Die Kaltzeller
Orinoko kam, glaubte er das Kapitel Frauen abgeschlossen. Sein ganzes Interesse war auf Kampf, auf die Wiedereroberung der Erde gerichtet gewesen. Diesem Eifer, dieser Leidenschaft hatte er seinen steilen Aufstieg verdankt. Warum sollte er diese hohe Position nicht ein zweites Mal einnehmen! Und vielleicht die Menschheit zum endgültigen Sieg über die Kaltzeller führen! Und den Lohn dafür in Empfang nehmen, einschließlich Brenda Thompson.
Spence schüttelte den Kopf. Nein! Er würde Brenda nie besitzen. Man konnte Darragh töten, seinen Platz einnehmen. Man konnte Brenda an sich reißen und entführen. Aber das würde nicht bedeuten, daß man sie besäße. Nie würde ein anderer Mann als Mark Darragh Brenda besitzen. Sie liebte Darragh.
Spence hatte Darragh oft zugehört, wenn er sich mit anderen unterhielt. Darraghs Sprache blieb bescheiden, mochte er steigen, so hoch er wollte. ‚Glück’, pflegte er zu sagen, wenn sie ihm zujubelten, wenn sie seine Erfolge feierten. ‚Einfach Glück. Ich bin ein Glückskind, das Glück ist mir treu geblieben, seit ich als kleiner Späher am Orinoko meine Laufbahn begann.’ Darragh hatte recht. Glück, wie es ihm im Übermaß zufiel, hätte jeden anderen größenwahnsinnig gemacht – nur Darragh nicht. Aber Spence wußte nicht, ob das größte Glück, das Darragh gewonnen hatte, nämlich Brenda, ihm überhaupt bewußt war.
„Mark Darragh“, flüsterte Spence mit schmalen Lippen, „du kennst dein wahres Glück nicht! Vielleicht wird es dir eines Tages klar werden, und dann mußt du dir Rechenschaft geben, ob du dieses Glück verdient hast oder nicht.“
Ein Blick auf die Uhr riß Spence in die Gegenwart zurück. Er schüttelte den Kopf über seine Phantasien. Nie würde er wieder Darraghs Platz einnehmen, nie würde er Brenda Thompson gewinnen. Schluß damit! Und Augen auf für den Auftrag, denn hundertsiebzig Sekunden von den drei Minuten waren bereits vergangen! Was ihm übrigblieb, war die Möglichkeit, seine Aufgabe zu erfüllen, ruhmbedeckt zurückzukehren und sich nach anderen Frauen umzusehen, von denen es nicht weni ge gab, die begehrenswert schienen. Die Pflicht rief, alles andere hatte zu schweigen!
Er schaltete das Mikrofon ein, während seine Blicke dem Lauf des Zeigers folgten.
„Kommandant Spence an alle Schiffe! Noch fünf Sekunden – vier – drei – zwei – eine – jetzt! Bomben raus!“
Er trat vom Mikrofon zurück, blickte durch eines der Fenster. Silbern torkelte es zur Erde, Hunderte, Tausende von winzigen Bällen. Und die Einschläge, die Detonationen, sprühende Flammen, wohin das Auge blickte. Dicke Rauchwolken stiegen in den Himmel. Unten war die Hölle los – die Hölle für die fremden, verhaßten Eindringlinge, die es gewagt hatten, die Herrschaft über die Erde an sich zu reißen. Die Brände liefen über die Erde wie flüssiges, flammendes Öl, das sich in alle Richtungen ausdehnte. Dunkle Flächen glühten auf, erstickten in Rauch und Asche, blieben ausgebrannt zurück, während das gefräßige Feuer neue Nahrung suchte. Die Hölle war los, Alaskas Wälder standen in Flammen!
Spence übernahm wieder die Steuerung des Schiffes. Er gab dem jungen Offizier den Befehl, die Ausdehnung der Brände auf einer Karte einzutragen.
„Feindliche Schiffe zum Angriff formiert!“ gellte eine Stimme.
Spence hatte die Gegner bereits gesichtet. Hinter einem langgestreckten Gebirgszug waren sie aufgestiegen, eine hell schimmernde Flotte. Fahle, geisterhafte Strahlen tasteten von ihren Rümpfen vor, aber die Entfernung war noch zu groß für die tödlichen Strahlen, um Unheil anzurichten. Wieder schaltete Spence das Mikrofon ein.
„Kommandant an alle Schiffe! Bomben heraus und sofort auf Gegenkurs! Sammelpunkt Point Winnipeg. Niemand fliegt auf geradem Kurs dorthin! Endgültigen Kurs erst festlegen, wenn sicher ist, daß alle Verfolger abgeschüttelt sind! Ende.“
Erleichtert um ihre Bombenlasten, steigerten die Schiffe mühelos die Geschwindigkeit. Dies waren die kleinsten Einheiten, aber in ihrer Winzigkeit lag ihr Vorteil. Sie besaßen kaum einen Laderaum, jeder Winkel war für die Antriebsenergien ausgenutzt, ihre Geschwindigkeit der jedes größeren Schiffes überlegen.
„Wie sieht es hinter uns aus?“ fragte Spence, ohne den Blick von den Instrumenten zu nehmen.
„Sie drehen ab, kreisen über den Feuern. Es sieht aus, als brächen sie die Verfolgung ab.“
„Versuchen wahrscheinlich, das Feuer zu ersticken.“
„Werden sie
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