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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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waren vage und wurden sofort in weitere Fragen über seine Vergangenheit verkehrt. Adam hatte es mit einem Mann zu tun, der fünfundzwanzig Jahre seines Lebens damit verbracht hatte, Fragen zu stellen.
    Die dritte und letzte vielversprechende Stelle war nicht weit von Calico Rock entfernt, und sie angelten, bis es dafür zu dunkel wurde. Nach fünf Flaschen Bier brachte Adam den Mut auf, einen Haken zu beködern. Lettner war ein geduldiger Lehrer, und binnen weniger Minuten hatte Adam eine beachtliche Forelle gefangen. Für kurze Zeit vergaßen sie Sam, den Klan und andere Alpträume aus der Vergangenheit und angelten einfach. Sie tranken und angelten.
    Mrs. Lettners Vorname war Irene, und sie hieß ihren Mann und seinen unerwarteten Gast freundlich und gelassen willkommen. Als Ron sie nach Hause fuhr, hatte Wyn erklärt, daß Irene an solche Überfälle gewöhnt sei, und es schien ihr in der Tat nicht das geringste auszumachen, als sie durch die Tür torkelten und ihr ihren Fang übergaben. Die Behausung der Lettners war ein Cottage ungefähr eine Meile nördlich des Ortes. Die Hinterveranda hatte ein Fliegengitter zum Schutz vor Insekten, und von ihr aus hatte man einen prachtvollen Blick auf den Fluß. Sie saßen in Korb-Schaukelstühlen auf der Veranda bei einer weiteren Runde Bier, während Irene die Forellen briet.
    Selber für das Essen zu sorgen war eine neue Erfahrung für Adam, und er aß den Fisch, den er gefangen hatte, mit großem Appetit. Er schmeckte immer besser, verkündete Wyn, ohne im Kauen und Trinken innezuhalten, wenn man ihn selbst gefangen hatte. Ungefähr in der Mitte der Mahlzeit ging er zu Scotch über. Adam lehnte ab. Er hätte am liebsten ein Glas Wasser getrunken, aber der übliche Männlichkeitswahn trieb ihn dazu, bei Bier zu bleiben. Er konnte jetzt keinen Rückzieher machen. Lettner würde bestimmt über ihn herfallen.
    Irene trank Wein und erzählte Geschichten über Mississippi. Sie war mehrfach bedroht worden, ihre Kinder weigerten sich, sie zu besuchen. Sie stammten beide aus Ohio, und ihre Angehörigen machten sich ständig Sorgen um ihre Sicherheit. Das waren noch Zeiten, sagte sie mehr als einmal mit einer gewissen Sehnsucht nach Aufregung in der Stimme. Sie war ungeheuer stolz auf ihren Mann und seine Heldentaten im Kampf um die Bürgerrechte.
    Nach dem Essen verließ sie sie und verschwand in einem anderen Raum. Es war fast zehn Uhr, und Adam war bettreif. Wyn erhob sich, wobei er sich an einem Balken festhielt, und entschuldigte sich für einen Gang auf die Toilette. Nach angemessener Zeit kehrte er mit zwei großen Gläsern Scotch zurück. Er gab Adam eines davon und ließ sich wieder in seinem Schaukelstuhl nieder.
    Eine Weile tranken und schaukelten sie stumm, dann sagte Lettner: »Sie sind also überzeugt, daß Sam einen Komplizen hatte.«
    »Natürlich hatte er einen Komplizen.« Adam war sich bewußt, daß seine Zunge schwer war und seine Worte nur sehr langsam herauskamen. Lettners Sprechweise war bemerkenswert deutlich.
    »Und was macht Sie da so sicher?« Adam ließ das schwere Glas sinken und schwor sich, keinen Tropfen mehr zu trinken. »Das FBI hat nach dem Anschlag Sams Haus durchsucht, richtig?«
    »Richtig.«
    »Sam saß in Greenville im Gefängnis, und ihr hattet einen Durchsuchungsbefehl.«
    »Ich war dabei. Wir gingen mit einem Dutzend Agenten hinein und suchten drei Tage.«
    »Und habt nichts gefunden.«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    »Keine Spur von Dynamit. Keine Spur von Sprengkapseln, Zündschnüren, Detonatoren. Keine Spur von irgendwelchen Geräten oder Substanzen, wie sie bei einem der Anschläge benutzt wurden. Ist das korrekt?«
    »Absolut korrekt. Also worauf wollen Sie hinaus?«
    »Sam besaß keinerlei Kenntnisse im Umgang mit Sprengstoff, und er hatte auch keinerlei Vorgeschichte in seiner Anwendung.«
    »Nein, das stimmt nicht. Ich würde sagen, er hatte eine ziemlich beachtliche Vorgeschichte in seiner Anwendung. Kramer war, wenn ich mich recht erinnere, der sechste Anschlag. Diese Wahnsinnigen bombten überall herum, und wir konnten sie nicht daran hindern. Sie waren nicht dabei. Ich steckte mittendrin. Wir hatten dem Klan dermaßen zugesetzt, daß er sich nicht mehr getraute, etwas zu unternehmen, und dann brach ganz plötzlich ein neuer Krieg aus, und überall explodierten Bomben. Wir verhörten jeden, den wir verhören konnten. Wir setzten den Leuten zu, die wir kannten. Und wir hatten keinerlei Anhaltspunkte. Unsere Informanten

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