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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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als Packer mit den Handschellen und den Beinketten in die Bibliothek zurückkehrte, hatten sie den Tisch inzwischen erfolgreich mit Dutzenden von juristischen Büchern und Notizblöcken bedeckt. Packer hatte ungeduldig gewartet, während Sam die Bücher langsam wieder in die Regale zurückstellte.
    Adam ging ihre Notizen noch einmal durch. Er gab seine eigenen Recherchen in den Computer ein und überarbeitete die Petition zum drittenmal. Er hatte bereits eine Kopie davon an Garner Goodman gefaxt, der sie seinerseits überarbeitet und zurückgeschickt hatte.
    Goodman war nicht optimistisch, daß sie eine faire Anhörung bekommen würden, aber bei diesem Stand der Dinge hatten sie nichts mehr zu verlieren. Wenn es vor einem Bundesgericht zu einer beschleunigten Anhörung kommen sollte, war Goodman bereit, über die Maynard- Tole-Hinrichtung auszusagen. Er und Peter Wiesenberg hatten ihr als Zeugen beigewohnt. Wiesenberg hatte der Anblick der Vergasung eines lebendigen Menschen so zugesetzt, daß er die Firma verlassen und einen Job als Lehrer angenommen hatte. Sein Großvater hatte den Holocaust überlebt; seine Großmutter nicht. Goodman versprach, sich mit Wiesenberg in Verbindung zu setzen, und war ziemlich sicher, daß auch er aussagen würde.
    Gegen Mittag hatte Adam genug vom Büro. Er schloß seine Tür auf und hörte keinerlei Geräusche auf der Etage. Die anderen Anwälte waren gegangen. Er verließ das Gebäude.
    Er fuhr nach Westen, über den Fluß nach Arkansas, vorbei an den Raststätten und der Hunderennbahn in West Memphis, bis er schließlich aus dem Häusergewühl heraus war und sich in Farmland befand. Er passierte die Dörfer Earle, Parkin und Wynne, wo die Berge begannen. Bei einem Dorfladen, vor dem drei alte Männer in ausgeblichenen Overalls auf der Veranda saßen, Fliegen totschlugen und unter der Hitze litten, hielt er auf eine Cola an. Dann öffnete er das Verdeck seines Kabrios und fuhr weiter.
    Zwei Stunden später machte er wieder halt, diesmal in dem Städtchen Mountain View, um sich ein Sandwich zu kaufen und nach dem Weg zu fragen. Bis Calico Rock war es nicht mehr weit, nur ein Stück die Straße hinauf, wurde ihm gesagt; folgen Sie einfach dem White River. Es war eine hübsche Straße, die durch die Ausläufer der Ozark Mountains führte, durch dichte Wälder und über Bergbäche. Der White River wand sich zu seiner Linken und war gesprenkelt mit Forellenanglern in kleinen Booten.
    Calico Rock war eine Kleinstadt auf einer Anhöhe oberhalb des Flusses. Am Ostufer, in der Nähe der Brücke, lagen drei Bootsvermietungen. Adam parkte am Fluß und ging zu der ersten, die sich Calico Marina nannte. Das Gebäude stand auf einem Ponton und wurde mit dicken Kabeln am Ufer gehalten. Neben dem Anleger war eine Reihe von leeren Mietbooten vertäut. Von einer einsamen Zapfsäule ging ein durchdringender Geruch nach Benzin und Öl aus. Auf einem Schild standen die Preise für Boote, Begleiter, Ausrüstung und Angelscheine.
    Adam betrat den Ponton und bewunderte den nur wenige Schritte entfernten Fluß. Ein junger Mann mit schmutzigen Händen tauchte aus einem Hinterzimmer auf und fragte, ob er etwas für ihn tun könnte. Er musterte Adam von Kopf bis Fuß und kam offensichtlich zu dem Schluß, daß er kein Angler war.
    »Ich suche Wyn Lettner.«
    Oberhalb der Hemdtasche war ein Namensschild angenäht, das ihn als Ron auswies und leicht ölverschmiert war. Ron kehrte in sein Zimmer zurück und rief »Mr. Lettner!« in Richtung auf eine Fliegentür, die zu einem kleinen Laden führte. Dann verschwand er.
    Wyn Lettner war ein riesiger Mann, weit über einsachtzig groß, mit einem gewaltigen, ziemlich massigen Körper. Garner hatte ihn als Biertrinker beschrieben, und daran mußte Adam denken, als er den dicken Bauch sah. Er war Ende sechzig, mit gelichtetem grauem Haar, auf dem er eine Schirmmütze mit dem Aufdruck EVINRUDE trug. Irgendwo in Adams Unterlagen steckten mindestens drei Zeitungsfotos von Special Agent Lettner, und auf jedem war er der typische FBI-Beamte dunkler Anzug, weißes Hemd, schmale Krawatte, militärischer Haarschnitt. Und damals war er wesentlich schlanker gewesen.
    »Ja, Sir«, sagte er laut, als er durch die Fliegentür kam und sich Krümel von den Lippen wischte. »Ich bin Wyn Lettner.« Er hatte eine tiefe Stimme und ein angenehmes Lächeln.
    Adam streckte ihm die Hand entgegen und sagte: »Ich bin Adam Hall. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    Lettner ergriff seine Hand und

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