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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hatten keinerlei Anhaltspunk te. Es war, als wäre plötzlich eine andere Abteilung des Klan in Mississippi eingefallen, ohne den alten Mitgliedern etwas davon zu verraten.«
    »Wußten Sie über Sam Bescheid?«
    »Sein Name stand in unseren Akten. Soweit ich mich erinnere, hatte sein Vater dem Klan angehört und vielleicht einer oder zwei seiner Brüder. Also hatten wir ihre Namen. Aber sie schienen harmlos zu sein. Sie lebten im nördlichen Teil des Staates, in einer Gegend, aus der wenig gewaltsame KlanAktivitäten bekannt waren. Wahrscheinlich verbrannten sie ein paar Kreuze, schossen vielleicht auch mal in ein paar Häuser, aber das war nichts im Vergleich zu Dogan und seiner Bande. Wir hatten alle Hände voll zu tun mit Mördern. Wir hatten nicht die Zeit, uns mit sämtlichen Kluxern im Staat zu befassen.«
    »Wie erklären Sie sich dann Sams plötzlichen Übergang zur Gewalttätigkeit?«
    »Den kann ich nicht erklären. Sam war schließlich kein Chorknabe. Er hatte schon früher getötet.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Wenn ich es Ihnen sage. Anfang der Fünfziger hat er einen seiner schwarzen Arbeiter erschossen. Nicht einen Tag hat er dafür im Gefängnis gesessen. Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, er wurde nicht einmal verhaftet. Vielleicht hat er sogar noch einen weiteren Mord begangen. Auch an einem Schwarzen.«
    »Davon möchte ich lieber nichts hören.«
    »Fragen Sie ihn. Finden Sie heraus, ob der alte Gauner den Mut aufbringt, es seinem Enkel gegenüber zuzugeben.« Er trank einen weiteren Schluck. »Er war ein gewalttätiger Mann, Söhnchen, und durchaus imstande, Bomben zu legen und Leute umzubringen. Seien Sie nicht naiv.«
    »Ich bin nicht naiv. Ich versuche lediglich, sein Leben zu retten.«
    »Weshalb? Er hat zwei vollkommen unschuldige kleine Jungen umgebracht. Zwei Kinder. Ist Ihnen das klar?«
    »Er wurde wegen dieser Morde zum Tode verurteilt. Aber wenn die Morde ein Verbrechen waren, dann ist es auch ein Verbrechen, wenn der Staat ihn umbringt.«
    »Diesen Quatsch kaufe ich Ihnen nicht ab. Die Todesstrafe ist zu gut für diese Leute. Sie ist zu sauber und steril. Sie wissen, daß sie sterben müssen, also haben sie genügend Zeit, ihre Gebete zu sprechen und Lebewohl zu sagen. Was ist mit den Opfern? Wieviel Zeit hatten sie, sich auf den Tod vorzubereiten?«
    »Sie wollen also, daß Sam hingerichtet wird?«
    »Ja. Ich will, daß sie alle hingerichtet werden.«
    »Mir ist, als hätten Sie gesagt, Sam wäre kein schlechter Kerl.«
    »Ich habe gelogen. Sam ist ein kaltblütiger Killer. Und eindeutig schuldig. Wie sonst ließe sich die Tatsache erklären, daß die Bombenanschläge aufhörten, sobald er im Gefängnis saß?«
    »Vielleicht hatten sie es nach Kramer mit der Angst zu tun bekommen.«
    »Sie? Wer zum Teufel sind sie?«
    »Sam und sein Komplize. Und Dogan.«
    »Okay. Ich spiele mit. Nehmen wir an, daß Sam einen Komplizen hatte.«
    »Nein. Nehmen wir an, daß Sam der Komplize war. Nehmen wir an, daß der andere Mann der Sprengstoffexperte war.«
    »Experte? Das waren sehr primitive Bomben, Jungchen. Die ersten fünf bestanden aus nicht mehr als ein paar mit einer Zündschnur umwickelten Stangen. Man zündet ein Streichholz an, macht, daß man wegkommt, und eine Viertelstunde später wamm! Die Kramer-Bombe war nichts als eine zusammengeschusterte Vorrichtung mit einem Wecker dran. Sie haben Glück gehabt, daß sie nicht hochging, während sie daran herumbastelten.«
    »Glauben Sie, daß sie bewußt auf den Zeitpunkt eingestellt war, zu dem sie dann tatsächlich hochging?«
    »Die Jury war davon überzeugt. Dogan sagte aus, sie hätten vorgehabt, Marvin Kramer umzubringen.«
    »Weshalb trieb sich Sam dann in der Nähe herum? Weshalb war er der Bombe so nahe, daß er von Trümmern getroffen wurde?«
    »Das müssen Sie Sam fragen, was Sie vermutlich bereits getan haben. Behauptet er, er hätte einen Komplizen gehabt?«
    »Nein.«
    »Dann ist alles klar. Wenn Ihr eigener Mandant nein sagt weshalb zum Teufel graben Sie dann weiter?«
    »Weil ich glaube, daß mein Mandant lügt.«
    »Pech für Ihren Mandanten. Wenn er lügen und die Identität von irgend jemandem nicht preisgeben will, weshalb zerbrechen Sie sich dann den Kopf?«
    »Weshalb lügt er mich an?«
    Lettner schüttelte frustriert den Kopf, dann murmelte er etwas und trank einen weiteren Schluck. »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Und ich will es auch nicht wissen. Mir ist es völlig gleich, ob Sam lügt oder die

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