Die Kammer
Mitgliedern, daß sie erscheinen werden.«
»Was ist mit den vier, die heute morgen gegen mich gestimmt haben?«
Goodman grinste und schaute beiseite. »Raten Sie mal. Natürlich hat Rosen dafür gesorgt, daß seine Leute morgen erscheinen können.«
Adam hieb plötzlich mit beiden Händen auf den Tisch.
»Verdammt noch mal! Ich kündige.«
»Sie können nicht kündigen. Sie sind gerade entlassen worden.«
»Dann werde ich mich nicht wehren. Mistkerle!«
»Also, Adam... «
»Mistkerle!«
Goodman schwieg einen Moment, um Adam Zeit zum Abkühlen zu lassen. Er rückte seine Fliege zurecht und überprüfte das Wachstum seines Bartes. Er tippte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Dann sagte er: »Hören Sie, Adam, ich glaube, wir haben gute Aussichten morgen früh. Emmitt ist auch dieser Ansicht. Die Firma steht in dieser Sache hinter Ihnen. Wir halten für richtig, was Sie tun, und wir sind froh über die Publicity. Die Chicagoer Zeitungen haben hübsche Berichte gebracht.«
»Man könnte beinahe glauben, daß die Firma mich nach Kräften unterstützt.«
»Wir können diese Sache morgen ins reine bringen. Ich übernehme das Reden. Wycoff bekniet im Moment die Mitglieder des Ausschusses. Und wir haben andere Leute, die sie gleichfalls beknien.«
»Rosen ist nicht dumm, Mr. Goodman. Er will gewinnen, sonst nichts. Er macht sich nicht die geringsten Gedanken über mich, über Sam oder Sie oder sonst jemanden. Er will einfach gewinnen. Es ist ein Wettkampf, und ich wette, er hängt gerade am Telefon und versucht, Stimmen zu bekommen.«
»Dann sollten wir gegen diesen alten Spinner antreten. Wir sollten morgen bei dieser Sitzung erscheinen, zum Kampf entschlossen. Wir sollten Rosen als den bösen Buben hinstellen. Der Mann hat nicht viele Freunde, Adam.«
Adam ging zum Fenster und schaute durch die Jalousie hinaus. Auf der Mall unter ihm herrschte dichter Fußgängerverkehr. Es war fast fünf Uhr. Er besaß knapp fünftausend Dollar in einem Investmentfonds, und wenn er sehr sparsam war und gewisse Änderungen in seinem Lebensstil vornahm, würde das Geld vielleicht ein halbes Jahr reichen. Sein Gehalt betrug zweiundsechzigtausend, und in naher Zukunft etwas Gleichwertiges zu finden, würde schwierig sein. Aber er war nie ein Mensch gewesen, der sich wegen Geld den Kopf zerbrach, und er würde auch jetzt nicht damit anfangen. Viel mehr Sorgen machten ihm die nächsten drei Wochen. Nach zehn Tagen als Anwalt eines zum Tode Verurteilten wußte er, daß er Hilfe brauchte.
»Wie wird es zum Ende hin sein?« fragte er nach einem lastenden Schweigen.
Goodman erhob sich langsam und wanderte zu einem anderen Fenster. »Ziemlich wild. Die letzten vier Tage werden Sie nicht schlafen. Sie werden in alle Richtungen rennen. Die Gerichte sind unberechenbar. Das System ist unberechenbar. Sie reichen Petitionen und Berufungen ein, obwohl Sie genau wissen, daß sie sinnlos sind. Die Presse folgt Ihnen auf Schritt und Tritt. Und, was das wichtigste ist, Sie müssen so viel Zeit wie möglich mit Ihrem Mandanten verbringen. Es ist total irre und eine verdammt harte Zeit.«
»Also brauche ich Hilfe.«
»Oh ja. Allein schaffen Sie es nicht. Als Maynard Töle hingerichtet wurde, hatten wir einen Anwalt in Jackson, der das Büro des Gouverneurs im Auge behielt, einen im Büro des Kanzleivorstehers beim Bundesgericht in Jackson, einen in Washington und zwei im Todestrakt. Und deshalb müssen Sie morgen kämpfen, Adam. Sie brauchen die Firma und ihre Ressourcen. Allein können Sie es nicht schaffen. Dazu ist ein Team erforderlich.«
»Das ist wirklich ein Schlag ins Kontor.«
»Ich weiß. Vor einem Jahr waren Sie noch auf der Universität, und jetzt hat man Sie entlassen. Ich weiß, daß das weh tut. Aber glauben Sie mir, Adam, das war nur ein unglücklicher Zwischenfall. Das hat keinen Bestand. In zehn Jahren sind Sie Partner in unserer Firma, und dann sind Sie es, der junge Anwälte terrorisiert.«
»Darauf sollten Sie nicht wetten.«
»Machen wir uns auf den Weg nach Chicago. Ich habe zwei Tickets für eine Maschine um neunzehn Uhr fünfzehn. Halb neun sind wir in Chicago, und dann suchen wir uns ein nettes Restaurant.«
»Ich muß mir noch ein paar Sachen holen.«
»Gut. Wir treffen uns um halb sieben am Flughafen.« Die Sache war im Grunde schon entschieden, bevor die Sitzung begann. Elf Mitglieder des Personalausschusses waren anwesend, er war also beschlußfähig. Sie versammelten sich hinter verschlossenen Türen in
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