Die Kammer
gehört hätten, demzufolge Mr. Soundso ein aktives Mitglied des Klans wäre und ob er denn wohl etwas davon wüßte? Wir taten so, als wäre es ein Verbrechen, dem Klan anzugehören. Wenn der Mann Kinder im Teenageralter hatte, dann folgten wir ihnen zu ihren Verabredungen, setzten uns im Kino hinter sie, erwischten sie beim Parken im Wald. Es war nichts als pure Belästigung, aber es zahlte sich aus. Schließlich riefen wir den armen Kerl an oder fingen ihn irgendwo ab und boten ihm Geld an. Wir versprachen, ihn in Ruhe zu lassen, und es funktionierte immer. Gewöhnlich waren sie zu diesem Zeitpunkt die reinsten Nervenbündel, sie konnten es kaum abwarten, mit uns zusammenzuarbeiten. Ich habe gesehen, wie sie weinten, stellen Sie sich das mal vor. Die weinten tatsächlich, wenn sie schließlich vor den Altar traten und ihre Sünden beichteten.« Lettner lachte und beobachtete zugleich seine Schnur, die sich einfach nicht bewegen wollte.
Adam nippte an seinem Bier. Wenn sie genug davon tranken, würde ihm das vielleicht doch noch die Zunge lösen.
»Einmal hatten wir da einen Kerl, den werde ich nie vergessen. Wir erwischten ihn im Bett mit seiner schwarzen Freundin, was nichts Ungewöhnliches war. Ich meine, diese Kerle zogen los und verbrannten Kreuze und schossen in die Häuser von Schwarzen, dann schlichen sie sich davon und trafen sich mit ihren schwarzen Mädchen. Habe nie verstanden, weshalb die schwarzen Frauen da mitmachten. Aber wie dem auch sei, er hatte eine kleine Jagdhütte tief im Wald, und die benutzte er als Liebesnest. Eines Nachmittags traf er sich dort mit ihr für eine schnelle Nummer, und als er fertig war und gerade gehen wollte, machte er die Vordertür auf, und wir fotografierten ihn. Wir machten auch von ihr ein Foto, und dann redeten wir mit ihm. Er war Diakon oder Kirchenältester oder so was in irgendeiner Landgemeinde, eine wahre Stütze der Gesellschaft, und wir redeten mit ihm, als wäre er ein Hund. Wir schickten sie weg und knöpften ihn uns vor in seiner kleinen Hütte, und nach kurzer Zeit hatten wir ihn so weit, daß er weinte. Wie sich herausstellte, sollte er einer unserer besten Zeugen werden. Aber später kam er dann ins Gefängnis.«
»Weshalb?«
»Na ja, während er sich mit seiner Freundin amüsierte, tat seine Frau offenbar dasselbe mit einem jungen Schwarzen, der auf ihrer Farm arbeitete. Die Dame wurde schwanger, das Baby war halb und halb, woraufhin unser Informant ins Krankenhaus ging und Mutter und Kind umbrachte. Hat fünfzehn Jahre in Parchman gesessen.«
»Gut.«
»Wir erreichten nicht viele Verurteilungen damals, setzten den Leuten aber dermaßen zu, daß sie sich nicht getrauten, viel zu unternehmen. Die Gewalttaten hatten erheblich abgenommen, bis Dogan beschloß, auf die Juden loszugehen. Ich muß zugeben, damit hat er uns überrumpelt. Wir hatten keinerlei Anhaltspunkte.«
»Weshalb nicht?«
»Weil er es schlauer anfing. Er hatte auf die harte Tour gelernt, daß seine eigenen Leute mit uns redeten, also beschloß er, mit einer unauffälligen kleinen Einheit zu arbeiten.«
»Einheit? Also mehr als einer Person?«
»Etwas dergleichen.«
»Also mit Sam und wem noch?«
Lettner schnaubte und kicherte gleichzeitig und kam zu dem Schluß, daß die Fische sich woandershin verzogen hatten. Er legte seine Rute ins Boot und zog an der Startschnur. Dann waren sie wieder unterwegs und jagten flußabwärts. Adam ließ seine Füße in den Leder-Mokassins weiter über die Bordwand hängen, und bald waren sie bis zu den Knöcheln naß. Er nippte an seinem Bier. Die Sonne fing endlich an, hinter den Bergen zu verschwinden. Er genoß die Schönheit des Flusses.
Die nächste Station war ein Stück stillen Wassers unterhalb einer Klippe, von der ein Tau herabhing. Lettner warf seine Rute aus, wieder vergeblich, und übernahm nun selber die Rolle des Befragers. Er stellte hundert Fragen über Adam und seine Familie - die Flucht nach Westen, die neue Identität, Eddies Selbstmord. Er erklärte, daß er, während Sam im Gefängnis saß, seine Familie überprüft hatte und wußte, daß er einen Sohn hatte, der gerade aus der Stadt verschwunden war, aber da Eddie harmlos zu sein schien, hatte er ihm nicht weiter nachgespürt, sondern statt dessen Sams Brüder und Vettern überwacht. Er war fasziniert von Adams Kindheit und der Tatsache, daß er praktisch ohne jedes Wissen um seine Verwandtschaft aufgewachsen war.
Adam stellte ebenfalls ein paar Fragen, aber die Antworten
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