Die Kammer
fragte McAllister.
»Nun, offen gestanden, Sir, wir wollen nicht, daß die Öffentlichkeit sieht, wie Ruth Kramer über ihre kleinen Jungen redet.« Goodman beobachtete sie, als er das vorbrachte. Der wahre Grund war ein ganz anderer. Adam war überzeugt, daß die einzige Möglichkeit, Sam zu einem Gnadengesuch zu bewegen, das Versprechen war, daß die Anhörung kein öffentliches Spektakel werden würde. Wenn eine solche Anhörung nichtöffentlich war, konnte Adam Sam vielleicht davon überzeugen, daß McAllister keine Chance hatte, eine große Schau zu seinen Gunsten abzuziehen.
Goodman kannte Dutzende von Leuten überall im Lande, die gern von heute auf morgen nach Jackson kommen würden, um für Sam auszusagen. Er hatte gehört, wie diese Leute in letzter Minute überzeugende Argumente gegen die Todesstrafe vorbrachten. Nonnen, Priester, Geistliche, Psychologen, Sozialarbeiter, Schriftsteller, Professoren und zwei frühere Todestrakt-Insassen. Dr. Swinn würde aussagen, in welch grauenhafter Verfassung Sam sich befand, und er selbst würde hervorragende Arbeit leisten bei dem Versuch, den Gouverneur zu überzeugen, daß der Staat im Begriff war, einen geistig Debilen zu töten.
In den meisten Staaten hat der Verurteilte das Recht auf eine Anhörung über ein Gnadengesuch in letzter Minute. In Mississippi lag eine solche Anhörung im Ermessen des Gouverneurs.
»Nun, das leuchtet mir ein«, sagte der Gouverneur tatsächlich. »Die Sache erregt ohnehin schon genügend Aufsehen«, sagte Goodman, wohl wissend, daß der Gouverneur dem bevorstehenden Medienrummel entgegenfieberte. »Eine öffentliche Anhörung wäre für niemanden von Vorteil.« Mona, die standhafte Befürworterin öffentlicher Anhörungen, runzelte noch heftiger die Stirn und schrieb etwas in Blockbuchstaben. McAllister war tief in Gedanken versunken. »Ob nun öffentlich oder nichtöffentlich«, sagte er, »es gibt keinen stichhaltigen Grund für eine derartige Anhörung, sofern Sie und Ihr Mandant nicht etwas Neues vorzubringen haben. Ich kenne diesen Fall, Mr. Goodman. Ich habe den Rauch gerochen. Ich habe die Leichen gesehen. Ich kann meine Einstellung nicht ändern, sofern es nicht etwas Neues gibt.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel ein Name. Nennen Sie mir den Namen von Sams Komplizen, und ich werde einer Anhörung zustimmen. Damit wir uns nicht mißverstehen - ich kann keine Begnadigung versprechen, nur eine reguläre Anhörung über ein Gnadengesuch. Andernfalls wäre es Zeitverschwendung.«
»Glauben Sie, daß es einen Komplizen gegeben hat?« fragte Goodman.
»Wir haben es immer vermutet. Was meinen Sie?«
»Weshalb ist das wichtig?«
»Es ist wichtig, weil ich die endgültige Entscheidung treffe, Mr. Goodman. Wenn die Gerichte ihre Arbeit getan haben und die Uhr am Dienstagabend abläuft, bin ich der einzige Mensch auf der Welt, der sie anhalten kann. Wenn Sam die Todesstrafe verdient hat, habe ich keine Probleme damit, in aller Ruhe dazusitzen, während es passiert. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann sollte die Hinrichtung gestoppt werden. Ich bin ein junger Mann. Ich will nicht, daß mich diese Sache für den Rest meines Lebens verfolgt. Ich will die richtige Entscheidung treffen.«
»Aber wenn Sie glauben, daß es einen Komplizen gegeben hat, und das tun Sie offensichtlich, weshalb stoppen Sie sie dann nicht sowieso?«
»Weil ich ganz sicher sein möchte. Sie waren viele Jahre sein Anwalt. Glauben Sie, daß er einen Komplizen hatte?«
»Ja. Wir waren immer überzeugt, daß sie zu zweit waren. Ich weiß nicht, wer der Anführer war und wer der Komplize, aber Sam hatte Hilfe.«
McAllister beugte sich näher an Goodman heran und sah ihm in die Augen. »Mr. Goodman, wenn Sam mir die Wahrheit sagt, dann werde ich eine nichtöffentliche Anhörung ans etzen und eine Begnadigung in Erwägung ziehen. Ich verspreche Ihnen nicht das geringste, verstehen Sie, nur daß die Anhörung stattfinden wird. Andernfalls gibt es in dieser Geschichte nichts Neues.«
Mona und Larramore schrieben schneller als Gerichtsreporter. »Sam behauptet, er sagt die Wahrheit.«
»Dann vergessen Sie die Anhörung. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann.«
Goodman seufzte frustriert, behielt aber sein Lächeln bei.
»Also gut, wir werden noch einmal mit ihm reden. Können wir morgen hier noch einmal zusammenkommen?«
Der Gouverneur sah Mona an, die einen Taschenkalender konsultierte und den Kopf schüttelte, als wäre morgen hoffnungslos, angefüllt mit
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