Die Kaltzeller
Ende.“
Nacheinander meldeten sich die Kommandanten der kleineren Einheiten mit ihren Namen. Der letzte schloß eine Frage an seine Meldung: „Daviscourt an Kommandanten. Was soll im Falle eines Angriffes geschehen, Sir? Ende.“
„Ich habe es bereits erklärt.“ Spences’ Stimme klang ungeduldig, als er antwortete. „Sperren Sie diesmal die Ohren auf. Daviscourt! Jeder Angriff wird mit Gegenangriff und Kampf bis zum letzten Atemzug erwidert, solange der Auftrag nicht erfüllt ist. Danach ist der Kampf nach Möglichkeit zu vermeiden, damit keine unnötigen Verluste eintreten. Zum Teufel aber mit jedem, der sich davonmacht, bevor er die letzte Brandbom be abgeladen hat! Ihr seid aus Hunderten von Freiwilligen ausgewählt worden und wißt, worum es geht. Alaska muß brennen, bevor wir den Rückflug antreten! Sonst noch Fragen? Ende.“
Spence wartete, der Lautsprecher über dem Armaturenbrett schwieg. „Gut, ich scheine verstanden worden zu sein. Ich verlasse mich darauf, daß ihr euer Handwerk versteht. Bleibt auf Empfang, und keinen Wurf, bevor ich den Befehl gegeben ha be! Sobald die letzte Bombe heraus ist, Kehrtwendung und ab mit südlichem Kurs! Sammelpunkt Point Winnipeg, wo wir landen und neue Bomben aufnehmen, um das zweite Ziel anzugreifen. Wir wollen den Kaltzellern die Arktis zur Hölle machen. Und nun konzentriert euch auf eure Ziele! In drei Minuten – in hundertachtzig Sekunden – werdet ihr meine Stimme wieder vernehmen. Solange also!“
Schweigen folgte. Spence ließ seine Blicke über die weite Landschaft wandern, und seine Gedanken beschäftigten sich mit dem neuernannten Oberkommandierenden der Streitkräfte, Mark Darragh.
Spence selbst hatte Darragh für diesen Posten vorgeschlagen, aus kühlem Überlegen und kluger Berechnung heraus sich jemand anderen vor die Nase setzen? Warum nicht? Nach Darraghs Abenteuern, nach seinen Erfolgen über die Kaltzeller, wäre er früher oder später doch an die erste Stelle gerückt, auch gegen Spences Willen. Warum also nicht klug sein? Warum etwas Unabänderliches nicht vorwegnehmen, wenn man sich damit den Schein der Selbstlosigkeit geben konnte? Vielleicht kam die Stunde, da sich kluge Voraussicht auszahlte. Darragh war jung. Junge Menschen begingen leicht Fehler, die ihnen früher oder später das Genick brachen. Dann war der Augenblick gekommen, wieder aus dem Hintergrund zu treten und die Position einzunehmen, die einem zukam.
Bis jetzt allerdings war Darragh noch kein Fehler unterlaufen. Im Gegenteil. Jede seiner Maßnahmen hatte sich als durchführbar erwiesen, oft war der Erfolg wesentlich größer gewesen als erwartet. Darragh hatte einen anderen Weg als Spence eingeschlagen. Er hatte dafür gesorgt, daß die Arbeit der Wissenschaftler und Techniker die gleiche Anerkennung fand wie die der kämpfenden Einheiten. Bis heute hatte die Methode ihm recht gegeben. Durch Darraghs Anstrengungen war die Schaf fung einer Allianz gelungen, die sich über alle Erdteile erstreck te. Mit den ersten nachgebauten Schiffen waren Unterhändler aus gesandt worden, um in Afrika und in den südlichen Teilen Asi ens Verbündete zu gewinnen. Darragh hatte die Fäden gezogen, in einer Weise, die Spence nicht völlig durchschaute. Aber sie war wirksam, daran gab es keinen Zweifel. Asiaten waren es, die Spitzbergen in ein Flammenmeer verwandelt hatten. Er, Spen ce, war von Darragh zum Kommandanten des Alaska-Unternehmens ernannt worden, und es lag an ihm, ob dieses Unternehmen zu einem vollen Erfolg wurde.
Spence lächelte. Ganz gewiß würde er dafür sorgen, daß es ein Erfolg wurde. Ein wichtiger Erfolg, ein Markstein im Kampf gegen die Kaltzeller. Ein Erfolg, über den man sprechen würde, der seinen Namen wieder in aller Munde bringen würde. War es nicht möglich, daß man dagegen die Verdienste Mark Darragh geringer maß, daß man zur Ansicht kam, ein Mann wie Spence sei doch eher zum Oberkommandierenden geeignet? Und die Gedanken Spences wanderten weiter zu dem Wesen, um das er Darragh am meisten beneidete – Brenda Thompson!
Spence hatte mehrere Frauen in seinem Leben gekannt, einmal war er sogar kurze Zeit verheiratet gewesen. Er kannte sich also aus auf diesem Gebiet, aber Brenda Thompson war anders als alle Frauen, deren Bekanntschaft er je gemacht hatte. Sie hatte etwas in ihrem Wesen, das selbst einen Mann wie Spence dazu bringen konnte, Dummheiten zu begehen. Sie hatte Leidenschaften in ihm erweckt, die er längst gestorben glaubte. Bevor sie zum
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