Die Kammer
sofort Antrag auf erneute Verhandlung, der jedoch abgelehnt wurde.
Sam hatte Keyes engagiert, damit er ihn beim Prozeß vertrat und, falls erforderlich, bei der Revision vor dem Gericht des Staates Mississippi. Als das Oberste Bundesgericht die Verurteilung bestätigte, arbeitete Keyes inzwischen unentgeltlich. Sein Vertrag über juristische Vertretung war abgelaufen, und er schrieb Sam einen langen Brief und erklärte, es wäre jetzt an der Zeit, daß Sam andere Abmachungen traf. Das sah Sam ein.
Keyes schrieb außerdem einen Brief an einen Anwaltskollegen in Washington, der für die Amerikanische Bürgerrechtsvereinigung arbeitete, und dieser wiederum schrieb einen Brief an seinen Freund E. Garner Goodman bei Kravitz & Bane in Chicago. Der Brief landete genau im rechten Moment auf Garners Schreibtisch. Sam war verzweifelt; die Zeit lief ihm davon. Goodman war auf der Suche nach einem profcmoProjekt. Sie wechselten Briefe, und am 18. Dezember 1983 reichte Wallace Tyner, ein Partner, der bei Kravitz & Bane in der Abteilung für Wirtschaftsverbrechen arbeitete, beim Gericht des Staates Mississippi im Rahmen des Rechtsschutzes für bereits Verurteilte eine neuerliche Klage ein.
Tyner verwies auf zahlreiche Verfahrensfehler bei Sams Prozeß, darunter die Zulassung der grausigen Fotos der Leichen von Josh und John Kramer als Beweismaterial. Er attackierte die Auswahl der Geschworenen und behauptete, daß McAllister systematisch Schwarzen den Vorzug vor Weißen gegeben hatte. Er behauptete, daß ein fairer Prozeß nicht möglich gewesen war, weil sich das gesellschaftliche Umfeld im Jahre 1981 erheblich von dem im Jahre 1967 unterschied. Er behauptete, die Wahl des Verhandlungsortes durch den Untersuchungsrichter wäre unfair gewesen. Er machte abermals die strittigen Punkte der mehrfachen Strafverfolgung und des Rechtes auf einen Prozeß innerhalb angemessener Zeit geltend. Alles in allem enthielt die Klageschrift von Tyner und Garner Goodman acht verschiedene Kernpunkte. Sie erklärten jedoch nicht, daß Sam unter unzulänglicher Recht sberatung beim Prozeß gelitten hatte, die von zum Tode Verurteilten am häufigsten vorgebrachte Behauptung. Sie hatten es vorgehabt, aber Sam ließ es nicht zu. Er weigerte sich anfangs sogar, die Klageschrift zu unterschreiben, weil darin Benjamin Keyes angegriffen wurde, ein Anwalt, von dem Sam eine sehr hohe Meinung hatte.
Am 1. Juni 1985 wies das Gericht des Staates Mississippi die Klage in sämtlichen Punkten ab. Tyner wandte sich abermals an das Oberste Bundesgericht, aber der Fall wurde nicht zugelassen. Dann reichte er beim Bundes-Bezirksgericht in Mississippi Sams erste Petition auf gerichtliche Anordnung eines Haftprüfungstermins und Aufschub der Hinrichtung ein. Die Petition war ziemlich dick und enthielt alle bereits vor dem Gericht des Staates geltend gemachten Einwände.
Zwei Jahre später, am 3. Mai 1987, wies das Bezirksgericht die Petition ab, und Tyner legte beim Fünften BundesBerufungsgericht in New Orleans Revision ein, das schließlich die Abweisung durch das untergeordnete Gericht bestätigte. Am 20. März 1988 stellte Tyner beim Fünften Berufungsgericht einen Antrag auf neuerliche Verhandlung, der gleichfalls abgewiesen wurde. Am 3. September 1988 marschierten Tyner und Goodman abermals vors Oberste Bundesgericht und stellten Antrag auf Zulassung der Revision. Eine Woche später schrieb Sam den ersten von vielen Briefen an Goodman und Tyner, in denen er ihnen drohte, sie zu entlassen.
Am 14. Mai 1989 gewährte das Oberste Bundesgericht Sam seinen letzten Aufschub, in Anbetracht eines Falles in Florida, in dem das Gericht die Revision zugelassen und einer neuerlichen Verhandlung zugestimmt hatte. Tyner argumentierte mit Erfolg, daß der Fall in Florida ähnliche Probleme aufwarf, und das Oberste Bundesgericht gewährte in mehreren Dutzend Fällen im ganzen Land einen Aufschub der Vollstreckung der Todesstrafe.
Während das Oberste Bundesgericht den Florida-Fall hinauszögerte und diskutierte, wurde in Sams Fall nichts unternommen. Sam dagegen hatte seine eigenen Bemühungen gestartet, Kravitz & Bane loszuwerden. Er stellte selbst ein paar unbeholfene Anträge, die alle rasch abgewiesen wurden. Er schaffte es jedoch, eine Entscheidung des Fünften Berufungsgerichts zu erlangen, die der prob ono-Tätigkeit seiner Anwälte ein Ende machte. Am 29. Juni 1990 gestattete ihm das Fünfte Berufungsgericht, sich selbst zu vertreten, und Garner Goodman schloß die
Weitere Kostenlose Bücher