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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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anderen Regung fähig sein als dieser? Was wird das Ende Ihrer eigenartigen Kur sein? Und wie werden Sie mit vierzig Jahren über das, was Sie heute sagen, denken? Sie werden über diese Liebe lachen, wenn Sie noch darüber lachen können, wenn sie nicht gefährliche Risse in Ihrem Leben zurückläßt. Was wären Sie heute, wenn Ihr Vater so gedacht hätte wie Sie, wenn er sein Leben vergeudet hätte mit leichten Liebschaften, statt es unerbittlich auf der Ehrbarkeit und der Gerechtigkeit aufzubauen? Armand, denken Sie nach und sagen Sie nicht derartige Dummheiten! Also verlassen Sie diese Frau? Ihr Vater bittet Sie sehr darum! Ich entgegnete nichts.
,Armand', fuhr mein Vater fort, ,beim Namen Ihrer seligen Mutter, glauben Sie mir, verzichten Sie auf dieses Leben, und Sie werden es rascher vergessen, als Sie für möglich halten. Sie sind nur verblendet durch Ihre unmögliche Einstellung zum Leben! Sie sind vierundzwanzig Jahre alt, denken Sie an die Zukunft! Sie werden diese Frau nicht immer lieben und auch sie wird Sie nicht immer lieben. Sie steigern sich alle beide in diese Liebe hinein. Sie verbauen sich Ihre Karriere. Ein Schritt noch, und Sie können den Weg, den Sie jetzt gehen, nicht mehr verlassen. Ihr ganzes Leben lang werden Sie diese Jugendtorheit bereuen. Reisen Sie ab, verleben Sie einen Monat bei uns, bei Ihrer Schwester. Die Ruhe und die sorgende Liebe Ihrer Familie werden Sie rasch von diesem Fieber heilen, denn etwas anderes ist es nicht. Inzwischen wird sich auch Ihre Geliebte trösten. Sie wird einen anderen Geliebten haben. Und wenn Sie dann sehen, für wen Sie sich beinahe mit Ihrem Vater überwerfen, für wen Sie fast seine Zuneigung verloren hätten, dann werden Sie mir sagen, daß ich recht tat, Sie zu holen, und werden mir dankbar sein. - Also, du reist ab, nicht wahr, Armand?' Ich fühlte wohl, daß mein Vater in dem, was er über diese Frauen sagte, recht hatte, aber, und davon war ich fest überzeugt, nicht im Falle von Marguerite. Der Ton seiner
letzten Worte war so gütig, so flehend, daß ich nicht zu antworten wagte.
,Nun', fragte er bewegt.
,Vater, ich kann Ihnen nichts versprechen', sagte ich endlich. ,Was Sie von mir verlangen, geht über meine Kräfte. Glauben Sie mir', fuhr ich fort, als er eine ungeduldige Bewegung machte, ,Sie täuschen sich über dieses Verhältnis. Marguerite ist nicht das Mädchen, das Sie in ihr sehen. Statt mich auf einen schlechten Weg zu führen, weckt sie mit ihrer Liebe die edelsten Gefühle in mir. Durch wahre Liebe wird man immer ein besserer Mensch, wer auch immer die Frau sei, die man liebt. Würden Sie Marguerite kennen, dann könnten Sie begreifen, daß keine Gefahr für mich besteht. Sie ist genauso edel wie die edelsten Frauen. Ebenso wie diese habsüchtig sein können, ebenso ist sie fähig, uneigennützig zu sein.' ,Was sie aber nicht daran hindert, Sie finanziell zu ruinieren. Denn Ihr mütterliches Erbteil, dessen Erträge Sie auf ihren Namen überschreiben ließen, ist, bitte, bedenken Sie das, Ihr einziges Vermögen.'
Mein Vater hatte sicher diesen Schluß und diese Drohung bis zuletzt aufgehoben, um mir damit den entscheidenden Hieb zu versetzen. Aber seine Drohungen konnten mich weniger beeinflussen als seine Bitten.
,Wer hat Ihnen mitgeteilt, daß ich ihr diese Summe geben will?' ,Mein Notar. Kann ein Ehrenmann etwas Derartiges tun, ohne mich zu verständigen? Und um Ihren Ruin zugunsten eines derartigen Mädchens zu verhindern, bin ich nach Paris gekommen. Ihre Mutter hat Ihnen sterbend etwas hinterlassen, damit Sie etwas zu leben haben und nicht, um sich Ihrer Geliebten gegenüber edelmütig zu zeigen.' ,Ich schwöre Ihnen, Vater, Marguerite weiß nichts von diesem Geschenk.'
,Warum machen Sie ihr dann dieses Geschenk?' ,Weil Marguerite, die Sie verleumden und die ich auf Ihren Wunsch
verlassen soll, mir alles, was sie besitzt, opfert, nur, um mit mir leben zu können.'
,Und Sie nehmen dieses Opfer an? Was für ein Mensch sind Sie denn, daß Sie einem Fräulein Gautier erlauben, Ihnen etwas zu opfern? Genug jetzt davon. Sie verlassen diese Frau. Eben bat ich Sie darum, jetzt befehle ich es Ihnen! Ich will von derartigen Dingen in meiner Familie nichts wissen. Packen Sie Ihre Koffer und bereiten Sie alles für die Abreise mit mir vor.'
, Verzeihen Sie, Vater, aber ich werde nicht abreisen.' ,Und warum nicht?'
,Weil ich schon in dem Alter bin, wo man Befehlen nicht mehr gehorcht.'
Bei diesen Worten erbleichte mein Vater. ,Gut, dann

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