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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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würden. Adam lud ihn nach Memphis ein, und Lettner lud ihn ein, wieder mal nach Calico Rock zu kommen, damit sie zusammen angeln und trinken konnten. In diesem Moment war Adam von der Einladung alles andere als begeistert. Er bat Lettner, Irene zu grüßen, entschuldigte sich noch einmal dafür, daß er in der Waschküche eingeschlafen war, und dankte ihm abermals für seine Informationen.
    Er ließ die kleine Stadt hinter sich und steuerte den Wagen ganz vorsichtig um Kurven herum und zwischen den Bergen hindurch, immer noch darauf bedacht, seinen Magen nicht unnötig zu erschüttern.
    Als er Lees Wohnung betrat, mühte sie sich mit einem Nudelgericht ab. Der Tisch war mit Porzellan, Silber und frischen Blumen gedeckt. Es war ein Rezept für überbackene Manicotti, aber die Dinge liefen nicht gut in der Küche. In der vergangenen Woche hatte sie mehr als einmal gestanden, daß sie eine miserable Köchin war, und jetzt bewies sie es. Überall auf den Arbeitsplatten standen Töpfe und Pfannen herum. Ihre selten benutzte Schürze war mit Tomatensauce bespritzt. Sie lachten, als sie sich gegenseitig auf die Wange küßten, und sie sagte, im Gefrierschrank läge eine Pizza für den Fall, daß alles schiefgehen sollte.
    »Du siehst fürchterlich aus«, sagte sie plötzlich und betrachtete seine Augen.
    »Es war ein anstrengender Abend.«
    »Du riechst nach Alkohol.«
    »Ich hatte zwei Bloody Marys zum Frühstück. Und jetzt brauche ich noch eine.«
    »Die Bar ist geschlossen.« Sie ergriff ein Messer und bewegte sich zu einem Berg Gemüse. Eine Zucchini war das nächste Opfer. »Was hast du dort oben getan?«
    »Mich mit einem FBI-Mann betrunken. Auf dem Fußboden geschlafen, neben seiner Waschmaschine und seinem Trockner.«
    »Wie nett.« Fast hätte sie sich in den Finger geschnitten.
    Sie riß ihre Hand vom Hackbrett zurück und betrachtete den Finger. »Hast du die Zeitung schon gesehen?«
    »Nein. Sollte ich?«
    »Ja. Sie liegt da drüben.« Sie deutete auf eine Ecke des Frühstückstresens. »Etwas Schlimmes?«
    »Lies es.«
    Adam nahm die Sonntagsausgabe der Memphis Post und setzte sich auf einen Stuhl am Tisch. Auf der ersten Seite im zweiten Teil stieß er plötzlich auf sein lächelndes Gesicht. Es war ein vertrautes Foto, aufgenommen vor gar nicht langer Zeit, als er im zweiten Jahr in Michigan Jura studierte. Die Story nahm die halbe Seite ein, und sein Foto befand sich in Gesellschaft von vielen anderen - Sam natürlich, Marvin Kramer, Josh und John Kramer, Ruth Kramer, David McAllister, Justizminister Steve Roxburgh, Naifeh, Jeremiah Dogan und Mr. Elliott Kramer, Marvins Vater.
    Todd Marks war fleißig gewesen. Sein Artikel begann mit einer kurzgefaßten Geschichte des Falles, die eine ganze Spalte ausfüllte, dann ging er schnell zur Gegenwart über und rekapitulierte noch einmal die Story, die er bereits zwei Tage zuvor geschrieben hatte. Er hate etwas mehr biographisches Material über Adam ausgegraben - College in Pepperdine, Jurastudium in Michigan, Redakteur der Juristen-Zeitschrift, erst seit kurzem Mitarbeiter von Kravitz & Bane. Naifeh hatte wenig zu sagen, nur, daß die Hinrichtung in Übereinstimmung mit dem Gesetz erfolgen würde. McAllister hingegen war voller Weisheit. Er lebte seit dreiundzwanzig Jahren mit dem KramerAlptraum, erklärte er in feierlich gedämpftem Ton, und hatte, seit es passiert war, an jedem Tag seines Lebens daran gedacht. Er hatte die Ehre und den Vorzug gehabt, die Anklage gegen Sam Cayhall zu vertreten und den Killer seiner gerechten Strafe zuzuführen, und nur die Hinrichtung konnte unter dieses grauenhafte Kapitel der Geschichte von Mississippi den Schlußstrich zie hen. Nein, erklärte er nach ausgiebigem Nachdenken, eine Begnadigung kam überhaupt nicht in Frage. Das wäre nicht fair gegenüber den kleinen Kramer-Jungen. Und so weiter und so weiter.
    Auch Steve Roxburgh hatte das Interview offensichtlich genossen. Er stand bereit, um anzukämpfen gegen die letzten Versuche von Sam Cayhall und seinem Anwalt, die Hinrichtung zu vereiteln. Er und seine Mitarbeiter waren darauf gefaßt, achtzehn Stunden am Tag zu arbeiten, um die Wünsche des Volkes zu erfüllen. Diese Sache hat sich lange genug hingezogen, hatte er angeblich mehr als einmal gesagt, und es wird Zeit, daß die Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt. Nein, er machte sich keine Sorgen wegen irgendwelcher juristischen Herausforderungen von Seiten Sam Cayhalls. Er hatte Vertrauen in seine Fähigkeiten als Anwalt,

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