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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Öländer darauf hin, daß sein Büro eine Checkliste aller in letzter Miaute noch möglichen Anträge und Eingaben besaß und er und seine überaus fähigen Mitarbeiter jeden Fall im Auge behielten und darauf achteten, daß alle möglichen Eingaben gemacht wurden. Und wenn irgendwo ein Anwalt eine Möglichkeit übersah, dann würden sie diesen Anwalt sogar darauf hinweisen, daß er etwas vergessen hatte. Ob Adam eine Kopie ihrer Checkliste haben wollte?
    Nein, erklärte Adam, er hätte bereits eine Kopie. E. Garner Goodman war absoluter Experte, wenn es um Eingaben in letzter Minute ging.
    Auch gut, sagte Mr. Öländer. Mr. Cayhall blieben noch sechzehn Tage, und natürlich kann in sechzehn Tagen eine Menge passieren. Aber seiner bescheidenen Meinung nach war Mr. Cayhall von fähigen Anwälten vertreten und die Angelegenheit gründlich und durch alle Instanzen verhandelt worden. Es würde ihn überraschen, erklärte er, wenn noch einmal ein Aufschub gewährt werden würde.
    Was Sie nicht sagen, dachte Adam.
    Mr. Öländer und seine Mitarbeiter verfolgten sehr eingehend einen Fall in Texas, erklärte er. Die Hinrichtung war auf einen Tag vor der von Sam angesetzt, aber seiner Meinung nach bestanden gute Aussichten auf einen Aufschub. In Florida war eine zwei Tage nach der von Mr. Cayhall geplant, in Georgia zwei eine Woche später, aber, nun ja, wer weiß. Er oder einer seiner Mitarbeiter würden zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar sein, und in den letzten zwölf Stunden vor der Hinrichtung würde er persönlich am Telefon sitzen.
    Sie können mich jederzeit anrufen, sagte er und beendete das Gespräch mit einem kurzen Versprechen, daß er für Adam und seinen Mandanten die Dinge so einfach wie möglich machen würde.
    Adam knallte den Hörer auf und wanderte in seinem Büro umher. Seine Tür war abgeschlossen, und auf dem Flur wurde eifrig der Montagmorgen-Klatsch ausgetauscht. Sein Gesicht war gestern abermals in der Zeitung erschienen, und er wollte nicht gesehen werden. Er rief Auburn House an und fragte nach Lee Booth, aber sie war nicht da. Er rief in ihrer Wohnung an, und sie meldete sich nicht. Er rief in Parchman an und informierte den Wachhabenden am Haupttor, daß er gegen eins kommen würde.
    Dann setzte er sich vor seinen Computer und rief eines seiner momentanen Projekte auf, eine kurzgefaßte Chronologie von Sams Fall.
    Die Jury von Lakehead County verurteilte Sam am 12. Februar 1981 und verkündete zwei Tage später seine Verurteilung zum Tode. Er legte sofort beim Gericht des Staates Mississippi Revision ein, wobei er alle möglichen Beschwerden gegen den Prozeß und die Anklagevertretung vorbrachte, das Hauptgewicht aber auf die Tatsache legte, daß der Prozeß fast vierzehn Jahre nach dem Bombenanschlag stattgefunden hatte. Sein Anwalt, Benjamin Keyes, wies mit allem Nachdruck darauf hin, daß Sam kein rascher Prozeß zuteil geworden und er der mehrfachen Strafverfolgung ausgesetzt gewesen war, weil man ihn für dasselbe Verbrechen dreimal vor Gericht gestellt haue. Keyes' Argumentation schien unwiderleglich. Das Gericht des Staates Mississippi war heftig zerstritten in der Sache, und am 23. Juli 1982 verkündete es ein nicht einstimmiges Urteil, in dem Sams Verurteilung bestätigt wurde. Fünf Richter stimmten für die Bestätigung, drei dagegen, und einer enthielt sich der Stimme.
    Daraufhin stellte Keyes beim Obersten Bundesgericht einen Antrag auf Zulassung der Re vision, womit er das Gericht de facto aufforderte, Sams Fall zu überprüfen. Da das Oberste Bundesgericht einem solchen Antrag nur sehr selten stattgibt, war es fast eine Überraschung, als es sich am 4. März 1983 bereit erklärte, Sams Verurteilung zu überprüfen.
    Das Oberste Bundesgericht war sich über das Problem der mehrfachen Strafverfolgung fast ebenso uneins wie das Gericht des Staates Mississippi, gelangte aber trotzdem zu demselben Ergebnis. Die ersten beiden Jurys, die über Sam zu urteilen hatten, hatten sich hoffnungslos festgefahren, verunsichert durch die Machenschaften von Clovis Brazelton. Deshalb genoß Sam nicht den Schutz des im Fünften Verfassungszusatz enthaltenen Verbots der mehrfachen Strafverfolgung. Er war von keiner der beiden Jurys freigesprochen worden. Beide hatten kein Urteil gefällt, und deshalb war eine neuerliche Anklage völlig verfassungskonform. Am 21. September 1983 entschied das Oberste Bundesgericht mit sechs gegen drei Stimmen, daß Sams Verurteilung Rechtens war.
    Keyes stellte

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