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Die kalte Spur

Die kalte Spur

Titel: Die kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erle Stanley Gardner
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mit beiden Händen an seinen Arm, als ob sie sich aus einem Morast herausziehen wollte. Sie zitterte am ganzen Leib.
    »Sie müssen mir Glauben schenken! Es hängt für mich so viel davon ab. Ich bin im Begriff zu heiraten. Wenn ich jetzt in eine Mordaffäre hineingezogen werde, ist mein ganzes Leben ruiniert. Ich bin Alice Lorton. Ich kann es Ihnen beweisen. Wenn Sie es wünschen, liefere ich Ihnen einen lückenlosen Lebenslauf. Und ich werde Sie zu Menschen bringen, die mich genau kennen.«
    »Aber wie kommt es«, sagte Griff, der sich offenbar seiner Sache momentan nicht mehr ganz sicher war, »daß alle Sachen in der Wohnung Esther Ordway gehören? Warum steht hier nichts, was Ihr Eigentum ist?«
    »Weil ich nichts habe. Ich kam völlig abgerissen hierher. Esther las mich auf der Straße auf. Oh, es war gräßlich. Ich kann nicht einmal Ihnen all das erzählen. Ich war ruiniert und hungrig und verzweifelt. Da kam Esther und kümmerte sich um mich. Ich wollte den Journalisten nichts davon sagen. Und auch meine Familie sollte nichts davon erfahren. Sehen Sie, ich wollte Schauspielerin werden. Alle sagten mir, wie schwer das Leben auf der Bühne sei, aber sie stießen auf taube Ohren. Ich kam hierher und ging vor die Hunde. Als ich wieder einmal auf der Straße herumirrte und nicht wußte, wovon ich die nächste Mahlzeit bezahlen sollte, trug ich mich mit Selbstmordgedanken. Plötzlich ging Esther neben mir, nahm mich am Arm und lächelte mir so nett zu, als ob wir schon viele Jahre befreundet wären. Und dann sagte sie: >Na, meine Liebe, Sie sehen aber aus, als ob Ihnen das Leben zum Hals heraus hinge!« Sie war der erste Mensch seit Monaten, der ein freundliches Wort für mich übrig hatte. Mein ganzes Heimweh stieg in mir empor. Und mitten auf der Straße fing ich an zu weinen. Esther fragte mich, wann ich das letztemal gegessen hätte. Ich erwiderte ihr, das sei vor fast zwei Tagen gewesen.«
    »Und wie lange ist dieses Gespräch jetzt her?« fragte Griff. Das Mädchen schlug die Augen nieder. »Knapp vierzehn Tage«, sagte sie leise und stockend.
    »Warum haben Sie uns belogen?«
    »Weil ich nicht wollte, daß es in die Zeitung kommt. Ich weiß doch, wie die Journalisten sind. Sie sind wie die Aasgeier hinter traurigen Schicksalen her.«
    »Und Sie sind also verlobt, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wer ist der Mann, den Sie heiraten werden, Alice?« fragte er in einem nun fast väterlich klingenden Ton.
    »Jemand in meiner Heimatstadt. Er glaubt, daß ich hier mittlerweile Karriere gemacht hätte und nur wegen der Ehe meinen Beruf aufgeben würde. Finden Sie es sehr häßlich, daß ich ihn belogen habe?«
    Er lachte, klopfte ihr auf die Hand und stand auf. »Alice«, sagte er, »ich bin kein Moralist, sondern Kriminalist. Ich bearbeite einen Fall und versuche, die Fakten zu ermitteln. Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie so spät belästigt habe.«
    »Oh, Sie sind furchtbar nett. Sie verstehen mich doch, nicht wahr?«
    »Ja, ich glaube, ich verstehe Sie.«
    Er knöpfte sich den Mantel zu und griff nach dem Hut. »Gute Nacht, Alice!«
    »Gute Nacht! Und haben Sie vielen Dank!«
    Sie trat nahe an ihn heran und blickte ihm in die Augen. »Ich... finde Sie wunderbar«, flüsterte sie. Und ehe er sie daran hindern konnte, beugte sie sich herab und küßte seine Hand.
    Einen Augenblick später befand Griff sich bereits draußen auf dem Korridor. Mit schnellen Schritten steuerte er auf den Fahrstuhl zu Und fuhr hinab ins Erdgeschoß. Er begab sich in eine Telefonzelle und rief eine Detektivagentur an, die öfters für ihn arbeitete.
    »Hier spricht Griff«, sagte er. »Ich bin im Elite-Appartementhaus, Robinson Street 319. Schicken Sie bitte schnell jemanden mit einem Wagen her. Ich warte auf der gegenüberliegenden Straßenseite.«
    Als Griff auf die Straße trat, schlug ihm ein kalter Nachtwind entgegen. Er überquerte die Fahrbahn und ging dort nachdenklich auf und ab. Obwohl er den Kopf gesenkt hatte, beobachtete er ständig die Eingangstür des Elite-Appartementhauses.
    Nach etwa zwanzig Minuten tauchte ein kleiner Sportwagen auf. Ein Mann stieg aus und trat auf Griff zu.
    »Mr. Griff?« sagte er mit gedämpfter Stimme.
    »Ja«, erwiderte Griff. »Es geht um folgendes: Aus dem Appartementhaus da drüben wird sehr bald eine junge Dame herauskommen. Sie ist mittelgroß, dunkelblond und hat eine hübsche Figur. Vielleicht trifft sie sich hier draußen mit einem Mann. Ich möchte, daß sie beschattet wird. Möglicherweise

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