Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
Vom Netzwerk:
Sturschädel durchsetzen zu müssen. Gut, er hatte sich die letzten Tage auch nicht gerade gentlemanlike benommen, das musste er zugeben. Aber war das ein Grund, ihn gleich dermaßen abzuservieren?
    Oder – Joe schluckte – lief da etwa was zwischen ihr und dem geschniegelten Polizeireporter, diesem stadtbekannten lonely ride r ? Er hatte ja schließlich Augen im Kopf. Und dass Sofie aus allen Knopflöchern gestrahlt hatte, als dieser Depp mit seinem Dauergrinsen gestern in der Nußbaumstraße zur Tür hereingeschneit kam, war Joe in keiner Nuance entgangen.
    »Darf ich Sie zu einem kleinen Mittagessen entführen …«
    Pfff.
    Das hatte Joe sie eigentlich auch fragen wollen – gestern. Und auch heute.
    Aber: Sense.
    Sicher hatte der Typ Sofie in irgendeine angesagte Trattoria abgeschleppt, wie er ihn einschätzte. Ob sie sich von so was beeindrucken ließ?
    Ein äußerst verlockender Duft nach frisch zubereitetem Döner stahl sich durch das geöffnete Seitenfenster in Joes Wagen und in seine Nase.
    Prompt begann sein Magen zu reagieren: Er knurrte energisch.
    Also gut, Frau Dr. Rosenhuth. Dann wird dein Ex eben ohne dich lunchen. Die Gegend hier am Giesinger Bahnhof war zwar alles andere als schick – dafür konnten es die sensationellen Döner gleich ums Eck mit allen noch so ausgefuchsten Antipasti aufnehmen.
    Energisch packte Joe das Lenkrad fester und steuerte entschlossen den Bahnhofsparkplatz an. Ein schwarzer Hummer mit getönten Scheiben hatte offensichtlich das gleiche Ziel und drängte rasant Joes Wagen zur Seite, ehe er parkte.
    Schon hatte Joe einen deftigen Fluch auf den Lippen – als er stutzte. Der unverschämte Fahrer, der ihm die Vorfahrt genommen hatte und nun aus seiner Kampfmaschine stieg, kam ihm nur allzu bekannt vor: Kai Schlegl, der schmierige Geschäftsführer der Gay-Sauna in der Säbener Straße. Was hatte der denn hier zu suchen?
    Na, was wohl. Oder glaubte Joe, er sei der Einzige, den der Appetit zu einem der absoluten Geheimtipps hier in Obergiesing trieb? Langsam ließ er seinen Wagen auf den Parkplatz rollen, ohne den Mann aus den Augen zu verlieren.
    An türkischem Fast Food schien Herr Schlegl allerdings nicht interessiert zu sein. Statt die Menschenschlange vor der Imbissbude anzusteuern, stürmte er zu einer schwarzen Limousine, die in zweiter Reihe parkte, und klopfte energisch gegen die Scheibe.
    Mit einem Schlag waren knurrender Magen, Sofie und Charly Loessl vergessen. Joe stieg rasch aus. Die zahllosen parkenden Autos kamen ihm gerade recht als Deckung, während er sich der schwarzen Limousine unauffällig näherte. Noch hatte er nicht erkennen können, mit wem Schlegl da so verbissen verhandelte.
    »Fünfzigtausend Euro. Das war der Deal. Und was hab ich gekriegt? Lumpige fünfundzwanzig Riesen. A bissl wenig dafür, dass ich vor den Bullen die Unschuld vom Land spiel. Moanst ned a?«
    Eine stammelnde männliche Stimme antwortete: »Ich hab damit nix zu tun, Herr Schlegl. Ehrlich!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde verließ Joe seine Deckung, einen verrosteten Opel Astra, um einen Blick auf Schlegls Gegenüber zu werfen.
    Ein Irrtum war ausgeschlossen.
    Der Herr Ministerialdirigent höchstpersönlich gab sich hier auf dem Giesinger Bahnhofsparkplatz die Ehre. Und feilschte um ein – Schweigegeld?
    »Weißt was, Konni, des is mir so was von wurscht. Deine Frau Gemahlin hat neulich schon versucht, mich zu bscheißn. Und bei so was hört der Spaß bei mir endgültig auf. Also, wie schaut’s aus? Hast die Kohle wie vereinbart dabei, oder ned?«
    »Selbstverständlich, Herr Schlegl.« Nervös versuchte Siebert, seiner Stimme einen letzten Rest Würde zu verleihen.
    Joe hatte genug gesehen. Was spielte der Stress mit seiner Ex jetzt noch für eine Rolle. Sie hatte recht gehabt – und so was von!

49
    Kein Anschluss unter dieser Nummer
    J oes Stimme am Telefon klang so seltsam, dass Sofie sie im ersten Moment nicht erkannte – gepresst, so als stünde er unter enormem Druck.
    »Des glaubst du ned, wen ich gerade gesehen hab: den Herrn Ministerialdirigenten zusammen mit Sauna-Bärchen vor der Dönerbude am Giesinger Bahnhof.«
    »Siebert und Schlegl? Zusammen? Des gibt’s doch ned!«
    »Und ob! Stell dir vor …«
    Die Verbindung brach plötzlich ab. Nur noch ein Tuten drang aus Sofies Telefon.
    »Joe …?«, rief sie.
    Keine Antwort.
    Sie starrte zu George.
    » Shit . Ich hoff nur, der Joe macht koane Dummheiten«, murmelte sie. »Aber schließlich weiß der Lederer,

Weitere Kostenlose Bücher