Die Kammer
of Law. Ein Professor dort, ein Mann namens John Bryan Glass, lehrte Straf- und Verfahrensrecht und hatte außerdem begonnen, wissenschaftliche Artikel gegen die Todesstrafe zu veröffentlichen. Goodman wollte ihn kennenlernen und herausfinden, ob der Professor vielleicht ein paar intelligente Studenten hatte, die sich für ein Forschungsprojekt interessierten.
Der Professor war an diesem Tag schon gegangen, sollte aber am Donnerstag um neun Uhr eine Vorlesung halten. Goodman schaute sich die Bibliothek des Colleges an, dann verließ er das Gebäude. Er fuhr ein paar Blocks zum Old State Capitol Building, nur um die Zeit totzuschlagen, und schloß sich einer Führung an. Sie dauerte eine halbe Stunde, von der die Hälfte in der Bürgerrechts-Ausstellung im Erdgeschoß verbracht wurde.
Er fragte die Verkäuferin im Andenkenladen nach einer Unterkunft, und sie schlug das Millsaps-Buie House vor, ungefähr eine Meile die Straße hinunter. Er fand das reizvolle Gebäude aus dem späten neunzehnten Jahrhundert genau dort, wo sie es ihm beschrieben hatte, und nahm das letzte freie Zimmer. Das Haus war makellos restauriert und mit Möbeln der entsprechenden Epoche eingerichtet. Der Butler machte ihm einen Scotch mit Wasser zurecht, und er nahm ihn mit in sein Zimmer.
39
A uburn House wurde um acht Uhr geöffnet. Ein lustloser Wachmann in einer schäbigen Uniform schloß das Tor zur Einfahrt auf, und Adam war der erste, der auf den Parkplatz fuhr. Er wartete zehn Minuten in seinem Wagen, bis ein weiterer in der Nähe anhielt. In der Frau hinter dem Steuer erkannte er die Beraterin, der er zwei Wochen zuvor in Lees Büro vorgestellt worden war. Er trat ihr entgegen, als sie das Haus durch einen Seiteneingang betreten wollte. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er. »Wir sind uns schon einmal begegnet. Ich bin Adam Hall, Lees Neffe. Es tut mir leid, aber ich weiß Ihren Namen nicht mehr.«
Die Dame hielt einen abgeschabten Aktenkoffer in der einen und eine braune Einkaufstüte in der anderen Hand. Sie lächelte und sagte: »Joyce Cobb. Ich erinnere mich. Wo ist Lee?«
»Ich weiß es nicht. Ich hatte gehofft, Sie wüßten etwas. Sie haben nichts von ihr gehört?«
»Nein. Nichts seit Dienstag.«
»Dienstag? Haben Sie sie am Dienstag gesehen?«
»Sie hat hier angerufen, aber ich habe nicht mit ihr gesprochen. Das war der Tag, an dem die Zeitung diese Geschichte über ihre Trunkenheit am Steuer brachte.«
»Wo war sie da?«
»Das hat sie nicht gesagt. Sie wollte die Geschäftsstellenleiterin sprechen, sagte, sie würde eine Weile nicht kommen, brauchte ein bißchen Hilfe und dergleichen. Kein Wort davon, wo sie war oder wann sie wiederkommen würde.«
»Was ist mit den Frauen, die sie betreut?«
»Wir haben sie mit übernommen. Es ist schon so ziemlich mühsam, aber irgendwie werden wir es schon schaffen.«
»Lee würde diese Mädchen nicht im Stich lassen. Halten Sie es für möglich, daß sie in den letzten Tagen mit der einen oder anderen von ihnen gesprochen hat?«
»Nein. Die meisten dieser Mädchen haben kein Telefon. Und Lee würde ganz bestimmt nicht in eine dieser Wohnungen gehen. Wir kümmern uns um ihre Mädchen, und ich weiß, daß sie nicht mit ihr gesprochen haben.«
Adam trat einen Schritt zurück und warf einen Blick auf das Tor. »Ich verstehe. Ich muß sie unbedingt finden. Ich mache mir Sorgen um sie.«
»Sie kommt schon wieder in Ordnung. Sie hat das schon einmal getan, und danach war sie wieder die alte.« Joyce hatte es plötzlich eilig, im Gebäude zu verschwinden. »Wenn ich etwas höre, gebe ich Ihnen Bescheid.«
»Bitte, tun Sie das. Ich wohne bei ihr.«
»Ich weiß.«
Adam dankte ihr und fuhr davon. Um neun war er im Büro und unter Papier begraben.
Colonel Nugent saß am Kopfende eines langen Tisches in einem Zimmer, in dem sich Wärter und anderes Gefängnispersonal drängten. Der Tisch stand auf einer dreißig Zentimeter hohen Plattform, und an der Wand dahinter hing eine große Tafel. In einer Ecke stand ein tragbares Podium. Viele Stühle rechts von ihm waren leer, so daß die auf Klappstühlen sitzenden Wärter und Angestellten die Gesichter der wichtigeren Persönlichkeiten zu seiner Linken sehen konnten. Morris Henry vom Büro des Justizministers war da, mit dicken Aktenstapeln vor sich. Lucas Mann saß am entgegengesetzten Ende und machte sich Notizen. Neben Henry saßen zwei stellvertretende Direktoren, und neben Lucas ein Lakai vom Büro des Gouverneurs.
Nugent sah auf die
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