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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ungefähr eine Viertelstunde, dann öffnen sie die Tür. Die kühlere Luft von draußen, die in die Kammer eindringt, schafft ein Problem, weil sie sich mit dem restlichen Gas vermischt und auf allem kondensiert, was drinnen ist. Dadurch entsteht eine Todesfalle für alle, die hineingehen. Es ist überaus gefährlich; den meisten dieser Typen ist überhaupt nicht bewußt, wie gefährlich es ist.
    Überall sind Reste von Blausäure - an den Wänden, den Fenstern, dem Fußboden, der Decke, der Tür und natürlich dem Toten.
    Sie besprühen die Kammer und die Leiche mit Ammoniak, um das restliche Gas zu neutralisieren, dann geht das Aufräumkommando, oder wie immer es genannt wird, mit Sauerstoffmasken hinein. Sie waschen den Toten noch einmal mit Ammoniak oder Chlorbleiche ab, weil das Gift durch die Poren in die Haut eindringt. Während er noch am Stuhl festgeschnallt ist, schneiden sie seine Kleidung auf und stecken sie in einen Sack; sie wird verbrannt. Früher durfte ein Verurteilter nur Shorts tragen, um ihnen die Arbeit zu erleichtern, aber jetzt sind sie ganz reizend und erlauben uns, zu tragen, was immer wir wollen. Wenn es also mit mir so weit kommt, dann habe ich das Vergnügen, meine Garderobe auswählen zu dürfen.«
    Bei diesem Gedanken spuckte er tatsächlich auf den Boden, fluchte leise und stapfte zum entgegengesetzten Ende des Tisches.
    »Was passiert mit dem Toten?« fragte Adam. Es widerstrebte ihm ein wenig, ein so heikles Thema anzuschneiden, aber er wollte die ganze Geschichte hören.
    Sam grunzte ein- oder zweimal, dann steckte er die Zigarette in den Mund. »Weißt du, was ich an Kleidungsstücken besitze?«
    »Nein.«
    »Zwei von diesen roten Affenfräcken, vier oder fünf Garnituren Unterwäsche und ein Paar von diesen hübschen kleinen Duschsandalen, die aussehen wie Überbleibsel von einem Nigger-Flohmarkt. Ich weigere mich, in einem dieser roten Overalls zu sterben. Ich habe daran gedacht, auf meinen verfassungsmäßigen Rechten zu bestehen und splitterfasernackt in die Kammer zu marschieren. Wäre das nicht ein grandioser Anblick? Kannst du dir vorstellen, wie diese Kerle mich herumschubsen und festschnallen und dabei krampfhaft versuchen, meine Geschlechtsteile nicht zu berühren? Und wenn sie mich festschnallen, dann strecke ich die Hand aus und nehme dieses kleine Herzmonitor-Ding und befestige es an meinen Hoden. Wäre das nicht ein Heidenspaß für den Doktor? Und ich werde dafür sorgen, daß die Zeugen meinen nackten Arsch sehen. Ich glaube, genau das werde ich tun.«
    »Was passiert mit dem Toten?« fragte Adam noch einmal.
    »Nun, wenn er genügend gewaschen und desinfiziert ist, holen sie ihn von dem Stuhl herunter, ziehen ihm Gefängniskleidung an und stecken ihn in einen Leinensack. Sie legen ihn auf eine Bahre, und die wird in eine Ambulanz geschoben, die ihn zu irgendeinem Bestattungsinstitut bringt. Dort übernimmt ihn die Familie. In den meisten Fällen jedenfalls.«
    Sam hatte Adam jetzt den Rücken zugekehrt, redete gegen die Wand und lehnte sich an ein Bücherregal. Er schwieg eine ganze Weile, stand still und stumm da und starrte in eine Ecke und dachte über die vier Männer nach, die er gekannt hatte und die bereits in die Kammer gegangen waren. Im Todestrakt gab es ein ungeschriebenes Gesetz, daß man, wenn die Zeit gekommen war, nicht in einem der roten Overalls in die Kammer ging. Man verschaffte ihnen nicht die Genugtuung, daß sie einen in der Kleidung umbringen durften, die sie einem aufgezwungen hatten.
    Vielleicht würde sein Bruder, der ihm immer seinen Monatsvorrat an Zigaretten schickte, ihm ein Hemd und eine Hose beschaffen. Neue Socken wären auch nett. Und alles andere als diese Duschsandalen. Er würde lieber barfuß gehen, als diese verdammten Dinger tragen.
    Er drehte sich um, kam langsam auf Adams Ende des Tisches zu und setzte sich. »Mir gefällt diese Idee«, sagte er, sehr ruhig und gefaßt. »Sie ist einen Versuch wert.«
    »Gut. Dann wollen wir uns an die Arbeit machen. Ich möchte, daß du noch mehr Fälle findest wie den von Jimmy Old in North Carolina. Laß uns alle fürchterlichen und versauten Hinrichtungen in Gaskammern ausgraben, die es je gegeben hat. Wir zitieren sie alle in dem Antrag. Und ich möchte, daß du eine Liste der Leute machst, die bei den Hinrichtungen von Meeks und Töle dabei waren. Vielleicht sogar für die von Moac und Parris.«
    Sam war bereits wieder auf den Beinen, holte Bücher aus den Regalen und murmelte vor sich

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