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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Couch war eine Bank, hatte Lettner unter viel Gelächter erklärt, auf die er sich immer setzte, um sich die Stiefel auszuziehen. Irene hatte das Haus abgesucht und ihn schließlich dort gefunden, und Adam entschuldigte sich wortreich, bis beide ihn aufforderten, damit aufzuhören. Sie hatte auf einem ausgiebigen Frühstück bestanden. Es war der eine Tag in der Woche, an dem sie Fleisch aßen, eine alte Tradition in der Familie Lettner, und Adam hatte am Küchentisch gesessen und Eiswasser getrunken, während der Speck brutzelte und Irene summte und Wyn die Zeitung las. Außerdem machte sie Rührei und mixte Bloody Marys.
    Der Wodka stumpfte einen Teil seiner Kopfschmerzen ab, war aber nicht dazu angetan, seinen Magen zu beruhigen. Als sie auf der holprigen Straße auf Calico Rock zurumpelten, fürchtete Adam, sich übergeben zu müssen.
    Obwohl Lettner als erster weggesackt war, machte er an diesem Morgen einen bemerkenswert gesunden Eindruck. Keine Spur von einem Kater. Er hatte einen Teller voll Speck vertilgt und nur eine Bloody Mary getrunken. Er hatte aufmerksam die Zeitung gelesen und Bemerkungen zu diesem und jenem gemacht, und Adam hatte das Gefühl, daß er einer von jenen gut angepaßten Alkoholikern war, die sich jeden Abend vollaufen ließen, es aber mühelos abschüttelten.
    Der Ort kam in Sichtweit e. Die Straße war plötzlich ebener, und Adams Magen hörte auf zu hüpfen. »Tut mir leid wegen gestern abend«, sagte Lettner. »Was?« fragte Adam.
    »Das mit Sam. Ich war gemein. Ich weiß, daß er Ihr Großvater ist und daß Sie sich große Sorgen machen. Ich habe gelogen. In Wirklichkeit will ich nicht, daß Sam hingerichtet wird. Er ist kein schlechter Kerl.«
    »Ich werde es ihm sagen.«
    »Ja. Ich bin sicher, daß er sich darüber freuen wird.« Sie fuhren in den Ort und bogen zur Brücke ab. »Da ist noch etwas«, sagte Lettner. »Wir haben immer vermutet, daß Sam einen Komplizen hatte.«
    Adam lächelte und schaute durch sein Fenster. Sie kamen an einer kleinen Kirche vorbei, bei der ältere Leute in ihren Sonntagskleidern und besten Anzügen unter einem schattenspendenden Baum standen. »Weshalb?« fragte Adam.
    »Aus denselben Gründen. Sam hatte bis dahin nichts mit Bomben zu tun gehabt. Er war nicht an gewalttätigen KlanAktivitäten beteiligt gewesen. Die beiden Zeugen, vor allem der Lastwagenfahrer in Cleveland, haben uns immer zu denken gegeben. Der Lastwagenfahrer hatte keine Veranlassung zu lügen, und er schien sich seiner Sache völlig sicher zu sein. Sam schien einfach nicht der Typ, der von sich aus loszog, um Bomben zu legen.«
    »Und wer ist der Mann?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.« Sie rollten an den Fluß heran und hielten an, und Adam öffnete sicherheitshalber seine Tür. Lettner stützte sich auf das Lenkrad und musterte Adam mit schiefgehaltenem Kopf. »Nach dem dritten oder vierten Anschlag, es könnte die Synagoge in Jackson gewesen sein, trafen sich ein paar einflußreiche Juden aus New York und Washington mit Präsident Johnson. Er rief Mr. Hoover an, und der rief mich an. Ich fuhr nach Washington, wo ich mit Mr. Hoover und dem Präsidenten zusammentraf, die mir eine Menge Honig ums Maul schmierten. Ich kam mit neu erwachter Entschlossenheit nach Memphis zurück. Wir stürzten uns auf unsere Informanten. Einigen Leuten taten wir ziemlich weh. Wir versuchten alles Erdenkliche, aber vergeblich. Unsere Informanten wußten einfach nicht, wer die Bombenanschläge beging. Nur Dogan wußte es, und der machte natürlich den Mund nicht auf. Aber nach der fünften Bombe, ich glaube, es war die Zeitungsredaktion, hatten wir ein bißchen Glück.«
    Lettner öffnete seine Tür und ging zur Vorderseite des Jeeps. Adam trat zu ihm, und sie sahen zu, wie der Fluß durch Calico Rock strömte. »Möchten Sie ein Bier? Im Laden stehen immer ein paar auf Eis.«
    »Nein, bitte nicht. Ich bin ohnehin schon halb tot.«
    »Hab' nur Spaß gemacht. Also, Dogan hatte diesen großen Gebrauchtwagenladen, und einer von seinen Mitarbeitern war ein alter Schwarzer, der weder lesen noch schreiben konnte. Er wusch die Wagen und fegte den Boden. Wir hatten uns früher schon mal vorsichtig an den Alten rangemacht, aber er war ziemlich feindselig. Doch dann erzählte er wie aus heiterem Himmel einem unserer Agenten, daß er gesehen hatte, wie Dogan und ein anderer Mann ein paar Tage zuvor etwas in den Kofferraum eines grünen Pontiac legten. Er sagte, er hätte gewartet und dann den Kofferraum

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