Mountain Dew ist okay, aber die Zingers hebe ich mir für später auf. Wie läuft’s bei der Sache mit der toten Schönheitskönigin? Buck hat mir davon erzählt, aber ich konnte nicht viel helfen. Ich war einmal da, aber musste dann doch wieder kotzen.«
    »Wir arbeiten noch dran.« Ich zögerte. Ich wollte ihn nicht vernehmen. Er würde sofort merken, was ich vorhatte, aber andererseits, auf derselben Seite der Medaille, wusste er, wie Ermittlungen funktionierten, und dass ich bloß meinen Job machte. Warum sollte er beleidigt

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