Die Kammer
vorgesetzt hätten, wäre ein bißchen zu wenig durchgebraten gewesen. Naifeh murmelte etwas in der Art, daß er mit dem Koch darüber sprechen würde. Dann fragte Buster, ob der Gouverneur einen Aufschob in letzter Minute bewilligt hätte. Naifeh sagte nein. Daraufhin sagte Buster:›Dann sagen Sie dem Mistkerl, daß er meine Stimme verloren hat.‹Sie knallten die Tür zu und vergasten ihn.«
Sam amüsierte sich offensichtlich darüber, und Adam war gezwungen, ein bemühtes Lachen von sich zu geben. Er schaute auf seinen Block, während Sam sich eine neue Zigarette anzündete.
Vier Jahre nach der Hinrichtung von Teddy Doyle Meeks waren die Einsprüche von Maynard Töle in einer Sackgasse angelangt, und die Zeit für eine abermalige Benutzung der Gaskammer war gekommen. Töle war ein probono-Projekt von Kravitz & Bane gewesen. Er wurde von einem jungen Anwalt namens Peter Wiesenberg vertreten, der unter der Aufsicht von E. Garner Goodman arbeitete. Sowohl Wiesenberg als auch Goodman wohnten als Zeugen der Hinrichtung bei, die in mancher Hinsicht eine grauenhafte Ähnlichkeit mit der von Meeks hatte. Adam hatte nicht mit Goodman über die TöleHinrichtung gesprochen, aber er hatte sich mit der Akte beschäftigt und die von Wiesenberg und Goodman verfaßten Augenzeugenberichte gelesen.
»Was war mit Maynard Töle?« fragte Adam.
»Er war ein militanter Afrikaner, der bei einem Raubüberfall etliche Leute umgebracht hatte und natürlich dem System die Schuld für alles gab. Er nannte sich selbst immer einen afrikanischen Krieger. Er hat mich mehrere Male bedroht, aber die meiste Zeit spuckte er nur große Töne. Das haben die Afrikaner so an sich. Sie sind alle unschuldig. Jeder einzelne von ihnen. Sie sind nur hier, weil sie schwarz sind und das System weiß ist, und sogar wenn sie vergewaltigt und gemordet haben, ist jemand anderes daran schuld.«
»Du warst also froh, als er hingerichtet wurde?«
»Das habe ich nicht gesagt. Das Töten von Menschen ist ein Unrecht. Es ist ein Unrecht, wenn Afrikaner Menschen umbringen. Es ist ein Unrecht, wenn Weiße Menschen umbringen. Und es ist ein Unrecht, wenn die Angestellten des Staates Mississippi Insassen des Todestraktes umbringen. Was ich getan habe, war falsch. Wie wollen sie es richtig machen, indem sie mich töten?«
»Hat Töle gelitten?«
»Genau wie Meeks. Sie engagierten einen neuen Vollstrecker, und der machte es gleich beim erstenmal richtig. Das Gas erreichte Töle, und er bekam Krämpfe und fing an, mit dem Kopf gegen die Stange zu schlagen, genau wie Meeks, nur daß Töle offenbar einen härteren Schädel hatte, weil er einfach nicht aufhören wollte, ihn an die Stange zu hauen. So ging es immer weiter, bis schließlich Naifeh und seine Helfershelfer richtig nervös wurden, weil der Junge einfach nicht sterben wollte und es nicht mehr mit anzusehen war. Also forderten sie die Zeugen auf, den Zeugenraum zu verlassen. Es war grauenhaft.«
»Ich habe irgendwo gelesen, daß er zehn Minuten brauchte, um zu sterben.«
»Er hat schwer dagegen angekämpft, das ist alles, was ich weiß. Natürlich haben der Direktor und sein Doktor behauptet, er wäre sofort und schmerzlos gestorben. Typisch. Allerdings haben sie nach Töle eine kleine Änderung vorgenommen. Bis mein Freund Moac an die Reihe kam, hatten sie eine hübsche kleine Kopfhalterung aus Lederriemen entwickelt und an dieser verdammten Stange angebracht. Bei Moac und später bei Jumbo Parris haben sie die Köpfe so festgeschnallt, daß sie sich unmöglich bewegen und gegen die Stange schlagen konnten.
Eine wirklich menschenfreundliche Vorsichtsmaßnahme, findest du nicht auch? Das macht es einfacher für Naifeh und die Zeugen, weil sie auf diese Weise nicht soviel Leiden mit ansehen müssen.«
»Du verstehst, worauf ich hinaus will, Sam? Es ist eine grauenhafte Art zu sterben. Wir attackieren die Methode. Wir werden Zeugen finden, die über diese Hinrichtungen aussagen, und wir werden versuchen, einen Richter davon zu überzeugen, daß die Gaskammer verfassungswidrig ist.«
»Na und? Verlangen wir dann die tödliche Injektion? Was soll das? Das ist doch irgendwie albern, wenn ich sage, ich ziehe es vor, nicht in der Gaskammer zu sterben, aber von mir aus könnt ihr mir eine Spritze geben. Legt mich auf eine Tragbahre und pumpt mich mit Drogen voll. Dann sterbe ich auch.«
»Richtig. Aber wir verschaffen uns ein bißchen Zeit. Wir attackieren die Gaskammer, bekommen einen vorläufigen Aufschub und
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