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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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bedeutet hat als das elende Leben an deiner Seite?«, fragte Siebert verbittert.
    Greta zuckte zusammen. Dann bekam ihre Stimme etwas Metallisches: »Hast du gedacht, ich bin blind? Ich wusste schon lange von eurem Verhältnis. Aber ich hätte auch weiterhin gute Miene zum bösen Spiel gemacht, das darfst du mir glauben. Wenn dein sauberer Mychaijl nicht plötzlich größenwahnsinnig geworden wäre.«
    Siebert kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen?«
    »Er hat damit gedroht, euer Verhältnis an die große Glocke zu hängen«, stieß Greta verächtlich aus.
    Siebert fuhr aus seinem Sessel hoch.
    »Das hätte er nie gemacht! Das weiß ich!! Mychaijl und ich, wir haben uns – geliebt!«
    »Kann schon sein. Zumindest, was dich betrifft«, sagte Greta kalt. »Mit der Liebe deines Stechers scheint es jedenfalls nicht weit her gewesen zu sein. Jedenfalls hat er dir vor einer Woche, als wir in Regensburg waren, das hier geschickt.«
    Sie wühlte in ihrer Handtasche, zog ein Handy hervor und schaltete es an. Siebert starrte darauf wie auf eine giftige Schlange. Aus seinem gerade noch zorngeröteten Gesicht wich alles Blut.
    »Das ist von Mychaijl!«
    Greta nickte verkniffen. »Hast du gedacht, ich lass das einfach im Pavillon liegen? Dann wäre ja alles umsonst gewesen.«
    Mit triumphierender Miene reichte sie ihm das Handy. Siebert las erst stirnrunzelnd, dann zunehmend fassungslos, während Greta fortfuhr:
    »Ich hab seine SMS auf deinem Handy gefunden, während du in Regensburg im Badezimmer warst. Ich wollte dich und uns schützen, verstehst du? Also hab ich ihm geantwortet und die Nachricht auf deinem Handy gelöscht.«
    Schwer atmend sah Siebert hoch zu seiner Gattin.
    »Und dann …« Seine Stimme versagte.
    Greta nickte. »Hab ich dafür gesorgt, dass du gut schläfst, mein Lieber. Danach bin ich nach München gefahren und hab mich mit ihm getroffen. Leider hat er sich nicht einsichtig gezeigt. Da musste ich eben …«
    Vom Bürosessel – nichts als unheilvolles Schweigen. Schließlich sah Siebert auf. In seinen Augen glimmte blanker Hass.
    »Du hast alles in meinem Leben zerstört, was mir wichtig war, Greta. Dafür wirst du büßen!«
    In seinen Händen blitzte ein Messer auf.
    Im nächsten Moment hatte er es an die Kehle seiner Gattin gesetzt.
    Panisch schrie Greta auf – als plötzlich ein Mann im Türrahmen auftauchte und sich zwischen die beiden warf.
    Doch der stämmige Ministerialdirigent hatte deutlich mehr Kraft, als Joe gedacht hatte. Was nutzten schnelle Reaktion und Geschmeidigkeit gegen zweieinhalb Zentner geballte Wut und blinden Rachedurst?
    Verzweifelt versuchte Joe, Siebert das Messer zu entwinden, während sich Greta schreckensbleich gegen die Wand drückte und voller Todesangst das erbitterte Gerangel der beiden keuchenden Männer beobachtete.
    Stühle kippten um, ein Beistelltisch, ein bis zum Rand gefüllter Papierkorb. Klirrend zerschellte eine Vase aus kostbarem Muranoglas auf dem Buchenparkett und ergoss ihren Inhalt – ein geschmackvolles Bukett aus Maiglöckchen und Flieder – über das Chaos aus Aktenordnern und losen Notizen.
    Die beiden Männer kämpften weiter.
    Noch war es Joe gelungen, Sieberts wütenden Messerattacken geschickt auszuweichen. Dann aber stolperte er über den Papier korb und ging zu Boden.
    Mit einem Grunzen stürzte Siebert sich über ihn.
    Ein sich wälzendes Knäuel aus Armen und Beinen. Scherben bohrten sich in Joes Rücken. Endlich konnte er sich von der zentnerschweren Last befreien. Doch erstaunlich behände griff Siebert erneut an, das Messer in der erhobenen Rechten.
    Schützend hob Joe einen Aktenordner mit beiden Händen vor sein Gesicht, doch was waren schon ein paar Quadratzentimeter verstärkte Graupappe gegen den Blutdurst eines rachsüchtigen Mannes?
    Ein wahrer Messerhagel traf Joes improvisierten Schild – fragte sich nur, wie lange er standhalten würde.
    Das Blatt schien sich zu wenden, als Sieberts Messer plötzlich feststeckte. Schäumend vor Wut zog und zerrte er an seiner Waffe.
    Joe nutzte den Augenblick und versuchte, seinen Kontrahenten mit den Beinen zu Fall zu bringen.
    Ein Fehler, wie sich zeigte.
    Nur kurz hatte Joe das Messer aus den Augen gelassen, da gelang es Siebert, es aus dem Aktenordner zu ziehen. Im nächsten Moment bohrte es sich tief in Joes Oberarm.
    Blut spritzte auf.
    Joe stutzte und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die klaffende Wunde. Dann wandte er sich, immer noch ungläubig, an sein

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