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Die Kalte Zeit

Die Kalte Zeit

Titel: Die Kalte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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hantieren hörten. »Werner fehlt im Team. Manchmal würde ich gern ’ne Runde mit ihm reden. Ich dachte, ich frag’ mal, ob er mit auf ein Bier ins ‚Florian’ kommt.«
    Dagmar legte eine Hand auf seinen Arm. »Versuch dein Glück. Aber ich kann mir schwer vorstellen, dass du ihn . . .« Sie brach ab, als Kleinschmidt ins Zimmer kam, in der einen Hand zwei Flaschen, in der anderen den Öffner. »Brauchst du ein Glas?«
    »Dagmar würde uns auch ein frisch Gezapftes im ‚Florian’ genehmigen«, meinte Zagrosek.
    Kleinschmidt sah zwischen ihnen hin und her. »Jetzt noch?« Er stellte die Flaschen auf den Tisch und stützte sich mit den Händen auf den Sessellehnen ab, bevor er sich langsam in das Polster herabsinken ließ.
    »Los, raus mit dir«, schimpfte Dagmar zärtlich. »So spät ist es auch nicht. Tom will was mit dir bereden.«
    Kleinschmidt sah nicht begeistert aus.
    Zagrosek rutschte vor auf die Sofakante. »Schon gut, lass mal. So wichtig ist es nicht. Wir können morgen . . .«
    »Morgen können wir gar nichts. Was soll die Scheiße? Komm vorbei und guck dir die Berge auf meinem Schreibtisch an. Aktenhaltung. Hirnentleerte Fließbandarbeit.« Kleinschmidt griff sich an die Stirn. »Meine grauen Zellen sind schon in Rente. Und der Rest, den ein Mann so braucht, ist auch im Arsch.«
    Dagmar stand auf und ging aus dem Zimmer.
    Zagrosek blickte auf seine Knie. Dann hob er den Kopf. »Verdammt noch mal, Werner. Du kommst jetzt mit.«
    Kleinschmidt grummelte etwas in sich hinein. Dann drückte er sich aus dem Sessel hoch und schlurfte Richtung Flur. »Aber du bestehst nicht darauf, dass ich mich noch in Schale schmeiße.«
    Zagrosek musterte Kleinschmidts Unterhemd. »Mach nur die Jacke zu.«
    »Macht diese Brandleiche euch Ärger?«, fragte Kleinschmidt, als sie in der Kneipe saßen. Ihr Stammplatz in der Nische am Fenster, nahe dem Tresen, war besetzt gewesen. Nun saßen sie im hinteren Teil der Kneipe und hatten Alt und Korn bestellt.
    »Die Brandleiche auch.« Zagrosek schob die Ärmel seines Sweatshirts hoch. Es war warm hier drin.
    »Was gibt’s sonst Neues? Ich hab gehört, ihr kriegt Blessing als Chefin?«
    Wie schnell sich das doch rum sprach. Aber Kleinschmidt hatte in jedem Kommissariat seine Informationsquellen.
    Zagrosek grinste. »Besser sie als Hans.«
    »Korrekt.« Kleinschmidt prostete ihm zu.
    Zagrosek nahm einen Schluck. »Und bei dir? Ist es wirklich so schlimm in der Aktenhaltung?«
    Kleinschmidt vertiefte sich in den Anblick seines Bierglases. »Nein. Es ist gar nicht so übel.«
    »Arnsberg sagt, du hängst im Büro rum wie ein Schluck Wasser. Du sprichst nicht mit den Jungs. Vergräbst dich hinter deinen Akten. Gehst nicht mal mit in die Kantine.«
    »Tom. Lass gut sein. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Kleinschmidt kippte den Korn.
    Zagrosek holte Luft und ließ sie langsam durch die Nase entweichen. »Wenn du meinst.«
    Sie tranken schweigend. Kleinschmidt kritzelte mit einem Kuli auf dem Bierdeckel herum. Er gab der hübschen, blutjungen Kellnerin hinter dem Tresen ein Zeichen. Kurz darauf kam sie mit zwei neuen Gläsern Alt.
    »Bei mir drauf.«
    Die dritte Runde folgte bald. Ein leichter Schwindel ließ Zagroseks Gedanken schneller kreisen. Er hätte gern über Vera gesprochen. Aber Kleinschmidt wirkte so niedergeschlagen. Er konnte ihn nicht auch noch mit seinen Problemchen belasten.
    »Hey, mach nicht so ein Gesicht«, sagte Kleinschmidt. »Es gibt auch gute Neuigkeiten. Vielleicht komme ich zurück ins Team.«
    Zagrosek blickte ihn erstaunt an. »Im Ernst? Das wäre ja . . . !«
    »Ja. Aber noch ist es nicht spruchreif. Ich war heute mit Wiebke Blessing bei Rothenburg. Wiebke hat sich für mich eingesetzt. Und ich fühl mich wieder fit.«
    »Das ist doch großartig.« Zagrosek musterte ihn. »Also warum die miese Stimmung?«
    »Ach. Wenn ich sage, ich bin fit, dann trifft das eben nur zum Teil zu.« Er verzog den Mund. »Da unten tut sich halt nichts.«
    »Moment, bist du da nicht zu ungeduldig?«
    »Du hast leicht reden. Die OP ist über ein halbes Jahr her. Alle empfehlen Viagra. Nur, bei mir regt sich nichts mehr.« Er drehte sein Bierglas in den Händen. »Ich hab mir so eine Pumpe übers Internet bestellt. Ziemlich umstrittene Sache.«
    »Was für eine Pumpe?«
    Kleinschmidt gab der Kellnerin das Zeichen für zwei Korn. »Vakuum-Erektionshilfe. Du pumpst, erzeugst Unterdruck und dein Ding füllt sich mit Blut.«
    Zagrosek schwieg. Vera und er hatten es nicht mal

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