Die Kaltzeller
Hochöfen gewandert und hatten dort unvorstellbare Hitzegrade erzeugt, so lagen nun die Förderschächte und die Kohlenflöze still, aber das Material, das Hitze zu erzeugen vermochte, ruhte noch an seinem alten Platz. Wartete es nicht gerade darauf, seiner Bestimmung zugeführt zu werden?
Woher die Flamme kam, die die Kohlenmengen in Brand setzte, erfuhren die Kaltzeller nie. Aber ein Mensch brachte sie, ein wagemutiger Mann, dessen Namen niemand mehr kennt, und es schien, als sei er an hundert Stellen zugleich tätig gewesen. Aus einem kleinen Flämmchen wurde ein Brand von ungeheurem Ausmaß, der sich auch dort in den Boden fraß und weiterkroch, wo die Stollen und Flöze zu Ende waren, bis fast die ganze Insel einem riesigen kochenden Kessel glich, dessen Hit ze alles Eis zu Wasser werden ließ, dann zu Dampf, der verzweifelt nach einem Ausweg für seinen ungeheuren Druck suchte. So kam, was kommen mußte. Donnernde Detonationen entluden sich in unterirdischen Höhlen, pflanzten sich wie eine Kettenreaktion fort, durchbrachen die Erdkruste und wirbelten in den Himmel, was sich auf der Oberfläche angesiedelt hatte. Scheinbar unverletzbare Kuppelbauten brachen wie Kartenhäuser zusammen, andere wiesen klaffende Spalte auf und mußten geräumt werden, wieder andere schluckte der Erdboden, und nur gähnende, qualmende Krater blieben zurück.
Die Auswirkungen der Reihenkatastrophe auf die Garnisonen der Kaltzeller blieben nicht aus; aus Überraschung wuchs Demoralisation, dann Furcht und Panik. Die ihrer Unterkünfte beraubten Kaltzeller fanden sich im Freien wieder, bei einer Temperatur von zehn Grad Fahrenheit, einem Klima also, das es ihnen gerade noch erlaubte, sich ohne Schutzanzüge zu bewegen. Aber der Boden wurde ihnen im wahrsten Sinne des Wortes immer heißer unter den Füßen. Die unterirdisch schwelenden Brände griffen weiter um sich, Erdspalte öffneten sich in riesiger Zahl, und der Zutritt von Sauerstoff ließ die Brände erst recht anschwellen und weiter um sich greifen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis ganz Spitzbergen eine Insel in Flammen war und alle Kaltzeller vernichtete, die sich darauf befanden.
Die Evakuierung begann, aber sie hätte Wochen zuvor beginnen müssen. Nur wenige Schiffe lagen auf Spitzbergen verankert, sie konnten nicht mehr als einen Bruchteil der dem Tod geweihten Kaltzeller aufnehmen und aus der Gefahrenzone fliegen. Als sie zurückkamen, verstärkt durch jedes Raumschiff, das die fremden Eindringlinge in anderen Teilen der Erde ent behren konnten, konnten sie nicht mehr landen. Hitze und dich te Qualmwolken bildeten eine Hürde, die nicht mehr zu überspringen war. In anderen Gebieten der Erde brachen ebenfalls riesige Flächenbrände aus, besonders heftig dort, wo der Sommer sein Regiment antrat. Mit dem Sommer, den die fremden Eindringlinge am meisten fürchteten, kamen die Moskitos in Scharen – jene Moskitos in Menschengestalt, die aufgestanden waren, um von ihrer alten Erde wieder Besitz zu ergreifen!
14. Kapitel
Juli …
Der Bug von Spences Flaggschiff senkte sich tiefer auf die bewaldeten Hügel. Die ihm unterstellten Schiffe, die bisher im geschlossenen Verband geflogen waren, scherten aus und nahmen die vorherbestimmten Positionen ein. Unter dem Schiff breiteten sich Wälder aus, soweit das Auge reichte, ein Nebenfluß des Yukon schlängelte sich silbrig durch das dichte Grün.
„Alaska“, sagte Spence zu dem Mann, der neben ihm stand. „Das eigentliche Land der unbegrenzten Möglichkeiten.“
„Sieht aus wie ein reiches Land“, kam die Antwort.
Spence nickte. „Es ist ein reiches Land, es war immer ein reiches Land. Ich weiß von meinem Großvater, daß er in den alten Tagen, vor der Invasion durch die Kaltzeller, dorthin auswandern und sein Glück machen wollte – am liebsten wollte er Gouverneur oder Senator werden. Vielleicht werde ich seine Absicht ausführen, wenn wir die Eindringlinge von unserer Erde vertrieben haben. Dann gehe ich hierher als Goldsucher. Dort unten müssen Tonnen von Gold liegen, die nicht gefunden wurden.“
„Wird Gold je wieder seinen alten Wert bekommen?“ fragte der junge Mann zweifelnd.
„Abwarten und Tee trinken“, erwiderte Spence. „Und nun in die Wirklichkeit zurück! Hier, übernehmen Sie die Steuerung!“
Der junge Mann befolgte den Befehl, und Spence trat an das Mikrofon, das er einschaltete.
„Kommandant Spence an alle unterstellten Schiffe! Verständigungsprobe! Bitte melden!
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