Die Kammer
gesprochen. Vor vielen Jahren. Ein merkwürdiger Vogel.«
»Er ist mein Boß. Er hat mir Ihren Namen genannt und gemeint, Sie würden mit mir reden.«
»Worüber reden?« fragte Lettner und nahm einen weiteren Schluck.
»Über den Kramer-Fall.«
»Der Kramer-Fall ist abgeschlossen, Söhnchen. Das einzige, was davon noch übrig ist, sind Sam und seine Verabredung mit der Gaskammer.«
»Wollen Sie, daß er hingerichtet wird?«
Draußen ertönten Schritte, dann Stimmen, und die Tür wurde abermals geöffnet. Ein Mann und ein Junge kamen herein, und Lettner stand auf. Sie brauchten Essen und andere Vorräte, und zehn Minuten lang wählten sie aus und redeten und diskutierten darüber, wo die Fische anbissen. Lettner achtete sehr darauf, daß sein Bier unter dem Tresen stand, während die Kunden anwesend waren.
Adam holte sich einen Soft Drink aus dem Kühlschrank und verließ den Laden. Er ging an der Flußseite auf der hölzernen Plattform entlang und blieb bei der Zapfsäule stehen. Zwei Teenager in einem Boot hatten in der Nähe der Brücke ihre Angeln ausgeworfen, und Adam fiel ein, daß er noch nie in seinem Leben geangelt hatte. Sein Vater war kein Mann gewesen, der Hobbys hatte und Freizeitvergnügen nachging. Außerdem war er nicht in der Lage gewesen, einen Job zu behalten. Adam konnte sich nicht genau erinnern, was sein Vater mit seiner Zeit angefangen hatte.
Die Kunden gingen, und die Tür schlug zu. Lettner kam zu der Zapfsäule. »Angeln Sie gern Forellen?« fragte er mit einem ehrfürchtigen Blick auf den Fluß.
»Hab' ich noch nie getan.«
»Lassen Sie uns eine Spazierfahrt machen. Ich muß eine Stelle zwei Meilen flußabwärts überprüfen. Da soll es von Fischen wimmeln.«
Lettner hatte seine Eisbox mitgebracht und verstaute sie vorsichtig in einem Boot. Dann stieg er von der Plattform herunter, und das Boot schaukelte heftig von einer Seite zur anderen, als er den Motor ausklappte. »Kommen Sie«, rief er Adam zu, der zweifelnd den siebzig Zentimeter breiten Spalt zwischen sich und dem Boot betrachtete. »Und machen Sie das Tau los«, fuhr Lettner fort und deutete auf ein dünnes, an einem Haken befestigtes Seil.
Adam hakte das Seil ab und trat nervös in das Boot, das genau in dem Moment losschaukelte, in dem sein Fuß es berührte. Er stolperte und fiel vornüber; es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte ein Bad genommen. Lettner lachte schallend und zog die Startschnur. Ron hatte natürlich zugesehen und stand dämlich grinsend auf der Plattform. Adam war verlegen lachte aber trotzdem, als wäre das alles sehr komisch. Lettner startete den Motor, der Bug des Bootes fuhr hoch, und sie waren unterwegs.
Adam klammerte sich mit beiden Händen fest, als sie durch das Wasser und unter der Brücke hindurchjagten. Calico Rock lag bald hinter ihnen. Der Fluß wand sich zwischen malerischen Hügeln hindurch und um felsige Klippen herum. Lettner steuerte mit einer Hand, in der anderen hielt er ein frisches Bier. Nach ein paar Minuten gelang es Adam, sich ein wenig zu entspannen und sich gleichfalls ein Bier aus der Box zu holen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Die Flasche war eiskalt. Er hielt sie mit der rechten Hand, mit der linken klammerte er sich am Dollbord fest. Lettner saß hinter ihm und summte oder sang etwas. Das Dröhnen des Motors machte jede Unterhaltung unmöglich.
Sie passierten einen kleinen Anleger, an dem eine Gruppe von geschniegelten Stadtmenschen Fische zählte und Bier trank, und passierten eine Flottille von Schlauchbooten, angefüllt mit schmuddeligen Teena gern, die rauchten und die Sonne genossen. Sie winkten anderen Anglern zu, die schwer mit ihrer Aufgabe beschäftigt waren.
Schließlich verlangsamte das Boot seine Fahrt, und Lettner steuerte es behutsam um eine Biegung herum, als könnte er die Fische im Wasser sehen und müßte sich in die richtige Position bringen. Er schaltete den Motor aus. »Wollen Sie angeln oder Bier trinken?« fragte er und starrte dabei ins Wasser.
»Bier trinken.«
»Dachte ich mir.« Die Flasche war plötzlich von untergeordneter Bedeutung, als er die Rute nahm und sie auf eine Stelle in Ufernähe auswarf. Adam schaute eine Sekunde lang zu, und als kein schneller Erfolg eintrat, lehnte er sich zurück und ließ die Beine über das Wasser baumeln. Das Boot war nicht gerade bequem.
»Wie oft angel Sie?« fragte er.
»Jeden Tag. Das gehört zu meinem Job, ist ein Teil von meinem Service für meine Kunden. Ich muß wissen, wo die
Weitere Kostenlose Bücher