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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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als Anwalt des Volkes.
    Sam Cayhall hatte jeden Kommentar verweigert, erklärte Marks, und Adam Hall war nicht zu erreichen gewesen, als hätte Adam nur allzugern geredet, wenn man ihn nur hätte ausfindig machen können.
    Die Kommentare der Familie waren interessant und entmutigend zugleich. Elliott Kramer, jetzt siebenundsiebzig und immer noch nicht im Ruhestand, wurde als rüstig und gesund beschrieben, trotz Problemen mit dem Herzen. Er war sehr verbittert. Er gab dem Klan und Sam Cayhall nicht nur die Schuld am Tod seiner beiden Enkel, sondern auch an dem von Marvin. Dreiundzwanzig Jahre hatte er darauf gewartet, daß Sam hingerichtet würde, und es konnte nicht eine Minute zu früh geschehen. Er geißelte ein juristisches System, das es einem Mann erlaubt, noch fast zehn Jahre zu leben, nachdem die Geschworenen ihn zum Tode verurteilt hatten. Er war nicht sicher, ob er der Hinrichtung als Zeuge beiwohnen würde, das hätten seine Ärzte zu entscheiden, sagte er, aber er täte es gern. Er wollte dort sein und Cayhall in die Augen schauen, während sie ihn festschnallten.
    Ruth Kramer war ein wenig zurückhaltender. Die Zeit hatte viele Wunden geheilt, sagte sie, und sie war nicht sicher, was sie nach der Hinrichtung empfinden würde. Nichts würde ihr ihre beiden kleinen Söhne zurückbringen. Sie hatte Todd Marks nur wenig zu sagen.
    Adam faltete die Zeitung zusammen und legte sie neben den Stuhl. Er hatte plötzlich einen Knoten in seinem überreizten Magen, und der Grund dafür waren Steve Roxburgh und David McAllister. Für ihn als den Anwalt, von dem erwartet wurde, daß er Sam das Leben rettete, war es erschreckend, wie begierig seine Feinde darauf waren, sich ins letzte Gefecht zu stürzen. Er war ein Anfänger. Sie waren Veteranen. Vor allem Roxburgh hatte das alles schon früher mitgemacht, und er hatte erfahrene Mitarbeiter, darunter einen berühmten Spezialisten, der Mr. Death genannt wurde, einen mit allen Wassern gewaschenen Anwalt mit einer Passion für Hinrichtungen. Adam hatte nichts als eine alte Akte voller erfolgloser Eingaben und konnte nur beten, daß ein Wunder geschehen möge. In diesem Moment hatte er nicht die geringsten Hoffnungen und fühlte sich der Sache schutzlos ausgeliefert.
    Lee setzte sich mit einem Espresso neben ihn. »Du siehst aus, als machtest du dir Sorgen«, sagte sie und streichelte seinen Arm.
    »Mein forellenangelnder Freund konnte mir nicht weiterhelfen.«
    »Der alte Kramer scheint unerbittlich zu sein.«
    Adam rieb sich die Schläfen. »Ich brauche eine Kopfschmerztablette.«
    »Wie war's mit Valium?«
    »Wunderbar.«
    »Hast du großen Hunger?«
    »Nein. Mir ist ziemlich flau im Magen.«
    »Gut. Aus dem Essen ist nichts geworden. Ein kleines Problem mit dem Rezept. Entweder Pizza aus der Tiefkühltruhe oder nichts.«
    »Nichts hört sich gut an. Nichts außer Valium.«
21
    A dam legte seine Schlüssel in den roten Eimer und sah zu, wie er bis zu einem Punkt ungefähr sechs Meter über der Erde hochgezogen wurde, wo er anhielt und sich am Ende des Seils langsam drehte. Er ging zum ersten Tor, das erzitterte, bevor es aufglitt. Dann ging er zum zweiten Tor und wartete. Packer erschien in der zehn Meter entfernten Vordertür und gähnte, als hätte er im Trakt gerade ein Nickerchen gemacht.
    Das zweite Tor glitt hinter ihm zu, und Packer wartete in der Nähe. »Guten Tag«, sagte er. Es war fast zwei Uhr, die heißeste Zeit des Tages. Der Wetterbericht am Morgen hatte fröhlich den ersten Vierzig-Grad-Tag des Jahres vorhergesagt.
    »Hallo, Sergeant«, sagte Adam, als wären sie inzwischen alte Freunde. Sie gingen den Ziegelsteinpfad entlang zu der kleinen Tür mit dem Unkraut davor. Packer schloß auf, und Adam trat ein.
    »Ich hole Sam«, sagte Packer ohne eine Spur von Eile und verschwand.
    Die Stühle beiderseits des Metallgitters waren über den Raum verstreut. Zwei waren umgekippt, als hätte es zwischen Anwälten und Besuchern ein Handgemenge gegeben. Adam zog einen am entgegengesetzten Ende, so weit wie möglich von der Klimaanlage entfernt, dicht an die Plattform heran.
    Er holte eine Kopie der Eingabe hervor, die er an diesem Morgen um neun Uhr bei Gericht eingereicht hatte. Das Gesetz schrieb vor, daß keine Klage und keine Eingabe vor einem Bundesgericht verhandelt werden durfte, wenn sie nicht vorher einem Staatsgericht vorgelegen hatte und von diesem abgewiesen worden war. Die Klage gegen die Gaskammer war beim Obersten Gericht des Staates Mississippi im

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