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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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an der Mall. Er hatte an einem Tisch eines Straßencafes geduldig gewartet, bis der schwarze Saab auftauchte und in ein nahegelegenes Parkhaus abbog. Er trug ein weißes Hemd mit Krawatte, eine Leinenhose und bequeme Slipper. Während er seinen Eistee trank, beobachtete er, wie Adam den Gehsteig entlangkam und das Gebäude betrat.
    Das Foyer war leer, als Wedge den Wegweiser studierte. Kravitz & Bane hatten ihre Geschäftsräume im dritten und vierten Stock. Es gab vier identische Fahrstühle, und er fuhr mit einem in den achten Stock hinauf. Dort gelangte er in eine schmale Diele. Rechts von ihm war eine Tür mit einem Messingschild, auf dem der Name einer Investmentfirma stand, und links zweigte ein Flur mit Türen ab, die zu allen möglichen Unternehmen führten. Neben dem Trinkwasserbehälter gab es eine Tür zum Treppenhaus. Er ging gelassen die acht Stockwerke hinunter und sah sich unterwegs die Türen genau an. Niemand kam ihm auf der Treppe entgegen. Er kehrte ins Foyer zurück, dann fuhr er mit einem anderen Fahrstuhl allein in den dritten Stock. Er lächelte die Empfangsdame an, die immer noch mit ihren Zeitschriften beschäftigt war, und war gerade im Begriff, sich nach dem Weg zu der Investmentfirma zu erkundigen, als das Telefon läutete und sie mit dem Gespräch zu tun hatte. Eine zweiflügelige Glastür trennte den Empfangsbereich von dem Zugang zu den Fahrstühlen. Er fuhr in den vierten Stock hinauf und fand eine ebensolche Tür, aber keine Empfangsdame. Die Tür war verschlossen. An der Wand rechts neben ihr befand sich eine kodierte Schließanlage mit neun numerierten Knöpfen.
    Er hörte Stimmen und trat ins Treppenhaus. Die Tür ließ sich weder von der einen noch von der anderen Seite abschließen. Er wartete einen Moment, dann schlüpfte er hindurch und trank einen Schluck Wasser. Eine Fahrstuhltür ging auf, und ein junger Mann in khakifarbener Hose und blauem Blazer schoß heraus, mit einem Pappkarton unter einem Arm und einem dicken Buch in der rechten Hand. Er strebte auf die Kravitz-&Bane-Tür zu. Dabei summte er laut vor sich hin und bemerkte nicht, daß Wedge hinter ihn trat. Er blieb stehen und balancierte das juristische Werk auf dem Karton, um die rechte Hand zum Eingeben des Codes freizubekommen. Sieben, sieben, drei, und bei jeder Ziffer gab die Schließanlage einen Piepton von sich. Wedge war nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt, schaute ihm über die Schulter und merkte sich den Code.
    Der junge Mann ergriff schnell das Buch und war im Begriff, sich umzudrehen, als Wedge ihn leicht anrempelte und sagte: »Oh, bitte entschuldigen Sie. Ich wollte nicht...« Er trat einen Schritt zurück und betrachtete die Schrift über der Tür. »Das ist nicht der Riverbend Trust«, sagte er, verblüfft und verwirrt.
    »Nein. Das ist Kravitz & Bane.«
    »Welcher Stock ist das hier?« fragte Wedge. Etwas klickte, und die Tür war frei.
    »Der vierte. Riverbend Trust ist im achten.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Wedge abermals, jetzt verlegen und beinahe bekümmert. »Muß im falschen Stock ausgestiegen sein.«
    Der junge Mann runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, dann öffnete er die Tür.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Wedge zum drittenmal, während er zurücktrat. Die Tür schloß sich, und der junge Mann war verschwunden. Wedge fuhr mit dem Fahrstuhl ins Foyer hinunter und verließ das Gebäude.
    Er fuhr aus der Innenstadt heraus und zehn Minuten lang nach Osten und Norden, bis er in einen Stadtteil mit Sozialwohnungen kam. Er bog auf den Parkplat neben Auburn House ab und wurde von einem uniformierten Wachmann angehalten. Er wollte nur wenden, erklärte er, hatte sich verfahren, und es tat ihm sehr leid. Als er auf die Straße zurücksetzte, sah er, daß der burgunderfarbene Jaguar, der Lee Booth gehörte, zwischen zwei Kleinwagen stand.
    Er fuhr in Richtung Fluß, wieder auf die Innenstadt zu, und zwanzig Minuten später hielt er an einem verlassenen Lagerhaus aus roten Ziegelsteinen auf dem Steilufer an. In seinem Wagen sitzend, wechselte er schnell in ein gelbbraunes Hemd mit blauer Einfassung an den kurzen Ärmeln und dem über der Tasche aufgenähten Namen Rusty. Dann bewegte er sich schnell, aber unauffällig zu Fuß um die Ecke des Gebäudes herum und durch dichtes Gestrüpp hindurch einen Abhang hinunter, bis er ein Gebüsch erreicht hatte. Unter einem kleinen Baum suchte er Schutz vor der sengenden Sonne und wartete, bis er wieder zu Atem gekommen war. Vor ihm lag eine

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